
Philipp Klöckner: „Bei Klarna besteht die Gefahr, Momentum zu verlieren“
Welche Auswirkungen hat der Börsencrash nach Ankündigung der US-Zölle auf Fintechs und Techriesen?
Unter den größten Verlierern des Börsenschocks, nachdem US-Präsident Donald Trump (78) seine Zölle angekündigt hatte, waren in den ersten Tagen vor allem die Techmilliardäre. Die Bosse von Meta und Nvidia, die Gründer von Amazon und Google und auch Tesla-Chef Elon Musk (53). Dass die Branche besonders hart von den Zöllen betroffen sei, glaubt der Aktienexperte und Investor Philipp Klöckner (44) indes nicht. „Die Techfirmen hatten relativ gesehen mehr Korrekturpotenzial“, erklärt er den teils deutlichen Absturz im Finance-Forward-Podcast. Sie hätten hohe Earnings- oder Umsatzmultiples gehabt und damit Potenzial für eine Neubewertung.
Vor allem Tesla und Apple hält er besonders anfällig für die Zollpolitik Trumps. Wegen ihres Chinageschäfts und, bei Apple, des hohen Anteils von Vorprodukten in der gesamten Lieferkette. „Apple trifft das natürlich sehr direkt, solange die Supply chain komplett in Asien liegt“, so Klöckner. Tesla sei mit vielen Zulieferern und Exporten stark betroffen. Bei den anderen Techriesen träfe es besonders die großen Mediakonzerne, deren Geschäftsmodell stark von Werbung abhänge, so der Analyst, der durch seinen „Doppelgänger“-Podcast bekannt geworden ist. Konkret seien vor allem Google, Facebook und zum Teil auch Amazon betroffen, sollte es nun zu einem Wirtschaftsabschwung in Folge der Unsicherheit und Handelsbarrieren kommen. Amazon als Händler werde zudem „sicherlich von den China-Zöllen und der Abschaffung der De-Minimis-Regelung“ betroffen.
Regierung will sich nicht ins eigene Fleisch schneiden
Lediglich bei Nvidia, glaubt Klöckner, werde es Ausnahmeregelungen geben – genauso wie bei den Ausrüstern für die KI-Rechenzentren, die in den USA gebaut werden sollen. Die US-Regierung habe das als strategisch wichtig erkannt und werde sich nicht ins eigene Fleisch schneiden.
Mit Blick auf die gestoppten Börsengänge des milliardenschweren Payment-Anbieters Klarna verwies der Aktienexperte auf das Timing bei IPOs. Das habe Klarna eigentlich bewiesen, so Klöckner. Die Geschäftszahlen hätten sich massiv verbessert, das Fintech konnte prominente Partnerschaften verkünden. Durch die Turbulenzen wurde der IPO-Prozess jetzt jedoch auf Eis gelegt und es bestehe die Gefahr, dass man an „Momentum verliere“. Seiner Analyse nach sei dies etwa bei dem chinesischen Modehändler Shein der Fall gewesen, der den guten Zeitpunkt für ein IPO verpasst hatte.
Er selbst habe den Kurseinbruch genutzt, um teilweise einzelne Aktien nachzukaufen, so Klöckner. Für die meisten anderen Anleger sei es sicherlich auch ratsam gewesen, nicht in Panik zu verfallen und zu verkaufen.
Im Finance-Forward-Podcast spricht der Investor mit manager-magazin-Redakteur Caspar Schlenk darüber, welche Optionen es jetzt für Anleger gibt. Und er beschreibt Szenarien, wie es mit den US-Zöllen und Europas Antwort darauf weitergehen könnte.
Im Podcast „Finance Forward“ sprechen wir alle zwei Wochen mit den spannendsten Persönlichkeiten aus der neuen Finanzwelt – über Fintechs, Fonds, Krypto und Family-Offices. Sie können den Podcast über manager-magazin.de sowie auf Spotify, Apple und Deezer abonnieren.