Seltene Whiskys, Weine und Uhren als Geldanlage: Was kann das Schweizer Startup Splint Invest aus „Höhle der Löwen“?
Nach dem Vorbild von Timeless versucht sich ein Schweizer Team an einer App, über die Kunden tokenisierte Anteile von Sachwerten erwerben können. Splint Invest setzt dabei vor allem auf Wein- und Whiskeyflaschen.
An Selbstbewusstsein mangelt es ihnen nicht. In einem Artikel über das Startup Splint Invest heißt es: „Brain-Drain bei Pricewaterhousecoopers“ – alle fünf Gründer kommen von der Beratungsbude. Jetzt „lancieren sie eine neue Art des Investierens“, sie wollen Privatanlegern Investments in seltene Whiskys, Weine und Uhren zugänglich machen.
Das Kuriose: Der Artikel ist ein Advertorial, ein bezahlter Beitrag. Mario von Bergen, Robin Muster, Alex Hofman, Alexander Bernauer und Aurelio Perucca haben ihn selbst in Auftrag gegeben. „Wenn geniale Köpfe ein großes Unternehmen verlassen, dann meist, um eine geniale Idee Realität werden zu lassen“, schreiben sie darin über sich selbst.
Ein Anteil für 50 Euro
Seit Februar ist Splint Invest bereits aktiv. In der Zeit hat es 4.000 Kunden gesammelt, die den Identifikationsprozess durchlaufen haben, teilt es auf Anfrage von Finance Forward mit. Die Hälfte davon hätte bereits investiert.
Auf der Plattform sind derzeit Weine, Whiskys, Rum und Uhren verfügbar, einige davon bereits als „ausverkauft“ markiert. Die weiteren Kategorien „Luxusautos“, „Kunst“, „Landwirtschaft“ und „Private Equity“ lassen ein geplantes breiteres Portfolio vermuten. Langfristig sei die Vision, „sämtliche alternativen Anlagen für Retail-Investoren zugänglich zu machen“, heißt es.
Das aktuelle Geschäftsmodell verlange lediglich eine Geldwäschereigesetz-Unterstellung, sagt eine Sprecherin. Was das konkret bedeutet und wie das regulatorische Setup außerhalb der Schweiz ist, lässt das Unternehmen offen. Eine Auswertung von Finance Forward zeigt, dass es auf Facebook und Instagram bereits offensiv deutsche Kunden mit seiner Werbung anspricht.
Ein Anteil an den Splint-Invest-Assets kostet 50 Euro, in der Informationsübersicht wird eine mögliche Rendite und ein Anlagehorizont ausgewiesen. Das Unternehmen nennt die einzelnen Anteile „Splints“, sie repräsentieren in der eigenen Formulierung eine Art „Miteigentum“. Wenn eine Uhr, die 10.000 Euro wert ist, in 200 Splints aufgeteilt wird, und ein Anleger kauft zwei davon, dann „gehört“ ihm ein Prozent dieser Uhr, schreibt es. Und: „Durch den Kauf der Splints werden sämtliche Entscheidungsrechte, zum Beispiel in Bezug auf die Lagerung oder den Verkauf der Anlage, an Splint Invest abgegeben.“
Gebühren fallen erst beim Verkauf des Assets an, sie liegt bei zwei Prozent des Verkaufspreises. Laufende Kosten würden für die Kunden nicht entstehen, die variablen Kosten für die Lagerung und Versicherung seien in den 50 Euro enthalten, mit denen der Kunde einen Anteil kauft. Bei Timeless ist das anders: Hier zahlen die Kunden bereits zum Kauf eine Gebühr über zwei Prozent sowie eine Management-Gebühr in Höhe von einem bis sechs Prozent – je nach Kategorie der Assets.
Wein schlägt Gold und Aktien
Bei Splint fällt indes noch eine jährliche Gebühr über drei Euro an, egal wie viele Anteile man kauft oder besitzt. Das Unternehmen nennt dies „Forschungsbeitrag“. Was die Anbieter eint, sind höhere Haltungskosten ihrer Assets als beispielsweise bei Aktien. Weinflaschen, Whiskeyfässer und auch Kunst müssen richtig gelagert, versichert und auch mitunter transportiert werden. Diese Kosten gilt es auf die Privatanleger weiterzuleiten, was die Assetklasse in der Summe teurer als einfache Aktien oder ETFs machen kann.
Im Gegensatz zum Aktienmarkt ist die Bepreisung von Assets wie Wein oder Whiskey auch weniger volatil – und sollte längerfristig angesetzt werden. Wenn Splint Invest nach ein paar Jahren glaubt, eine gute Rendite sei erreicht, verkauft es das Asset und der Gewinn wird den Privatanlegern ausgeschüttet. Trotzdem soll ein Marktplatz eröffnet werden, mit dem die Kunden untereinander ihre Assets handeln können. Hier wird ebenfalls eine Verkaufsgebühr von zwei Prozent erhoben.
Insgesamt zieht das Segment mit großen Versprechungen: Der „Fine Wine 100 Index“ der Londoner Wein-Börse Liv-ex ist im vergangenen Jahr um mehr als 23 Prozent gestiegen. Damit schlägt das Segment die Performance von Gold oder Aktien. Ob Privatanleger es allerdings schaffen, die richtigen Wetten zu finden – und ob Anbieter wie Splint Invest die richtigen Weine ins Portfolio aufnehmen, das müssen sie erst einmal unter Beweis stellen. „Für Kleinanleger ohne spezielle Expertise ist eine Anlage in Wein nicht empfehlenswert“, schreibt die Finanzbildungsplattform Finanzfluss in einem Beitrag über Anlegen in Wein.
Bald stellen sich die fünf Splint-Invest-Gründer der Schweizer Ausgabe von „Die Höhle der Löwen“, bislang sei es hauptsächlich eigenfinanziert, teilt eine Sprecherin mit. Und: „Die nächste Finanzierungsrunde über 3,5 Millionen Schweizer Franken ist für Dezember 2022 geplant.“ Wenn die Summe bereits vorab feststeht, könnte das auf ein Löwen-Investment hinweisen.