Der Unterkunftvermittler Airbnb legt Kundengelder vorübergehend an. © Getty Images

Airbnb verdient halbe Milliarde Dollar als Bank

Den meisten Menschen ist Airbnb als Unterkunftsvermittler bekannt. Immer mehr Geld verdient das Unternehmen indes mit Bankgeschäften, wie ein Blick in die Bilanzen zeigt. 

Wer dem Finanzchef von Airbnb mal eine richtige Freude machen möchte, bucht eine Unterkunft, egal wo oder für wie lange. Hauptsache, die Buchung geschieht weit im Voraus. Ein halbes Jahr mindestens, besser noch früher. So helfen die Kunden, die Gewinne der Wohnungsplattform wie von Zauberhand zu vermehren. Und zwar lange, bevor Airbnb die Gebühr für die Vermittlung der Unterkunft einstreicht. Dazu kommt es nämlich erst, wenn die Gäste später auch anreisen und den Wohnungsschlüssel vom Gastgeber erhalten haben.

Wer sich die jüngsten Quartalsberichte von Airbnb genauer ansieht, stößt auf ein florierendes Geschäft jenseits der Vermittlung romantischer Baumhäuser oder Blockhütten. Die Rede ist von Zinserträgen, in den Bilanzen als „Interest income“ bezeichnet. Diese beliefen sich in den ersten drei Quartalen 2023 auf zusammengerechnet rund 529 Millionen Dollar. Gut zehn Prozent steuerten die Erträge zuletzt zum Konzerngewinn bei.

Airbnb legt Kundengelder vorübergehend an

Airbnb ist über Tochtergesellschaften in den meisten Ländern als Zahlungsdienstleister registriert. Dadurch kann das Unternehmen bestimmte Finanzdienstleistungen anbieten. Darunter fällt etwa die Ausgabe von Guthabenkarten, um Zahlungen zwischen Gästen und Gastgebern abzuwickeln. Vor allem aber kann das Unternehmen die erhaltenen Zahlungen zwischen der Buchung und dem Check-in-Zeitpunkt bei Banken anlegen, beispielsweise in kurzlaufende Anleihen. So kann Airbnb zusätzlich an Zinsen verdienen, wie es auch in den AGB steht. „Airbnb Payments kann Beträge, die es von Gästen einnimmt, zusammenfassen und im Rahmen der geltenden Gesetze investieren“, heißt es darin. Das Unternehmen würde zudem alle Zinserträge aus diesen Investitionen einbehalten.

Besonders seit Beginn der Zinswende im Sommer 2022 macht sich das für die Kalifornier bezahlt (siehe Grafik). Erzielte Airbnb etwa im vierten Quartal 2021 noch Erträge von rund drei Millionen Dollar, waren es sechs Monate später – im zweiten Quartal 2022 – fast sieben Mal so viel (20 Millionen Dollar). Grund für den raschen Anstieg waren die Leitzinserhöhungen infolge steigender Lebensmittelpreise, hauptsächlich verursacht durch den Krieg in der Ukraine. Ein Trend, der sich zugunsten von Airbnb bis heute fortsetzt.

So konnte das Unternehmen im dritten Quartal 2023 bereits 192 Millionen Dollar aus den geparkten Kundeneinlagen erlösen. Die sogenannten „Funds held on behalf of guests“ beliefen sich laut Bilanz auf zuletzt mehr als sechs Milliarden Dollar. Ein beachtlicher Hebel für Zinsgeschäfte, von denen viele andere Tech-Konzerne nur träumen.

Auch Starbucks profitiert

Ein alleiniges Phänomen ist Airbnb mit dem lukrativen Nebenerwerb aber nicht. Auch einige andere bankfremde Unternehmen verdienen prächtig an der Zinswende. Zum Beispiel die Kaffeehaus-Kette Starbucks: Das Unternehmen sitzt auf Milliardenbeträgen, die Kunden als Guthaben in der App hinterlegen. Das Geld kann Starbucks ebenfalls gewinnbringend anlegen. Anders ausgedrückt: Starbucks ist eine Bank, die Kaffee verkauft.