A&T Capital – Ant Group startet mit 100-Millionen-Fonds
Exklusiv: Der chinesische Tech-Konzern Ant Group startet einen Fintech-Fonds mit dem Namen A&T Capital. Bis zu 100 Millionen Dollar sollen für die Investments zusammenkommen, vor allem europäische Startups nimmt der Wagniskapitalgeber ins Visier. Das Team sitzt in Shanghai, Singapur und Berlin.
Jasmine Zhang nennt den Namen nicht – und doch ist klar, wer im Hintergrund des neuen Fintech-Fonds steht: das legendäre chinesische Finanz-Unternehmen Ant Group von Jack Ma. 2014 gestartet, hat die Alibaba-Tochter die Bezahlapp Alipay aufgebaut und zählt zu den größten Fintech-Firmen der Welt.
Das erste Investment hat A&T Capital bereits getätigt
Das Geld für den Fonds kommt von institutionellen Investoren, darunter das „weltweit führende Fintech“, so Zhang. Ant nennt sie nicht, nach Finance-Forward-Informationen wird das Fintech aber als Ankerinvestor auftreten. Der Name deutet zudem darauf hin und der A&T-Partner Jun Yu tritt als „Investment Director“ der Ant Group auf. Ein Ant-Sprecher hat auf eine Anfrage bislang nicht reagiert.
Von Zhang heißt es, das erste Closing habe es bereits gegeben, insgesamt 70 bis 100 Millionen Dollar sollen am Ende zusammenkommen. Das Team sitze in Shanghai, Singapur und Berlin. A&T Capital suche dabei überall auf der Welt nach Blockchain-Firmen, auch andere Startups schließt der VC nicht aus.
Ein Schwerpunkt liegt auf Europa. Nach ihrer Zeit in Berlin sehe sie „noch viel Potential“, sagt Zhang. Bis zu fünf Millionen Dollar investiert A&T Capital pro Firma. Das erste Investment, das der Fonds verkündet hat, ist Naos Finance. Das Unternehmen aus Taipeh entwickelt ein Protokoll für einen Kreditmarktplatz, bei denen Firmen ihre Einkommensströme als Sicherheiten hinterlegen können. Auch die Kryptobörse Coinbase ist bei Naos eingestiegen. Zhang, mit ihrem großen Netzwerk in der Berliner Szene, wird sicherlich auch bald in Deutschland das erste Investment tätigen.
Das Kräftemessen geht weiter
Der Start des neuen Fonds belegt, dass die Ant Group nach den vergangenen turbulenten Monaten nicht in Schockstarre verfallen ist. Im vergangenen Herbst stand Ant kurz vor einem Rekord-Börsengang. Doch nachdem Ant-Gründer Jack Ma in einer Rede die Behörden kritisiert hatte, musste der IPO abgesagt werden.
Seitdem befindet sich das Unternehmen im Umbruch und wird künftig stärker von den chinesischen Behörden reguliert. Aktuell verhandele Ma mit den Behörden über den Verkauf seiner Anteile, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Das Kräftemessen zwischen den Tech-Konzernen und der chinesischen Regierung wird weitergehen. Gleichzeitig verzeichnete die Ant Group im vierten Quartal des vergangenen Jahres einen Rekordgewinn von 3,4 Milliarden Dollar – der erste Hinweis auf den Zustand des Unternehmens nach dem abgesagten Börsengang.