Der Capinside-Gründer Philipp Schröder will eine neue Industrie erobern. (Bild: Unternehmen)

Von Tesla zu Fintech – Philipp Schröder wagt sich an Blockchain-Anleihen

Er baute das Deutschlandgeschäft für Tesla auf und machte das Energie-Startup Sonnen bekannt – jetzt will Philipp Schröder mit einem Fintech eine neue Anlageform populär machen. Dafür braucht der Gründer ein neues Rezept.

Als „Power Seller“ schaffte er es auf das Cover der Business Punk, unzählige Portraits sind in den vergangenen Jahren über ihn erschienen: Philipp Schröder ist einer der begnadetsten Vertriebler der deutschen Digitalszene.

Los ging alles bei Tesla, 2013 stieg Schröder dort ein und baute das Deutschlandgeschäft für den gehypten Elektroautobauer mit auf. Zwei Jahre später zog er weiter und fing als Vertriebschef des Energie-Startups Sonnen an. Er machte das eher langweilige Thema Stromspeicher bekannt, nutzte dafür schicke Designs und Keynotes, wie er es von seinem Meister, Tesla-Chef Elon Musk, gelernt hatte. Der Ölkonzern Shell kaufte Sonnen Anfang des Jahres.

Schröder war da schon weiter im nächsten Job, dieses Mal wollte er selbst gründen. Er startete das Fintech Capinside, auf dem Kunden Finanzanlagen vergleichen können. „Ich war zwar immer ein leitender Angestellter, der auch Anteile hatte“, sagte er damals im Gespräch mit Gründerszene. Doch ein Gründer, dem ein Großteil der erfolgreichen Firma gehört, sei er zuvor nie gewesen.

Für den kommenden Donnerstag hat Schröder wieder eine „exklusive Weltpremiere“ angekündigt. Kleiner macht es der 36-Jährige nicht. Doch dieses Mal wird wahrscheinlich auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin hinschauen. Schröder muss bei seinem nächsten großen Vorhaben vorsichtiger kommunizieren: Es geht nicht mehr um schicke Autos oder Batteriespeicher, sondern um millionenschwere Finanzanlagen. Was hat er vor?

Das Startup bereitet mit seinen Partnern ein sogenanntes Security Token Offering (STO) vor. Capinside will es Anlegern mithilfe der Blockchain-Technologie ermöglichen, sich schon ab 1.000 Euro an Private-Equity- und Infrastrukturfonds beteiligen zu können. Das wäre eine Revolution – denn der Zugang zu dieser Anlageform ist bislang ausschließlich finanzkräftigen Investoren vorbehalten. Infrastrukturfonds finanzieren zum Beispiel Brückenbauten und Private-Equity-Fonds investieren üblicherweise in Unternehmen, krempeln diese um und verkaufen sie nach einigen Jahren wieder gewinnbringend. Hohe Renditen sind dabei die Regel. Doch die Zahl der Anleger, die davon profitieren können, war bislang begrenzt: Die Mindestinvestitionssumme liegt im Millionenbereich. Einen ersten Schritt ist das Fintech Moonfare gegangen: Es erlaubt Anlegern, sich bereits ab 200.000 Euro zu beteiligen.

Der Bafin-Stempel sei wichtig, sagt der Gründer

Capinside will diese Hürde durch den STO noch einmal senken. Die Bafin prüfe zurzeit noch den Wertpapierprospekt, vorher spricht Schröder auch noch nicht über die Namen der Fonds, doch ihm ist bewusst: „Beim STO geht es um die Assets dahinter“, sagt er im Gespräch mit Finance Forward. Die Blockchain sei nur eine „Verpackung“, um den Vorgang günstiger und die Anlage handelbar zu machen. Der Erfolg hängt jetzt vor allem daran, wie namhaft und erfolgreich seine Partner sind – die Fonds geben die Wertpapiere auch aus, Capinside hilft ihnen als Dienstleister.

Es tut sich gerade viel im STO-Markt, vor allem im Markt für Immobilienfinanzierungen stehen einige Startups in den Startlöchern. Crowdinvesting-Marktführer Exporo arbeitet bereits mit der Blockchain-Technologie. In fünf bis zehn Jahren werde der Markt mit den Security Token riesig, prognostiziert Schröder. Ein seriöses Angebot mit Prüfung der Bafin sei wichtig in diesem Markt.

„In vielen Fälle ist es nur eine sexy Verpackung für fragwürdige Investments“

Dass die Finanzaufsicht den Markt gerade aufmerksam beobachtet, zeigen Fälle aus den vergangenen Monaten. Vor dem Crowdinvesting-Angebot des Startups Greyp, das über die Berliner Plattform Neufund nach Anlegern sucht, warnte die Bafin öffentlich, wie Finance Forward berichtete. Es bestehe der Verdacht, dass das Startup in Deutschland ohne einen Wertpapierprospekt um Anleger werbe.

Schröder hat auch Zweifel an dem Geschäftsmodell der Konkurrenz: „Viele STOs werden verwendet, um wie bei Neufund Startups zu finanzieren“, sagt der Capinside-Gründer. „Darin sehen wir keinen Mehrwert für Investoren.“ Häufig sei das „nur eine sexy Verpackung für fragwürdige Investments“.

Bei Private-Equity- und Infrastrukturfonds werde hingegen ein Zugangsproblem gelöst. Schröder will die Anleger vor allem mit den guten Namen seiner Partner überzeugen. Die Security Token sollen danach an der London Stock Exchange gehandelt werden können – etwas, das bei den Anlageformen bislang unüblich ist. Es wird sich zeigen, ob es einen Markt dafür gibt.

50 Mitarbeiter arbeiten für das Hamburger Fintech

Über Capinside vertreibt Schröder die STO-Anteile künftig zum Beispiel an Vermögensverwalter oder Familiy Offices. Durch die vergleichsweise niedrigen Anlagesummen sollen auch Finanzberater die Token ihren Kunden anbieten können. Eigentlich richtet sich Schröders Vergleichsportal mittlerweile eher an größere Geldgeber – dabei war es vor etwa einem Jahr angetreten, um auch Endkunden zu bedienen. „Wir haben aber schnell festgestellt, dass zuerst die professionelle Markteilnehmer gekommen sind“, sagt der Gründer. Diese erhalten auf der Plattform verschiedene Informationen gebündelt, etwa über die Performance von Fonds und die zugehörigen Medienberichte. Fonds, die nach Anlegern suchen, können sich wiederum auf Capinside präsentieren und entrichten dafür eine Marketinggebühr. Für den STO zahlen die Anleger 0,5 Prozent der Anlagesumme als Gebühr pro Jahr, davon erhält Capinside einen Teil.

70.000 Nutzer hat das Portal jeden Monat nach einigen Angaben. In etwa einem Jahr habe man 120 Millionen Euro Anlagegelder an die Partnerunternehmen vermittelt, so Capinside. Unterm Strich arbeite das Fintech mit 50 Mitarbeitern bereits fast profitabel – anders als viele der anderen Fintechs, so Schröder.

Der Power Seller muss nun beweisen, dass er auch ein Produkt ohne schickes Design in einer konservativen Branche verkaufen kann.