Coya mit Fundraising-Schwierigkeiten – Bestandsinvestoren schießen nach
Exklusiv: Zum Start galt die Berliner Versicherung Coya als große Hoffnung, doch im vergangenen Jahr konnte das Startup keine weiteren Geldgeber überzeugen. Nun legen die eigenen Wagniskapitalgeber nach – und es soll einen Merger-Plan geben.
Was ist da los?
Coya galt einmal als eines der spannenden Fintechs hierzulande. Mit einem digitalen Basis-Angebot aus Hausrat- und Haftpflichtversicherungen wollte man Lemonade nacheifern, dem milliardenschweren Versicherungs-Startup aus den USA. Gleich kurz nach dem Start 2016 warb Coya-Gründer Andrew Shaw zehn Millionen Dollar ein, zu den Geldgebern zählte Peter Thiels Valar Ventures. Ein Jahr später gab es sogar 30 Millionen Dollar. Coya wurde nun in einem Atemzug mit Wefox genannt, dem auch damals schon schillernden deutsch-schweizerischen Groß-Insurtech. Die Sache allerdings ist: Heute, vier Jahre später, zählt Wefox zu den höchstbewerteten Fintechs überhaupt in Europa, wird von Investoren mit mittlerweile drei Milliarden Dollar taxiert. Dagegen Coya?
Dass die Berliner trotz des hohen initialen Fundings noch keine wirkliche Traktion entwickelt haben, zeigt sich bereits vor einigen Wochen bei der Veröffentlichung der 2020er-Zahlen; auf gerade mal zwei Millionen Euro beliefen sich die Prämieneinnahmen. Dennoch sendeten Gründer Shaw gegenüber Finance Forward damals positive Signale aus. Das Wachstum habe sich stark beschleunigt, allein im ersten Quartal seien 17.000 neue Kunden hinzugekommen. „Die Zahlen haben sich gut entwickelt“, heißt es auch jetzt wieder aus dem Unternehmensumfeld. Doch wie passt da zu den runtergedimmten Marketingmaßnahmen? Und dazu, dass die Eigentümer ihr Unternehmen zuletzt im Markt angeboten haben sollen, wie Insider berichten?
Auch bei den Konkurrenten fühlte Coya vor
Tatsächlich tat sich Coya laut Recherchen von Finance Forward und Finanz-Szene monatelang schwer, neue Investorengelder einzuwerben. Schon im vergangenen Jahr hatte sich das Startup demnach auf die Suche nach neuen Geldgebern begeben – vergeblich, weil die Zahlen nicht überzeugt hätten, heißt es im Markt.
Auch bei Konkurrenten wurde wegen eines möglichen Zusammenschlusses vorgefühlt, ein Deal kam allerdings nicht zustande. Coya will die Information nicht kommentieren. Stattdessen wird im Umfeld des Unternehmens darauf verwiesen, dass die Wende auch aus eigener Kraft gelingen könnte. So sollen sich die Prämieneinnahmen in diesem Jahr ungefähr verdreifachen.
Das Problem von Coya, sagen Branchenkenner, bestehe darin, dass das Gründerteam zu sehr auf die digitale Karte gesetzt habe – im Gegensatz zu Wefox oder Clark, die durch Kooperationen und mit klassischen Maklern die Umsätze steigerten. Trotzdem wollen die Bestandsinvestoren das Fintech nicht fallen lassen.
Fünf weitere Millionen von den Investoren
Nach Informationen von Finance Forward haben die wesentlichen Gesellschafter, nachdem sich kein externes Geld hatte auftreiben lassen, nun noch einmal rund fünf Millionen Dollar investiert. Parallel kehrte der frühere Coya-Manager Max Bachem nach einem mehrjährigen Intermezzo beim Großversicherer Axa zu den Berlinern zurück. Er firmiert nun als Co-CEO neben Gründer Shaw und überprüfe zurzeit die Marketingkanäle, deswegen seien sie pausiert, sagt er.
Über das jüngste Funding sagt Bachem: „Alle unseren großen Geldgeber sind mitgezogen.“ Zu den wichtigen Investoren gehören Valar Ventures, Headline (früher Eventures), La Famiglia, die Beratung Roland Berger und die Uniqa Versicherung dazu. Bachem bestätigt weder die Namen noch die Summe.
Glaubt man Informationen aus der Branche, dann könnte es sich bei dem 5-Millionen-Funding aber ohnehin nur um einen Zwischenschritt handeln. Dahinter soll angeblich ein weiterer Plan stehen, nämlich ein möglicher Zusammenschluss mit dem französischen Versicherungs-Startup Luko. Dort haben Geldgeber wie Accel und Founders Fund insgesamt mehr als 70 Millionen Euro investiert.
Bachem will die Informationen nicht kommentieren, der Luko-Gründer dementiert sogar, mit Coya verhandelt zu haben. Was insofern erstaunt, als andere Quellen sogar schon einen Deal skizzieren: Demnach könnten die Coya-Gesellschafter Anteile an Luko erhalten. Für Coya wäre das ein eleganter Ausweg aus der Sackgasse, in die die Berliner zuletzt geraten waren.