Verbriefungs-Fintech Acatus meldet Insolvenz an
Exklusiv: Erst kürzlich verließ die Gründerin Marie Louise Seelig das Berliner Fintech Acatus. Nun steckt die Firma in einer schweren Krise: Es gab Unstimmigkeiten im Investorenkreis, eine nötige Finanzierungsrunde kam nicht mehr zustande.
Das Berliner Fintech-Unternehmen Acatus muss Insolvenz anmelden, Gründer Daniel Wigbers bestätigte die entsprechenden Information. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Gordon Geiser bestellt. Er glaube weiter an die Idee und das Team, sagt Wigbers. Es habe aber keine Einigung im Gesellschafterkreis gegeben – eine anvisierte Finanzierungsrunde kam nicht zustande.
Vom Insolvenzverwalter heißt es: „Das beantragte Insolvenzverfahren ist nicht auf eine Zerschlagung des Unternehmens ausgelegt, sondern soll der Fortsetzung des von Acatus bis zuletzt vorangetriebenen Umstrukturierungsprozesses dienen.“ Er habe bereits mit der Geschäftsführung gesprochen und die nächsten Schritte geplant. Geiser erklärt: „Der Geschäftsbetrieb soll während des Verfahrens uneingeschränkt aufrecht erhalten werden. Ziel des Verfahrens ist es, eine nachhaltige Investorenlösung für das Startup zu finden.“ Hierzu würde es bereits konkrete Vorstellungen und Interessensbekundungen geben, die trotz des Verfahrens schnellstmöglich angegangen werden sollen.
Es sei „von großem Vorteil für den Prozess, dass die Auftragsbücher von Acatus nach wie vor gut gefüllt sind und mehrere großvolumige Verbriefungsprojekte zur Umsetzung anstehen. Die von Acatus initiierten Verbriefungsgesellschaften sind durch das Verfahren nicht betroffen, so dass auch die Umsetzung weiterer Verbriefungen während des Verfahrens ohne Einschränkung möglich ist.“
Erst Anfang Juli hatten Finanz-Szene.de und Finance Forward berichtet, dass Wigbers Mitgründerin Marie Louise Seelig das Unternehmen verlassen hat. Weil sich die Investoren mehr Banking-Kompentenz wünschten, sollten Marco Zimmermann und Igor Smirnov in die Acatus-Führung aufrücken. Aus dem Investorenumfeld hieß es, dass wesentliche Gesellschafter weiterhin fest an das Geschäftsmodell glauben und zu weiteren Finanzspritzen bereit seien. Dies war nun nicht der Fall, die genauen Hintergründe sind bislang unklar.
Bis Ende 2019 sammelte das Fintech nach eigenen Angaben mehr als acht Millionen Euro bei Investoren ein, wie es damals hieß. Zu den Geldgebern gehörten der staatliche Investor Coparion, Berliner Volksbank Ventures und Partech. Inzwischen lässt sich dem Handelsregister entnehmen: Knapp fünf Millionen Euro davon waren offenbar Kredite. So hoch waren jedenfalls per Ende 2019 die Verbindlichkeiten; die Kapitalrücklage belief sich hingegen nur auf 3,3 Millionen Euro.
Ein Statement des Insolvenzverwalters wurde nachträglich ergänzt.