Stripe-Gründer John Collison gehört zu den erfolgreichsten Unternehmern der Welt (Bild: PR)

Warum Stripe für 1,1 Milliarden Dollar ein Stablecoin-Startup kauft

Gerade einmal zweieinhalb Jahre nach der Gründung kauft der Fintech-Star Stripe einen Stablecoin-Spezialisten – für 1,1 Milliarden Dollar. Die Hintergründe analysiert Blockstories-Gründer Maximilian Vargas.

Es ist ein Kauf der Superlative. Für rund 1,1 Milliarden Dollar übernimmt das US-Fintech Stripe das Stablecoin-Startup Bridge. Das bestätigten beide Firmen gestern Nachmittag auf dem sozialen Netzwerk X. Damit handelt es sich nicht nur um Stripes bislang größte Akquisition, sondern ebenfalls um den größten Verkauf eines Krypto-Unternehmens überhaupt.

Bridge hatte erst vor weniger als zwei Monaten eine Finanzierungsrunde über 40 Millionen Dollar abgeschlossen, während Stripe vor knapp zwei Wochen ihr neues „Pay with Crypto“-Feature ausrollte. Seitdem können US-Unternehmen ihren Kunden die Zahlung per Stablecoin anbieten

Bridge – das Stripe für Stablecoins

Die Übernahme bietet starke Synergien. Genau wie Stripe, das mit seinen Schnittstellen Unternehmen ermöglicht, Zahlungsabwicklungen nahtlos in ihre Anwendungen zu integrieren, abstrahiert Bridge die Komplexität von Stablecoin Zahlungen für seine Kunden.

Konkret bietet Bridge zwei Services an:
–  Sogenannte Orchestration-APIs ermöglichen das Wechseln und Transferieren verschiedener Stablecoins (USDC, USDT, PYUSD etc.) über unterschiedliche Blockchain-Netzwerke hinweg.
– Mittels „Issuance APIs“ können Unternehmen mit Bridge ihre eigenen Stablecoins herausgeben. Bridge investiert dabei automatisch in US-Staatsanleihen, sodass die Unternehmen von den Renditen profitieren können.

Das Startup zählt laut eigenen Angaben namhafte Kunden wie SpaceX und Coinbase, ebenso wie staatliche Behörden. Zudem verfügt Bridge über mehrere Money-Transmitter-Lizenzen in den USA und Europa.

Eine Akquisition – vier Perspektiven

Die Stripe-Bridge-Akquisition bietet aus verschiedenen Perspektiven interessante Einordnungen. Gehen wir sie gemeinsam durch.

– Stripe geht all-in in Sachen Stablecoins. In Reaktion auf die Übernahme kündigte Stripe
Mitgründer Patrick Collison an, dass Stripe „the world’s best stablecoin infrastructure“ bauen werde. Stablecoins bieten Stripe nicht nur die Möglichkeit, seinen Kunden schnellere und kostengünstigere Zahlungen mit potenziell höheren Margen anzubieten und die globale Expansion zu beschleunigen, sondern auch das Geschäftsmodell grundlegend zu transformieren. Anstatt sich weiterhin ausschließlich auf Transaktionsgebühren und Händlerintegration zu verlassen, könnte Stripe durch die direkte Abwicklung auf Blockchain-Netzwerken neue Einnahmequellen erschließen –darunter Stablecoin-Emissionen, Treasury-Management, On- und Offramping sowie internationale Zahlungen.

– Die Bridge-Perspektive
1,1 Milliarden Dollar für ein 2,5 Jahre altes Startup, das vor kurzem erst mit 200 Millionen Dollar bewertet wurde und Gerüchten zufolge einen Umsatz von 15 Millionen Dollar generiert, sind ein stolzer Preis und verdeutlichen die Entschlossenheit, mit der Stripe in den Stablecoin-Markt preschen und sich dem Vernehmen nach um ein exzellentes Krypto-Team erweitern möchte.

– Die Stablecoin-Perspektive
Spätestens nach dieser Meldung wird sich jedes große Fintech und Finanzinstitut gezwungen sehen, eine eigene Stablecoin-Strategie auszuarbeiten. Weitere strategische Übernahmen würden nicht überraschen. Aufbauend auf Stripes globaler Distribution sollte die Bridge-Integration zudem die Adoption von Stablecoins deutlich beschleunigen.

– Die Krypto-Perspektive
Ähnlich wie Blackrocks tokenisierter Geldmarktfonds BUIDL wird die Übernahme von Bridge dazu beitragen, Kryptos Wahrnehmung als Infrastruktur für die nächste Iteration des globalen Finanzsystems stärken. Haben Unternehmen und Fintechs Stablecoins einmal adoptiert und Vermögenswerte onchain, ist die Integration mit DeFi-Protokollen wie Uniswap (FX) und Aave (Borrowing/Lending) nur wenige Klicks entfernt.

Dieser Text ist zuerst bei Blockstories erschienen. Mehr Kryptoinhalte findet ihr bei dem führenden Kryptonewsletter Blockstories von Maximilian Vargas.