Binance-Gründer: „Es ist viel Geld abgeflossen“
Der jüngste Crash am Krypto-Markt hat laut Binance-Chef Changpeng Zhao rund 80 Milliarden Dollar vernichtet. Auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg gab „CZ“ Einblick in sein Geschäft.
Der jüngste Crash am Krypto-Markt hat nach Einschätzung von Binance-Chef Changpeng Zhao rund 80 Milliarden Dollar an Wert vernichtet. „Es ist viel Geld abgeflossen“, sagte der in der Szene „CZ“ genannte Gründer der Krypto-Handelsplattform während der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg.
Allerdings seien, betonte er, die verschiedenen Formen von Krypto-Assets sehr unterschiedlich stark betroffen gewesen, einige hätten sich nahezu in nichts aufgelöst, andere nur 20 Prozent an Wert eingebüßt. Binance gilt als weltweit größte Kryptobörse, einer ihrer Hauptkonkurrenten ist die börsennotierte Coinbase. Deren Aktie hat zuletzt stark verloren. CZ betonte in Hamburg, sein Unternehmen sei „Cashflow-positiv.“ Das von Binance emittierte Krypto-Asset „Binance Coin“ hat in diesem Jahr – in Euro gerechnet – rund 40 Prozent an Wert verloren.
„Krypto-Winter könnte kommen“
Aktuell diskutiert die Szene, ob ein „Krypto-Winter“ bevorstehen könnte, nachdem das Leitasset Bitcoin seit vergangenem Herbst rund die Hälfte seines Wertes in Dollar verloren hat. „Ein Winter könnte kommen“, sagte CZ. „Aber der Markt hat seine Zyklen und wir haben das schon mehrere Male gesehen.“ Ganz ähnlich hatte sich zuvor während einer Podiumsdiskussion der Investor und Internet-Unternehmer Jan Beckers geäußert. Der jüngste Krypto-Crash bedeute eine Abkühlung für die Geschäftsmodelle von Neobrokern, sagte er. „Die Boom-Zeiten werden aber wiederkommen. Aktuell wäre ich aber noch vorsichtig. Wir sehen einen Rebound des Marktes in den kommenden zwölf Monaten.“
Der seit Monaten andauernde breite Kursrückgang bei Krypto-Assets war kürzlich in einem Crash bei Luna und dem damit verbundenen Stablecoin TerraUSD kulminiert. Medienberichten zufolge lösten sich binnen Tagen mehrere Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung in nichts auf.
Die Gefahr eines Spill-over auf andere Krypto-Assets in Form eines Lehman-Momentes für die Branche sieht CZ allerdings nicht. Er betonte auf der Bühne von Finance Forward mehrfach, dass die Branche widerstandsfähig sei. Krypto sei, anders als die Banken, ein dezentrales System, so dass der Ausfall eines Akteures nichts alles mitreiße, argumentierte er. Allerdings sollten, so sei Rat, Anlegerinnen und Anleger genauer hinschauen. „Die Leute sollten vorsichtig sein“, sagte. Dies gelte gerade für die so genannten Stablecoins. Hier gelte es zu schauen, mit was diesen Coins tatsächlich besichert seien.
„Lehman trifft es ganz gut“, sagte Peter Großkopf, Co-Gründer von Unstoppable Finance, auf der Konferenz. „Aber es gibt weiterhin Banken.“ Deshalb werde es auch in Zukunft Krypto-Anlagen geben und es sei zu früh, Stablecoins abzuschreiben. Der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 gilt als wesentlicher Beschleuniger der globalen Finanzkrise.
Vor blindem Vertrauen gegenüber Stablecoins warnte während der Konferenz Katharina Gehra. „Nur weil sich etwas Stablecoin nennt, ist es nicht stabil“, sagte die Krypto-Investorin (Immutable Insight). Anlegerinnen und Anleger sollten deshalb „nicht das Hirn abschalten“, sondern ihre eigene Due Dilligence durchführen. „Das Dümmste wäre es jetzt, Krypto zu verkaufen“, betonte sie. „Die Kurse sind höher als vor einem Jahr. Die Wertsteigerungen kommen wieder.“
Darauf setzt auch Jessica Holzbach, Mitgründerin von Penta und inzwischen aus dem Unternehmen ausgeschieden. Man solle den aktuellen „Dip“ nur dann kaufen oder eben nicht verkaufen, wenn man langfristig an die Technik und den Markt glaube. „Mit Kryptos setzt man auf die digitale Zukunft“, sagte Sascha Rangoonwala, Deutschlandchef von Coinbase.
CZ, der nach eigenen Angaben in Dubai und Paris lebt, berichtete zudem von Gesprächen mit der deutschen Finanzaufsicht, die er allerdings nicht persönlich führe. Vor rund einem Jahr hatte die BaFin Binance vorgeworfen, so genannte Aktien-Token in Deutschland anzubieten, ohne die erforderlichen Wertpapierprospekte anzubieten. „Deutschland ist ein wichtiger Markt“, sagte CZ nun in Hamburg. „Wir bauen ein Compliance-Team aus und wollen eine Lizenz beantragen.“