Das Fabit-Gründerteam Susanne Krehl, Robert Heim und Ralf-Michael Schmidt (Bild: PR).

Finanz-App Fabit muss Insolvenz anmelden

Exklusiv: Nach einer geplatzten Finanzierungsrunde schlittert die Finanz-App Fabit in die Insolvenz. Doch es gibt offenbar Hoffnung – Gespräche mit Kaufinteressenten würden bereits laufen. Gründerin Susanne Krehl hatte die App gestartet, um Menschen mit Geldproblemen zu helfen.

Die schlechte Lage der Fintech-Branche führt zu einer nächsten Pleite: Die Finanz-App Fabit hat Anfang der Woche einen Insolvenzantrag eingereicht. Eine Finanzierungsrunde sei geplatzt, heißt es vom Unternehmen. „Es ist uns nach einer kurzfristig gescheiterten Seed-Runde nicht gelungen, im aktuell angespannten Marktumfeld rechtzeitig einen Investor für Fabit zu finden“, sagt Gründerin Susanne Krehl.

Krehl hatte Fabit im Juni 2021 zusammen mit Robert Heim und Ralf-Michael Schmidt gegründet. Die Idee war es, Menschen mit Geldproblemen per App zu helfen, beispielsweise um Schulden abzubauen. Dabei orientierte sich das Startup an Fitness- und Diät-Apps wie Freeletics oder Noom. „Wir haben uns immer gefragt, warum es das für die Finanzen nicht gibt“, sagte Krehl zum Start im Podcast von Finance Forward.

Thema immer noch „stigmatisiert“

Das Startup wuchs auf 22.000 Kundinnen und Kunden. Aussichtsreiche Partnerschaften mit der Auskunftei Schufa und Inkasso-Unternehmen wie Coeo und Pair Finance sollten das Wachstum beschleunigen. Über Inkasso-Partner wie Coeo sollten säumige Zahler direkt mit der Mahnung einen Hinweis auf Fabit erhalten, um so leichter aus einer Schuldenfalle zu kommen.

Susanne Krehl, die in der Fintech-Szene exzellent vernetzt ist, traf mit der Idee einen Nerv. Nach ihrer Karriere beim Payment-Startup Barzahlen nahm sie sich mit Fabit ein Thema vor, dass immer noch vernachlässigt wird. Während der Bereich Finanzbildung langsam Fahrt aufnehme, seien der „richtige Umgang mit Geld und Schulden noch immer Tabuthemen und gesellschaftlich stigmatisiert“, sagt Krehl. Das Unternehmen gewann mehrere Preise – erst vor wenigen Tagen zeichnete das Handelsblatt Susanne Krehl mit dem „Diamond Star Award“ aus.

Viele Startups schauen nach Alternativen

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter hat das Gericht Torsten Martini bestellt, der schon bei Startup-Insolvenzen wie dem Robo-Advisor Cashboard oder dem Software-Anbieter Zenloop involviert war. Zusammen mit Martini arbeite das Gründerteam bereits an einer Lösung für die 22.000 Nutzerinnen und Nutzer der App. „Wir sind (…) zuversichtlich, dass wir Fabit und seine Mission weiterführen können, da wir uns bereits mit einigen Kaufinteressenten in Gesprächen befinden“, so Krehl. Acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt Fabit aktuell.

Schon in den vergangenen Wochen gab es einige Zusammenschlüsse, Abwicklungen und Pleiten in der Szene. Das beschreibt auch der Fintech-Investor Simon Schmincke im aktuellen Finance-Forward-Podcast. Viele Fintech-Startups müssten sich nach Alternativen umsehen, wenn sie eine Finanzierungsrunde nicht mehr zusammenbekommen.