Exporo-CEO Simon Brunke (Bild: PR)

Upvest raus, Tangany rein: Exporo wechselt Token-Dienstleister

Exklusiv: Mit Exporo verliert das Berliner Fintech Upvest seinen größten Kunden. Der Immobilien-Schwarmfinanzierer setzt fortan auf den Verwahrungsdienstleister Tangany aus München.

Paukenschlag in der Immo-Crowdfunding und Krypto-Szene: Nach Informationen von Finance Forward und Finanz-Szene wechselt der Immobilien-Schwarmfinanzierer Exporo seinen Dienstleister für die Verwahrung und den Handel sogenannter Token. Betroffen ist laut unternehmensnahen Kreisen ein Anlagevolumen von rund 150 Millionen Euro. „Wir wechseln den Dienstleister, der die Wallets für die Token-Verwahrung bereitstellt, von bisher Upvest auf in Zukunft Tangany“, heißt es in einem Schreiben, das Exporo-Kunden am späten Freitag zugestellt wurde und von allen beteiligten Seiten als authentisch bestätigt worden ist.

Exporo hatte im Sommer 2019 damit begonnen, die Anlage in Immobilien und Immobilienforderungen zu tokenisieren und digitale Wertpapiere auszugeben, die in der Blockchain Ethereum verwahrt und dort gehandelt werden. Als Partner fungierte dabei vom Start weg das Berliner Fintech Upvest. Die Tokenisierung sollte Kosten sparen gegenüber der klassischen Ausgabe, Verwaltung und dem Handel von Wertpapieren oder Schuldverschreibungen.

Dass das System allerdings auf der Ethereum-Blockchain basiert, erweist sich nun dem Vernehmen nach als Kostentreiber, der dazu führen könnte, dass Exporo oder den Kunden die steigenden Kosten für Transaktionen auf Ethereum-Basis weiterbelastet werden (könnten). Das Interesse an öffentlichen Blockchains wie der von Exporo genutzten Ethereum-Blockchain „und damit einhergehend auch das tägliche Transaktionsvolumen und die Transaktionskosten“ seien „stark angestiegen“, heißt es im dem Exporo-Kundenschreiben.

Wie viel Geschäft hat Upvest ohne Exporo?

Darin werden die Kunden aufgefordert, dem Wechsel zum neuen Wallet-Dienstleister Tangany aktiv zuzustimmen, einem Upvest-Rivalen mit Sitz in München – das allerdings in recht scharfem Ton: „Der Wechsel des Anbieters ist nicht optional. Wenn Sie dem Wechsel nicht zustimmen, werden Sie keine entsprechenden Investments mehr auf Exporo.de tätigen können“, heißt es in dem Schreiben, und: „Sollten Sie nicht zustimmen (…) müssen Sie davon ausgehen, dass Upvest Ihr Wallet kündigen wird, wodurch Sie selbst ein Wallet zur Verwahrung Ihrer Token bereitstellen müssten“. Verwahrt werden die Wertpapiere hierbei weiterhin über die Ethereum-Blockchain, während für das Settlement eine eigene private Blockchain genutzt wird.

Was für Tangany ein Coup ist, ist hingegen für Upvest problematisch. Das Berliner Fintech verwaltet nach eigenen Angaben 150 Millionen Euro in Blockchain-Wallets. Das ist allerdings exakt auch der Betrag, der nun laut unternehmensnahen Kreisen bei Exporo und Tangany die Verwahrung wechseln soll – weg von Upvest, hin zu Tangany. Plausibel ist die Zahl von 150 Millionen Euro insofern, als dass Exporo bereits im Januar offiziell kommuniziert hatte, alleine im Jahr 2020 rund 70 Millionen Euro über Blockchain-Technologien platziert zu haben – es kämen noch die Platzierungen aus der zweiten Jahreshälfte 2019 sowie seit 1. Januar hinzu.

Allerdings wirft die Zahl von 150 Millionen Euro auch die Frage auf, welche anderen nennenswerten Kunden Upvest denn jenseits von Exporo hat, denn die selbst verwaltete Summe gibt Upvest mit 150 Millionen Euro an. Upvest-Gründer Martin Kassing erklärte allerdings auf Nachfrage: „Finanziell trifft der Schritt Upvest nicht“, ohne in Details zu gehen. Man kooperiere weiter mit Exporo. Und: „Wir führen Gespräche mit potentiellen Kunden, die wesentlich größer sind. Die haben zum Teil AuM-Summen von mehr als einer Milliarde Euro“.

Tangany wiederum erklärte auf Nachfrage, inklusive des Neuzugangs von Exporo-Kunden belaufe sich das verwaltete Volumen auf dann 400 Millionen Euro.

Am Mittwoch hat Upvest-Gründer Martin Kassing im Podcast von Finance Forward erzählt, wie er schon in wenigen Jahren zehn Milliarden an Kundengeldern mit seinem Unternehmen verwalten will. Die Folge hört ihr hier.