Die Fabit-Gründerin Susanne Krehl (Bild: PR)

Finanzcoach-Startup Fabit steht vor Auflösung

Exklusiv: Fabit wollte Menschen helfen, ihre Finanzen in den Griff zu bekommen. Nun steht die Firma wegen Geldnöten selbst vor dem Aus. Gespräche mit Kaufinteressenten sind gescheitert.

Das insolvente Fintech Fabit steht offenbar kurz vor der Auflösung. Gründerin Susanne Krehl hatte sich im Herbst noch optimistisch gezeigt, einen Käufer für die Finanzcoaching-App zu finden, der die App gegebenenfalls unter anderem Namen weiterführen würde. Die Gespräche mit potenziellen Käufern sind laut Fabits Insolvenzverwalter Torsten Martini jedoch gescheitert.

„Es fand sich leider kein Interessent für das Unternehmen oder die Software“, teilt Martini gegenüber Finance Forward mit. Dem Vernehmen nach lag dies wohl auch an der niedrigen Zahl von zahlenden Kunden.

Insolvenzverfahren scheitert „mangels Masse“

Die Fabit-Geschäftsführung hatte Ende September Insolvenz angemeldet, wie Finance Forward exklusiv berichtete. Gründerin Krehl begründete die Schieflage damals mit einer kurzfristig geplatzten Finanzierungsrunde: Es sei nicht gelungen, „im aktuell angespannten Marktumfeld rechtzeitig einen Investor für Fabit zu finden.“

Im Rahmen des Insolvenzverfahren wollte Fabit eigentlich einen Käufer finden. Kurz vor Weihnachten dann die Wende: Das Gericht wies den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens „mangels Masse“ ab.

Das heißt: Das Vermögen der Firma reicht nicht mehr aus, um die voraussichtlichen Kosten für das Gerichts und den Insolvenzverwalter zu decken. Diese liegen in der Regel bei 5.000 bis 10.000 Euro, je nach Größe des Verfahrens. Damit bleibe nur noch die Auflösung des Startups, sagt Insolvenzverwalter Martini. „Jetzt wird die Gesellschaft irgendwann aus dem Register gelöscht“, so der Fachmann.

Fabit-Mitgründerin Susanne Krehl wollte die Entwicklungen auf Anfrage von Finance Forward nicht kommentieren.

Viel Zuspruch für Schuldenhilfe

Die ehemalige Barzahlen.de-Managerin hatte Fabit im Juni 2021 zusammen mit Robert Heim und Ralf-Michael Schmidt gegründet. Das Fintech positionierte sich als digitaler Finanzcoach für Menschen mit Geldsorgen: In der Fabit-App konnten Nutzer etwa ein Haushaltsbuch führen, Budgets erstellen oder einen persönlichen Finanzplan anlegen. Rund 22.000 Kunden nutzten das Angebot zuletzt.

Die Gründer hatten sich mit Fabit auf die Fahne geschrieben, den richtigen Umgang mit Schulden zu entstigmatisieren – und adressierten damit auch ein gesellschaftliches Problem. Dafür ernteten sie viel Zuspruch.

Das Handelsblatt zeichnete Mitgründerin Krehl noch kurz vor der Pleite mit dem Diamond Star Award in der Kategorie „Women in Banking & Fintech“ aus. Auch das Wirtschaftsmagazin Capital (ein Joint-Venture-Partner von Finance Forward) hatte Krehl 2021 in der „Top 40 unter 40“ im Bereich Unternehmertum gewürdigt.

Abschied von Kunden

Auf der eigenen Webseite hat sich Fabit bereits im Oktober von seinen Kunden verabschiedet. „Unglücklicherweise sind wir aktuell nicht in der Lage, unsere Mission fortzuführen“, heißt es dort.

Aufgrund der Insolvenz könne man die Serverkosten nicht begleichen, weshalb die App abgeschaltet würde. Das Unternehmen kündigte an, alle Kundendaten „vollständig“ zu löschen. In den App Stores von Google und Apple ist Fabit inzwischen nicht mehr zu finden.