Nach CEO-Rücktritt: So ist es um McMakler bestellt
Das Immobilien-Startup McMakler hatte zuletzt mit schrumpfenden Umsätzen zu kämpfen. Nach dem Rücktritt von CEO Felix Jahn muss es nun gelingen, längere Zeit profitabel zu arbeiten. Zwei Szenarien deuten sich an.
Am Dienstagvormittag endete in einem der größten Startups der Immobilienbranche eine Ära: Felix Jahn, Gründungsinvestor und fast ein Jahrzehnt lang Chef von McMakler, erklärte seinen Rücktritt. Zuerst in einer E-Mail an die mehreren hundert Beschäftigten, kurz darauf öffentlich mit einem Post in dem Karriere-Netzwerk Linkedin.
Es ist ein Abschied, der mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet: Wer übernimmt jetzt die Führung bei McMakler? Wie ist es um das Immobilien-Start-up wirklich bestellt? Und vor allem: Wie sieht „die nächste Phase“ für McMakler aus?
Harte Zeit liegt hinter dem Startup
McMakler hat einige harte Monate hinter sich: Um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern, ordnete Jahn insgesamt vier Entlassungswellen an. Eine wichtige Finanzspritze von Investoren im letzten Jahr konnte sich das Startup nur zum Preis einer halbierten Firmenbewertung sichern. Auch Gerüchte über einen Verkauf hielten sich bis zuletzt hartnäckig.
Wohl auch deshalb sind Jahns optimistischen Abschiedsworte in der Belegschaft mit Verwunderung aufgenommen worden. Für die Mitarbeiter zeichne sich teilweise das Bild eines sinkenden Schiffs, heißt es aus dem Firmenumfeld. Nicht nur aufgrund der ungeklärten Nachfolge. Anders als die Worte des Ex-Chefs es nahelegen, befinde sich das Startup weiterhin im Krisenmodus.
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Denn die Lage am Immobilienmarkt bleibe angespannt, auch deshalb sei das Unternehmen noch vorsichtig mit den Marketingausgaben. Doch der Umsatz hänge immer noch stärker am Marketing. Dass Jahn, der als Chef auch einer der größten Anteilseigner von McMakler ist, das Unternehmen nun in einer solchen Phase verlässt, zeuge nicht vom Glauben an das Unternehmen, heißt es aus dem Umfeld.
Fast ein Drittel weniger Umsatz
In dem vor wenigen Tagen veröffentlichten Jahresabschluss gibt sich das Unternehmen selbst jedenfalls zurückhaltend. Kaum überraschend befand sich McMakler demnach zuletzt in einer angespannten, finanziellen Lage. Zum einen sind die Immobiliengeschäfte des Startups in den vergangenen zwei Jahren eingebrochen: Für das Jahr 2023 prognostiziert McMakler einen Umsatz von bis zu 85 Millionen Euro, gut 30 Prozent weniger als noch im Vorjahr. Grund dafür sind laut den Unterlagen vor allem die schlechte Konsumlaune infolge von Krieg, Inflation und hohen Zinsen.
Mit Blick auf 2024 geht die Firma zwar von einer Erholung aus. Selbst im besten Fall läge der erwartete Umsatz in Höhe von bis zu 100 Millionen Euro, aber immer noch unter dem Niveau von vor zwei Jahren (2022: 105,8 Millionen Euro Umsatz bei rund 7.000 vermittelten Immobilien).
Obendrein trägt sich das Immobilien-Start-up bisher nicht aus eigener Kraft. Laut dem aktuellen Jahresbericht verbuchte es 2022 einen operativen Verlust von rund 43 Millionen Euro. Auch 2023 soll das Unternehmen demnach wohl mit einem Minus abgeschlossen haben. Für 2024 wird zwar ein operativer Gewinn erwartet, ein erster Achtungserfolg gelang ja offenbar schon im ersten Quartal. Doch selbst in der Chefetage gibt man sich zurückhaltend, ob die Momentaufnahme aus dem ersten Quartal tatsächlich bis Dezember hält.
Kurzzeitige Überschuldung
Um seine ambitionierten Wachstumspläne zu finanzieren, hat McMakler deshalb in der Vergangenheit mehrere Darlehen aufgenommen. Formal schloss es das Jahr 2022 sogar mit einer bilanziellen Überschuldung in Höhe von rund 10 Millionen Euro ab. Das bedeutet: Das Startup hatte insgesamt mehr Schulden als Vermögen.
Eine solche kurzzeitige Überschuldung kann bei schnell wachsenden Unternehmen durchaus vorkommen und muss nicht zwangsläufig in einer Insolvenz enden, wenn sich rechtzeitig ein Investor auftreiben lässt. Sie zeigt aber: Das Modell McMakler war zu der Zeit auf Kante genäht.
Inzwischen hat sich McMakler einem strengen Profitabilitätsplan verordnet, um die Abhängigkeit von weiteren Finanzierungsrunden zu senken. 2024 möchte man offenbar ohne zusätzliches Funding auskommen, sofern die Geschäfte stabil bleiben. Weitere Prognosen will Jahn nicht mehr abgeben. Er sei ja schließlich offiziell kein Geschäftsführer mehr, sagte er gegenüber Capital.
Zwei Szenarien sind denkbar:
Turnaround aus (fast) eigener Kraft
McMakler gelingt es, sich finanziell weiter zu stabilisieren. Dafür müsste das Startup beweisen, dass der Break-even aus dem ersten Jahresquartal nicht bloß eine Momentaufnahme gewesen ist. Dies hängt aber vor allem von äußeren Marktumständen ab. Größere Spielräume bei eigenen Kosteneinsparungen dürfte das Unternehmen aufgrund der Vielzahl an Entlassungen schließlich kaum noch haben. Zieht die Nachfrage nach Kaufimmobilien aber bald wieder an, kann McMakler wieder verstärkt ins Marketing investieren. Dies würde sich nicht nur positiv auf den Umsatz und das Betriebsergebnis auswirken. Auch Investoren sind dann womöglich noch mal bereit, neues Geld bereitzustellen. Dies könnte McMakler auf den Wachstumspfad zurückbringen.
Verkauf an einen finanzstarken Wettbewerber
Tritt eine Erholung am Immobilienmarkt entgegen der Erwartungen von McMakler nicht ein, könnten ein oder mehrere finanzstarke Wettbewerber eine Übernahme des Startups forcieren. Gerüchte in diese Richtung gibt es schon länger. Ein möglicher Käufer könnte der Branchenriese Immoscout sein. Das Unternehmen soll sich nach Capital-Informationen schon in der Vergangenheit für McMakler interessiert haben. Ein Deal würde Immoscout zudem auf Augenhöhe mit der Springer-Tochter Immowelt bringen, zu der seit vergangenem Jahr auch der frühere McMakler-Konkurrent Homeday gehört. Dass es zwischen McMakler und Immoscout Verhandlungen gibt, dementierte Felix Jahn auf Nachfrage.