Beide Manager waren zuvor bei Tesla tätig. (Bild: Vlad Tchompalov/Unsplash)

Auto1 Fintech verliert Top-Manager

Exklusiv: Das Berliner Startup Auto1 hatte zwei ehemalige Tesla-Manager geholt, um ein Joint Venture mit Deutscher Bank und Allianz aufzubauen. Ein Jahr später ist das Top-Personal wieder weg.

Im Sommer 2018 traute sich die ungewöhnliche Konstellation an die Öffentlichkeit, auf der Tech-Konferenz Noah verkündete Auto1-Gründer Hakan Koç das neue Gemeinschaftsunternehmen: Zusammen mit Deutscher Bank und Allianz stellte er den Plan für ein eigenes Fintech vor, das den Fahrzeugankauf von Autohändlern finanzieren sollte. Das Berliner Startup Auto1 kauft über die Marke Wirkaufendeinauto Gebrauchtwagen an und verkauft sie an professionelle Händler weiter. Statt einer Bank sollte nun das „Auto1 Fintech“ den Kredit für den Händler vergeben – und das Gemeinschaftsunternehmen würde mitverdienen. „Das kann sehr, sehr groß werden“, sagte Koç sichtlich stolz auf der Bühne.

Bereits einige Monate später konnte Auto1, das mehrere Milliarden wert ist, den nächsten Erfolg vermeldeten. Zwei Top-Manager sollten das Fintech aufbauen und leiten, beide kamen vom gehypten US-Autobauer Tesla. Das neue Unternehmen könne von der „langjährigen Erfahrung“ in der Automobilfinanzierung der beiden Führungskräfte profitieren, ließ sich Auto1-Gründer Koç in einer Pressemitteilung zitieren.

Als CEO holte Auto1 Fintech den erfahrenen Manager Fedor Artiles. Der 54-Jährige leitete bei Tesla in Amsterdam den Bereich Financial Services und wechselte dann zu dem ebenfalls bekannten Fair.com. Ein Mobilitäts-Startup, das vom ehemaligen BMW-Manager Georg Bauer gegründet wurde. Auch Finanzchef Axel Buhr, den das Berliner Fintech holte, ist ein Branchenveteran. Er baute für Tesla die Leasinggesellschaften in Deutschland und Großbritannien mit auf. Zuvor war er Manager bei Daimler Financial Services.

„Mit sofortiger Wirkung unwiderruflich von der Arbeit freigestellt“

Knapp ein Jahr später markieren zwei Handelsregister-Einträge, dass die beiden schon wieder weg sind – eine Pressemitteilung gab es nicht. Als neuer Geschäftsführer ist Taimur Andre Rashid eingetragen, der zuvor Berufserfahrung bei einem Krypto-Startup und der Crowdinvestingplattform Kapilendo gesammelt hat. Auf Nachfrage will Auto1 die „internen Personalien“ nicht kommentieren.

Eintragungen im Handelsregister deuten allerdings darauf hin, dass zumindest der Finanzchef Buhr nicht freiwillig gegangen ist. In einem Brief von ihm an das Unternehmen, der im Register veröffentlicht wurde, heißt es: „Mit dem Schreiben vom 26. November 2019 wurde ich darüber in Kenntnis gesetzt, dass ich als Geschäftsführer der Auto1 FT GmbH (…) abberufen und gleichzeitig mit sofortiger Wirkung unwiderruflich von der Arbeit freigestellt wurde“. Der ehemalige Manager will sich dazu nicht äußern.

Auch zu der Geschäftsentwicklung schweigt Auto1. Es heißt lediglich, das Startup werde „diesen Bereich gemeinsam mit unseren Partnern innerhalb der Auto1 Group weiter ausbauen“. Der schnelle Wechsel an der Spitze zeigt allerdings, dass bislang nicht alles nach Plan lief.

Die ehemaligen Manager von Auto1 Fintech, Axel Buhr und Fedor Artiles (von links); Bild: Auto1