Neobroker für Frauen gescheitert: Fina gibt nach nur zwei Jahren auf
Exklusiv: Das Berliner Fintech Fina wollte die Geldanlage für eine weibliche Zielgruppe attraktiv machen, diverse Szene-Promis stiegen ein. Nun wurde der Betrieb eingestellt – kein Einzelfall in dem Segment.
Am Ende bleibt von der geplanten weiblichen Finanzrevolution nur eine Fehlerseite übrig. „404 – Page not found“, heißt es auf der Website des Berliner Fintechs Fina seit einigen Wochen. Wie Gründerin Léonie Rivière auf Anfrage von Finance Forward bestätigt, hat das Unternehmen sein Angebot bereits im August eingestellt. Zu den genauen Hintergründen wollte sich Rivière nicht äußern.
Heimlicher Strategieschwenk ohne Erfolg
Die 31-Jährige hatte Fina vor zwei Jahren gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Tim Oliver Pietsch gegründet. Das Ziel: Menschen per App nicht nur zu Finanzen und Vermögensaufbau weiterbilden, sondern auch direkt Anlageoptionen bieten, etwa in Form von Aktien und ETFs. Das Unternehmen kooperierte dazu mit der Solarisbank. Vor allem Frauen sollte das Angebot ansprechen. Der Idee lag die Annahme zugrunde, dass es ihnen besonders schwer falle, sich mit privater Geldanlage zu beschäftigen. Fina-Gründerin Rivière führte dies unter anderem auf mangelndes Selbstbewusstsein zurück.
Dass es bei Fina schon länger nicht mehr nach Plan lief, zeichnete sich bereits vergangenes Jahr ab. Der ursprünglich für Sommer 2022 geplante Start verzögerte sich, dazu verließ Mitgründer und Technikchef Tim Oliver Pietsch das Unternehmen. Frauen als Hauptzielgruppe traten in der Folge in den Hintergrund. Stattdessen schwenkte Fina auf ein Krypto-Angebot um, wie frühere Versionen der Website im Internetarchiv zeigen. Auf seinem Instagram-Kanal veröffentlichte das Fintech zuletzt hauptsächlich Erklärvideos zu Bitcoin, NFTs oder Blockchain. Der letzte Post liegt inzwischen über ein halbes Jahr zurück. Ein Hinweis, dass dieser Strategiewechsel ebenfalls nicht erfolgreich war.
Weiterer Wettbewerber gibt auf
Das Schicksal teilt Fina indes mit einem anderen Wettbewerber. Im Juni hatte das ebenfalls prominent gefundete Fintech Vitamin (vormals Alice) seinen Service eingestellt, wie der Branchenblog Paymentandbanking berichtete. Gründerin Andrea Fernandez machte dafür unter anderem die mangelnde Investitionsbereitschaft verantwortlich. „Es hat nicht ausgereicht, die überwiegend männlichen Investoren davon zu überzeugen, dass Frauen ein spezielles Finanzprodukt brauchen“, schrieb sie bei Linkedin.
Ist der Hype um Female Finance, wie der Trend zu einem wachsenden Bewusstsein für die finanziellen Bedürfnisse von Frauen genannt wird, also schon vorbei? Der Kreis an Fintechs mit entsprechenden Angeboten wird jedenfalls kleiner. Hierzulande sind momentan etwa noch Finmarie und Financery aktiv. Sie hätten es weiterhin schwer, wie in der Branche zu hören ist – vor allem, weil die Angebote abgesehen vom schwierigen Investitionsklima leicht austauschbar wirken. Denn egal ob Aktien oder ETFs – am Ende sind die beworbenen Finanzprodukte für Frauen wie Männer meist dieselben.