Verwirrung um Coinbase-Aktie: „Wir arbeiten daran, den Fehler so schnell wie möglich zu beheben“
Die deutschen Börsen haben angekündigt, ab Freitag den Handel mit Coinbase-Aktien auszusetzen. Dem Unternehmen fehlt eine nötige Kennzahl – eigentlich eine Formalie. Kurzfristig versucht die Krypto-Börse nun, das selbstgeschaffene Problem zu beseitigen.
Sieben Tage hat die Deutsche Börse gebraucht, bis jemand gemerkt hat: etwas fehlt. Als Coinbase am vergangenen Mittwoch an die Börse gegangen ist, gab es zunächst Unsicherheiten. In der App vom Neobroker Trade Republic hieß es etwa kurz vor Handelsstart, aufgrund „nicht erfüllter regulatorischer Voraussetzungen“ könne man nicht sicherstellen, dass die Aktie an europäischen Börsen handelbar sei. Auch die Börse Stuttgart teilte per Twitter mit, es würde eine Kennziffer fehlen.
Doch die Mitteilung und der Tweet verschwanden nach einiger Zeit wieder – und am Abend konnte man die sehnlich erwartete Aktien der amerikanischen Krypto-App dann auch in Deutschland handeln.
Start mit falscher Nummer
Das Problem war ein fehlender sogenannter Legal Entity Identifier, kurz LEI. Es handelt sich dabei um einen 20-stelligen Code mit Stammdaten, eine Art Personalausweis für Unternehmen. Ihn zu beantragen kostet 59 Euro im Jahr, der Vorgang dauert nur einige Minuten. Der LEI ist zudem nötig, um Wertpapiere an den verschiedenen deutschen Börsen handeln zu können.
Eines ist sicher: Komplett vergessen, eine LEI-Nummer zu beantragen, hatte das US-Startup nicht. Denn vier Gesellschaften des Unternehmens verfügen laut Register über eine entsprechende Kennnummer, inklusive der deutschen GmbH. Auch die Coinbase Inc ist dort zu finden. Die wird allerdings nicht an der Börse gehandelt, sondern die Coinbase Global Inc.
Es stellt sich nun die Frage, warum die Aktien des Unternehmens in den vergangenen Tagen auch ohne die Nummer überhaupt in Deutschland zu kaufen waren. Immerhin wurden seit dem Börsengang an der Frankfurter Börse und auf Xetra Coinbase-Aktien im Wert von knapp 100 Millionen Euro gehandelt. „Bei der Handelsaufnahme von Coinbase wurde irrtümlicherweise ein LEI-Code für eine Coinbase-Entität verwendet, der nicht der in der letzten Wochen eingeführten Entität (Coinbase Global Inc.) zuzuordnen ist“, heißt es dazu von der Börse.
Fehler an mehreren Stellen
Gleich an mehreren Stellen sind also Fehler unterlaufen. Was hat Trade Republic und die Börse Stuttgart dazu veranlasst, jeweils ihren Hinweis am vergangenen Mittwoch wieder zu entfernen? Und wieso hat die Deutsche-Börse-Tochter Clearstream eine Woche gebraucht, um zu bemerken, dass sie den LEI einer falschen Coinbase-Tochter genutzt hat? Diese Fragen müssen noch geklärt werden.
Gleichzeitig ist ebenfalls unklar, warum Coinbase sich bislang nicht um eine LEI für die mittlerweile börsennotierte Coinbase Global Inc bemüht hat. „Es ist schon etwas seltsam, wenn eine Firma mit einer Marktkapitalisierung von 70 Milliarden Dollar so etwas nicht hinkommt“, sagt der Chef eines Online-Brokers, der nicht namentlich genannt werden will. Beantragt Coinbase bis Freitag den Code, wird die Aktie weiterhin handelbar sein.
Coinbase bemüht sich derweil um Schadensbegrenzung. „Wir sind uns des administrativen Fehlers bewusst, der es erforderlich gemacht hat, dass Coinbase bestimmte Unterlagen an bestimmte europäische Börsen neu einreichen muss.“ Weiter heißt es: „Wir arbeiten daran, dies so schnell wie möglich zu beheben.“ Noch ist der Ausgang bis Freitag offen.