Neuzugang Andreas Torner (Bild: IMAGO/epd)

Erfahrene Top-Banker verstärken Trade Republic

Exklusiv: Trade Republic holt zwei neue Manager in seine Reihen, beide mit langjähriger Erfahrung in der Bankenbranche. Damit stellt sich der Neobroker für die nächste Wachstumsphase auf.

Der binnen kürzester Zeit vom Jung-Fintech zum Milliarden-Unternehmen aufgestiegene Berliner Neobroker Trade Republic holt zwei erfahrene Topbanker in seine Führungsmannschaft. Nach Informationen von Finanz-Szene.de handelt es sich hierbei um den bisherigen Deutschbanker Andreas Torner (61) sowie um Gernot Mittendorfer (57), der bis Juni 2019 sechs Jahre lang als Finanzvorstand der „Erste Group“ amtierte, also der mit Abstand größten österreichischen Bank.

Während Mittendorfer in seinem Social-Media-Profil bereits als „Managing Director Trade Republic“ firmiert, ist die Verpflichtung Torners noch nicht öffentlich nachvollziehbar. Auch diese Personalie ist allerdings fixiert und wurde Finanz-Szene von einer Sprecherin des Berliner Finanz-Startups bestätigt.

Was die Bezeichnung „Managing Director“ bereits andeutet: Torner und Mittendorfer sind bei Trade Republic für die Geschäftsführung vorgesehen und werden somit formal sogar an der Spitze des Neobrokers stehen. Dazu muss man wissen: Bei der Trade Republic Bank GmbH (so heißt das Fintech mit vollem Namen) handelt es sich zwar um keine vollwertige Bank – wohl aber um eine ebenfalls von der Bafin beaufsichtigte Wertpapierhandelsbank.

Das heißt: Die Aufsicht hat bei der Besetzung der Geschäftsführung mitzureden. Bislang weist das Handelsregister den faktischen Chef von Trade Republic, nämlich Mitgründer Christian Hecker, lediglich als Prokuristen aus. Dies deutet darauf hin, dass die Bafin einen formellen Aufstieg des erst 32-Jährigen in die Geschäftsführung seines Unternehmens einstweilen kritisch sehen würde.

So ähnlich sind (beziehungsweise waren) die Verhältnisse auch bei den beiden anderen großen Berliner Fintech-Banken. Bei der Solarisbank wurde das Gründungs-Management schon bald um den früheren Deutsche-Bank-Manager Roland Folz ergänzt – wobei Folz nicht nur zum formellen, sondern, wie man betonen muss, auch zum faktischen CEO aufstieg. Bei N26 wiederum bilden die beiden Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal zwar schon immer die Geschäftsführung der „N26 GmbH“.

Für die Führung der Bafin-beaufsichtigten Tochter „N26 Bank GmbH“ brauchte es allerdings jahrelang erfahrene Banker, nämlich Markus Gunter (früherer DAB-Vorstand) und Richard Groeneveld (ehemals DVB Bank). Erst vor wenigen Monaten verließen die beiden die „Bank GmbH“ und machten damit Platz für Gründer Tayenthal. Den zweiten Geschäftsführerposten neben Tayenthal bekam allerdings einstweilen noch nicht Stalf, sondern ein weiterer von außen geholter Manager, nämlich Thomas Grosse.

Laut den Finanz-Szene-Informationen werden die bisherigen Trade-Republic-Geschäftsführer Andreas Willius und Karsten Müller das Unternehmen zugunsten von Torner und Mitterndorfer verlassen. Willius war Anfang der Nullerjahre Vorstand der Börse Stuttgart, amtierte anschließend und bis 2014 acht Jahre lang als „Director Sales“ Deutschen Börse; Müller wiederum ist in Personalunion auch Vorstand des Düsseldorfer Spezialbrokers Sino AG. Eine langjährige Großbanken-Erfahrung, wie sie Torner und Mitterndorfer aufweisen, bringt das bisherige Geschäftsführungs-Duo also nicht mit.

So gesehen dürfte die Bafin die Neubesetzungen durchaus goutieren – auch wenn unklar ist, ob die Aufsicht auf die Wechsel hingewirkt hat. Müllers Ausscheiden freilich war ohnehin erwartet worden. Denn: Als zwischenzeitlicher Mehrheitseigner von Trade Republic hatte die Sino AG lange Zeit einen starken Einfluss auf das Fintech. Nachdem die Düsseldorfer ihre Anteile allerdings größtenteils veräußert haben, dürften ihr Status nur noch der eines normalen Gesellschafters sein. Die Geschäftsgrundlage, auf der Müllers Doppelrolle beruhte, ist somit gewissermaßen entfallen.


Kurzvita der beiden Neuen:

– Gernot Mittendorfer war nach diversen Stationen innerhalb der „Erste Group“ (darunter als Chef der Salzburger Sparkasse und der tschechischen Niederlassung in Prag) bis Juni 2019 sechs Jahre lang Finanzvorstand der österreichischen Großbank mit zuletzt 246 Milliarden Euro Bilanzsumme.

– Andreas Torner amtierte nach diversen Chef- und Vorstandsposten bei der Norisbank und der Citibank bis September 2021 als Gebietsleiter der Deutschen Bank für die Region Südwest. Zudem gehörte er dem Management Committee Deutschland an.