Leere Straßen in Berlin. Startups und kleine Unternehmen leiden in der Coronakrise. (Bild: Yevhenii Baraniuk/Unsplash)

Digitale Kreditgeber wollen Hilfskredite vergeben

Die deutsche Wirtschaft soll der Coronakrise mit einem milliardenschweren Hilfspaket trotzen. Doch ob das Geld kleine und mittlere Unternehmen erreicht, ist fraglich. Prominente Fintechs bringen sich nun nach Informationen von Finance Forward in Stellung – ihre Chancen stehen nicht schlecht.

Mit der digitalen Kreditplattform Auxmoney ging es so richtig in der Finanzkrise 2008 los, erzählt Raffael Johnen. Gerade in schwierigen Zeiten würden die Menschen nach Krediten suchen, sagte der Auxmoney-Gründer voraus und witterte ein Geschäft. Jetzt, 13 Jahre nach Gründung, ist es wieder soweit. Die Coronakrise bringt viele kleine Unternehmen kurzfristig in Geldnot.

Mit einem milliardenschweren Hilfspaket der staatlichen Förderbank KfW will die Bundesregierung dem entgegenwirken. Das Geld wird derzeit von Sparkassen und Banken verteilt, der Kreditvergabeprozess ist häufig mit einem Filialbesuch verbunden. Kritik gibt es an den vergleichsweise hohen Mindestsummen bei etablierten Banken. Startups und andere kleinere Unternehmen würden zudem oft erst gar kein Geld von der Hausbank erhalten, weil sie noch keine Umsätze oder Sicherheiten vorweisen könnten, heißt es.

Die digitalen Kreditgeber Auxmoney, Creditshelf und October wittern ihre Chance, denn ihr Geschäftsmodell sei genau auf diese Problematik ausgerichtet, sagen sie. Ihr Vorteil sei eine schnelle Kreditentscheidung. Außerdem könnten die Fintechs auch geringere Kreditsummen vergeben, weil die Prüfung einfacher funktioniert – und niemand muss in die Filiale kommen. „Das klare Signal ist: wir sind bereit“, sagt der Auxmoney-Chef im Gespräch. Die drei Unternehmen stehen nach Informationen von Finance Forward jeweils mit der KfW und dem Finanzministerium in Kontakt. Sie wollen neben den Hausbanken ebenfalls die entsprechenden Kredite vergeben dürfen.

KfW prüft Zusammenarbeit mit Kreditplattformen

Bislang ist das nicht möglich. Die Förderbank und das Ministerium müssten dementsprechend die Regeln ändern. Die Frage muss geklärt werden, wer für die Ausfälle haftet, denn die Plattformen vergeben die Kredite nicht direkt. Das Geld kommt meist von institutionellen Geldgebern. Bislang teilt sich die KfW die Verluste mit der Sparkasse oder Bank. Der Staat soll bei dem aktuellen Hilfspaket für die Coronakrise bis zu 80 Prozent der Kreditausfallrate von der Bank übernehmen.

Es gibt nach Informationen von Finance Forward bereits konkrete Überlegungen, um die Fintechs einzubinden. Die Förderbank prüfe aktuell eine Zusammenarbeit mit den Kreditplattformen für die „bestehende Corona-Hilfe“, heißt es von einem Sprecher. Auch das Bundesfinanzministerium bestätigt auf Anfrage, eine Ausweitung der bestehenden Regelung zu erwägen. „Die derzeitige Situation erfordert Ansätze auch über die bekannten hinaus“, sagt eine Sprecherin. Daher sei das Ministerium im Austausch mit allen Finanzmarktakteuren, die einen Beitrag leisten könnten. Hierzu zählen auch Plattformanbieter und andere IT-Dienstleister.

Die Branche wartet sehnsüchtig

Die Branche wartet derzeit sehnsüchtig auf eine Lösung. Das Finleap-Fintech Penta hat am Donnerstag bereits eine Petition gestartet, in der es fordert, den Prozess zur Beantragung der Soforthilfen und Kredite digital, schnell und so einfach wie möglich zu gestalten.

Auch der Bundesverband Deutsche Startups drängt auf Lösungen. „Wir stehen im engem und direkten Austausch mit dem Wirtschaftsministerium und der KfW um eine Lösung zu finden, damit auch den Startups Liquiditätshilfen zufließen können“, schrieb der Chef des Verbandes, Christian Miele, am Donnerstag auf LinkedIn. Und: „Wir werden heute noch einen detaillierten Plan ans BMWI und die KfW geben. Wir bekommen das Signal, dass wir innerhalb weniger Wochen eine Lösung erhalten werden.“