Die Geschichte der Fidor Bank spielt sich in München ab – und in Paris (Bild: Philipp Bachhuber/Unsplash)

Verkauf geplatzt? Fidor tilgt Hinweise auf Ripplewood-Deal

Exklusiv: Die französische Großbank BPCE wollte das Fintech Fidor im vergangenen Jahr verkaufen. Jetzt ist der bislang angekündigter Deal offenbar geplatzt.

Die Fidor-Bank hat sämtliche Hinweise auf den geplanten Verkauf an den Finanzinvestor Ripplewood von ihrer Website gelöscht. Noch vor wenigen Tagen hatte es auf der Homepage der Münchner Challenger-Bank geheißen, die französische Fidor-Mutter BPCE habe „den Verkauf an Ripplewood eingeleitet“. Zudem wurde das Private-Equity-Unternehmen bereits als „neue Muttergesellschaft“ tituliert, darüber hinaus hieß es, die Übertragung Fidors an Ripplewood werde „voraussichtlich im Laufe des Jahres 2022 abgeschlossen werden“.

All diese Hinweise waren am Sonntagabend nicht mehr auffindbar. Stattdessen hieß es auf der Fidor-Website an der entsprechenden Stelle nur noch lapidar: „Muttergesellschaft und Alleingesellschafter der Bank ist die französische Groupe BPCE“.

Zu den Vorgängen passen Aussagen eines intimen Kenners der Fidor-Bank, der gegenüber Finanz-Szene zu Protokoll gab, die geplante Veräußerung an Ripplewood sei endgültig gescheitert. Eine zweite Quelle für diese Behauptung gab es allerdings nicht. Ein BPCE-Sprecher, den wir am Sonntagnachmittag per E-Mail zu kontaktieren versucht hatten, reagierte zunächst nicht. Genauso war es auch schon vergangene Woche gewesen, als Finanz-Szene exklusiv über den Abgang von Fidor-Chef Boris Joseph berichtet hatte.

Auch 2021 hat BPCE bei Fidor schon wieder Kapital nachgeschossen

Wie es mit Fidor weitergeht, ist völlig unklar. Vor zwei Jahren hatte die BPCE – sie ist das Dachinstitut der französischen Volksbanken und Sparkassen – die Aufspaltung der 2016 übernommenen Münchner Startup-Bank angekündigt. Das IT-Geschäft wurde an den französischen Technologiekonzern Sopra Steria verkauft, das Bankgeschäft sollte an Ripplewood gehen. Recherchen von Finanz-Szene deckten dann allerdings zu Beginn dieses Jahres auf, dass die angekündigte Transaktion nie vollzogen worden war. Schon damals wollte sich BPCE gegenüber Finanz-Szene nicht äußern. Im April allerdings bekräftigten die Franzosen gegenüber der Börsen-Zeitung die Verkaufsabsicht.

Ebenfalls zu Beginn dieses Jahres hatte Finanz-Szene das ganze Ausmaß des operativen Desasters bei Fidor offengelegt. So waren nach Verlusten von 35 Millionen Euro (2016), 110 Millionen Euro (2017),  41 Millionen Euro (2018) und 63 Millionen Euro (2019) im Geschäftsjahr 2020 noch einmal 121 Millionen Euro hinzugekommen. Einen Abschluss für 2021 hat Fidor noch nicht veröffentlicht.

Allerdings gesteht BPCE in seinem eigenen Geschäftsbericht ein, man habe bei Fidor im vergangenen Jahr zusätzliche 38 Millionen Euro Risikovorsorge bilden müssen und zudem weitere 28 Millionen Euro an Kapital injiziert. Alles in allem (es war ja auch mal ein Kaufpreis von grob 100 Millionen Euro fällig gewesen) dürfte das Fidor-Abenteuer die BPCE-Gruppe bislang sehr, sehr grob veranschlagt gut eine halbe Milliarde Euro gekostet haben.