
Warum PayPal jetzt das Bargeld angreift
Der Online-Bezahldienst PayPal will seine Marke neu erfinden: als Inbegriff des Zahlens in allen Lebenslagen. Eine große neue Werbekampagne läuft in Deutschland an.
„Bye-bye Bares“ – mit Sprüchen wie diesem will künftig auch PayPal hierzulande in den Wettbewerb der digitalen Geldbörsen einsteigen. Nächste Woche wird das Unternehmen in Deutschland mit seiner weltweit ersten kontaktlosen mobilen Wallet starten. Bei der Digitalmesse OMR in Hamburg erklärte Geoff Seeley (40), der Chief Marketing Officer von PayPal, weshalb die Online-Bezahlung künftig auch an der Ladenkasse möglich sein soll.
PayPals Erfolgsgeschichte begann in den frühen 2000er Jahren, als viele Shopper auf dem Online-Marktplatz Ebay den vergleichsweise sicheren und bequemen Bezahldienst wählten. Die Marke wurde zum Inbegriff des Bezahlens im Internet: Viele Online-Anbieter integrierten den „PayPal-Button“ auf ihrer Webseite, als technikorientiertes B2B-Unternehmen wurden die Amerikaner groß.
In der heutigen Welt reiche das nicht mehr, sagte Seeley in seinem Vortrag auf der OMR: „Ein einzelner Button ist nicht genug.“ Die Zahl der Konkurrenten im E-Commerce-Geschäft habe stark zugenommen, Kunden können in den Onlineshops heute zwischen vielen Zahlungsoptionen währen. Shopify etwa, der kanadische Anbieter von Software für Onlineshops, bietet inzwischen eine eigene, sehr erfolgreiche Zahlungslösung („Shop Pay“) an. Auch der Aktienmarkt ist aufmerksam geworden: Während die Shopify-Aktie sich in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt hat, bewegt sich der Kurs von PayPal heute auf dem Niveau von 2018.
Der neue Marketingchef Seeley, den PayPal Anfang 2024 geholt hat und früher Marketingchef von Airbnb war, ist überzeugt, dass die Marke aus der alten Nische herauskommen muss. PayPal soll zu einer populären Konsumentenmarke werden, die im Alltag überall präsent ist, und ihren festen Platz bei jedem Bezahlvorgang hat: Ein erfolgreiches Produkt müsse ständig auf der „Shortlist“ der Verbraucher stehen, um sich dann im „Moment der Wahrheit“ durchzusetzen -im Fall PayPal also: immer, wenn es ans Zahlen geht. Zusätzliche Optionen wie Rabatte, Kredit- und Ratenzahlung sollen die Attraktivität weiter steigern.
PayPal hat in den USA bereits in eine aufwendige Kampagne mit Werbespots investiert, um die Marke „aus der Online- in die Offline-Welt“ zu holen. Diese Kampagne soll ab Juni auch in Deutschland ausgerollt werden. Der deutsche Markt ist wegen seiner Größe besonders interessant, durch die hohe Bargeldaffinität der Deutschen allerdings auch schwierig. „Wann hat Bargeld Dich je zurückgeliebt?“, fragt das PayPal-Marketing. Vielen Deutschen genügt es bisher, dass Bargeld lacht.