Verkauf des Bankhauses von der Heydt an die Kryptobörse Bitmex geplatzt
Exklusiv: Die Kryptobörse Bitmex wird das Münchner Bankhaus von der Heydt doch nicht übernehmen. Schreckte die Firma vor der Finanzaufsicht Bafin zurück? Die Hintergründe sind unklar. Durch den Erwerb des Unternehmens mit Banklizenz sollte ein „neuen Powerhouse für Kryptoprodukte im Herzen Europas“ entstehen.
Es war eine neue Form von Deal: Im Januar verkündete die internationale Kryptobörse Bitmex den Kauf des Münchner Bankhauses von der Heydt – vorbehaltlich der Zustimmung der Finanzaufsicht Bafin, wie es damals in einer Mitteilung hieß. Nun steht fest: Die Akquisition der Privatbank durch den auf den Seychellen registrierten Krypto-Handelsplatz ist gescheitert. So berichten es Insider gegenüber Finance Forward und Finanz-Szene.
Auf Anfrage bestätigte Alexander Höptner, der deutsche CEO von Bitmex, die Information. „Nach weiteren Gesprächen zwischen der BXM Operations AG [die Schweizer Tochter, die als formeller Käufer auftreten sollte, Anm. d. Red] und dem Eigentümer des Bankhauses von der Heydt haben die beiden Parteien einvernehmlich beschlossen, die geplante Übernahme nicht weiter zu verfolgen“, heißt es in einem Statement.
Vergleichbarer Deal mit der Sutorbank
Zu den Gründen für die Absage wollten sich auf Anfrage von Finance Forward und Finanz-Szene keine der beteiligten Parteien äußern. Freilich: Wie immer, wenn in Deutschland eine avisierte Banken-Übernahme platzt, stellt sich die Frage, ob möglicherweise die Finanzaufsicht Bafin etwas damit zu tun hatte. Zu einer formellen Ablehnung des Deals, etwa in Form eines gescheiterten Inhaber-Kontrollverfahrens, soll es nicht gekommen sein. Allerdings ist bekannt, dass die Finanzaufsicht, wenn ihr ein potenzieller Eigentümer eines Finanzinstituts missfällt, bisweilen Wege findet, entsprechende Signale auch informell in den Markt zu senden.
Hat die Bafin eingegriffen? Nicht nur Bitmex und von der Heydt, auch die Finanzaufsicht verweigern hierzu jeden Kommentar. Umso heftiger wird im Umfeld des Deals spekuliert. Zumal sich im Falle eines Vetos die Frage stellen würde, ob die Bafin es möglicherweise grundsätzlich kritisch sieht, wenn Player aus der internationalen Krypto-Sphäre nach hiesigen Banken greifen.
Zur Erinnerung: Wenige Wochen, bevor Bitmex die nunmehr gescheiterte Übernahme von der Heydts annonciert hatte, war Mitte Dezember bereits ein grob vergleichbarer Deal verkündet worden – so will die britische BCB Group, ein international tätiger Dienstleister rund um den institutionellen Handel mit digitalen Währungen, die Hamburger Whitelabel-Bank Sutor übernehmen. Und: Gut denkbar, dass auch andere Nischenbanken momentan darauf spekuliert, im Zuge des Krypto-Booms einen lukrativen Exit hinzulegen.
Ein Ende der Wild-West-Zeit
Was den Fall Bitmex speziell macht: Hinter der Kryptobörse liegt eine bewegte Geschichte. 2020 warfen US-Staatsanwälte dem noch in der operativen Verantwortung stehenden Gründerteam Geldwäsche, Bestechung und Missachtung von Bankgesetzen vor. Zuvor hatte auch schon die US-Wertpapieraufsicht CFTC gegen Bitmex ermittelt. Vor wenigen Wochen bekannte sich der letzte der drei Gründer in einem Deal mit der Staatsanwaltschaft schuldig und zahlte eine Strafe von zehn Millionen Dollar.
Die Firma selbst ließ sich eine Einigung mit den US-Behörden sogar 100 Millionen Dollar kosten. Die Verpflichtung des deutschen Börsen-Managers Ende 2020 – Höptner leitete zuvor die Stuttgarter Börse – war eigentlich ein Signal gewesen, dass Bitmex seine Wild-West-Vergangenheit hinter sich lässt. Die Übernahme einer deutschen Bank hätte hierzu gut gepasst.
Das Bankhaus von der Heydt wiederum wirbt zwar mit dem Slogan „Fintech since 1754“ und betreibt seine Website unter der URL „1754.eu“ – tatsächlich scheint die Historie des Instituts trotz des Verweises auf die mehr als 250 Jahre zurückliegenden Ursprünge eine eher profane zu sein.
Es bezieht die geschichtliche Referenz auf das tatsächlich bereits im 18. Jahrhundert im heutigen Wuppertal aktive Bankhaus von der Heydt-Kersten & Söhne. Im Laufe des 20. Jahrhunderts ging das Institut demnach in der Commerzbank auf, bevor Dietrich von Boetticher, der Gründungsgesellschafter der Münchner Immobiliengruppe KanAm, 2005 von der Commerzbank den alten Firmenmantel erwarb und in München das Bankhaus von der Heydt startete. Von Boetticher wurde auch noch bei der Verkündung des angestrebten Bitmex-Deals im Januar als Eigentümer genannt.
Bank fährt Verluste ein
2020 hatte das Bankhaus von der Heydt auf Konzernebene Zins- und Provisionserträge und laufende Beteiligungserträge in Höhe von 12,2 Millionen Euro erwirtschaftet; das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit lag bei einem Verlust von 3,4 Millionen Euro. Auch in den vorherigen Geschäftsjahren war das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit jeweils markant negativ ausgefallen.
Im 2020er-Abschluss beschreibt von der Heydt das eigene Geschäftsmodell wie folgt: „Das Geschäftsjahr 2020 der Bank war geprägt vom weiteren Aufbau der bereits im Jahr 2019 eingeleiteten Strategie mit klarem Fokus auf digitalen Assets. Gleichzeitig wurde das Servicegeschäft für institutionelle und professionelle Kunden in den Segmenten Verbriefungen, Corporate Banking und Finance weiter ausgebaut. Die Expertise der Bank liegt in der Zusammenführung von klassischem Kapitalmarktgeschäft unter der Anwendung neuer Technologien wie der Blockchain.“ Nach der geplatzten Übernahme muss es nun schauen, wie es weitergeht.