Speedinvest-Gründer Oliver Holle (Bild: Speedinvest)

„Apple ist eine der größten Bedrohungen für Fintechs und klassische Banken“ – Speedinvest-CEO Oliver Holle im FinanceFWD-Podcast

Vor mehr als zwölf Jahren gründete Oliver Holle den Wagniskapitalgeber Speedinvest. Mit Investitionen in Bitpanda, Billie und Ulimate zeigten er und sein Team gutes Gespür und erlangten internationale Aufmerksamkeit. Ende des vergangenen Jahres sammelten sie 500 Millionen Euro für einen neuen Fonds ein. Über die Stimmung auf der Investoren-Konferenz „SuperReturn“, schwierige Deals und Apples Brille hat er im FinanceFWD-Podcast gesprochen.

Am Montag sorgte Apple mit einer Produktankündigung für Gesprächsstoff. Tim Cook stellte seine neueste Innovation vor: Die Mixed-Reality-Brille namens Vision Pro. Ein „Game Changer“, wie Speedinvest-Gründer Oliver Holle sie nennt. „Apple setzt mit dem Produktlaunch ein riesiges Signal,“ sagt der Investor im FinanceFWD-Podcast. Ein Signal, das auch Portfolio-Firmen von Speedinvest – etwa einen Hersteller für Micro-LED-Chips – Aufwind bringen könnte. Allerdings räumt er ein, dass die vergangenen Jahre im Virtual-Reality-Bereich eher ernüchternd waren. „VR/AR hat nicht eingelöst, was es bisher versprochen hat“, so Holle.

Chancen in diesem Sektor sieht er aber trotzdem – insbesondere im Digital Health- oder Entertainment-Bereich. „Da muss ich nur in unser Portfolio schauen und sehe Dutzende Anwendungsfälle für diese Brille“, sagt Holle. Entscheidend sei dazu allerdings auch eine stabile Nutzerbasis, die bei vielen jungen Firmen noch fehle.

Apple macht Banken Konkurrenz

Nicht nur im Hardware-Bereich sorgt Apple für Aufsehen. In den vergangenen Jahren stieß das Unternehmen zunehmend in den Finanzsektor vor und machte sowohl gestandenen Banken als auch Fintechs Konkurrenz – zuletzt beispielsweise mit einem „Buy now, Pay Later“-Produkt. Gründer oder Manager der Branche geben sie sich diesbezüglich aber meist gelassen. Holle hingegen sagt: „Ich glaube, Apple ist eine der größten Bedrohungen – nicht nur für Fintechs, sondern auch für klassische Incumbents im Bankenbereich.“ Gerade den Payment-Bereich sieht er als gefährdet. „Die Gefahr, dass Apple Mittelsmänner ausschneidet und einen Großteil der Marge einbehält, ist sehr groß.“

Auch über das aktuelle Hauptthema der Startup-Szene – das schwierige Fundingklima – spricht Holle. Immerhin sei die Branche so langfristig orientiert, dass die Krise nicht so dramatisch spürbar sei. Und doch mache man „drei Kreuze, wenn man seine Fonds geschlossen hat“, sagt Holle. Doch nicht alle Investoren seien aktuell zurückhaltend. Während man in den USA und Europa abwarte, merke man den Zustrom einer neuen Investorengruppe: „Die MENA-Region (Middle East and North Africa) ist sehr präsent“, sagt er. „Insbesondere in den großen Wachstums-Runden sind sie fast immer dabei und machen sehr gute Deals.“

Nicht nur auf der Startup-Seite gibt es Auswirkungen. Holle glaubt auch an eine zunehmende Konsolidierung der VC-Landschaft. „Die letzten zehn Jahre liefen sehr gut – die nächsten zehn Jahre werden nicht so lustig“, sagt er. „Es werden sicher auch einige Gründer, die zwischenzeitlich VCs aufgebaut haben, doch wieder ins Unternehmertum zurückkehren.“

„Als Frühphasen-Investor darf man zu Recht Angst haben“

Eine kürzlich erschienene Studie von Speedinvest hat gezeigt, dass 85 Prozent der Investorinnen und Investoren Unicorn-Startups für überbewertet halten. Dies zeigte sich zuletzt auch im Markt, etwa durch drastische Abwertungen bei Klarna, Stripe oder Checkout. Auch auf sein eigenes Portfolio schaut Holle in diesem Zusammenhang kritisch. „Es wäre angesichts der großen Wertverluste an den Tech-Börsen unrealistisch, wenn man seine eigenen Werte nicht hinterfragen würde“, sagt er. „Das ist bei allen im Portfolio so, bei uns auch.“ Jetzt ginge es darum, die Firmen so auszustatten, dass sie in diese Bewertungen hineinwachsen können und erfolgreich aus der Krise herauskommen.

Die resultierenden Konsolidierungen im Startup-Markt dürften laut Holle besonders für Frühphasen-Investoren kritisch werden. Häufig sicherten sich Investoren in Folgerunden neue, vorteilhaftere Bedingungen zu – insbesondere, da im aktuellen Markt nur wenige weiteres Kapital investieren können. „Investoren, die jetzt mit Geld nachlegen können, können die Bedingungen diktieren“, sagt er. Dementsprechend würden diese auch, etwa über Liquidationspräferenzen oder zusätzliche Klauseln, spätere Gewinne zu ihren Gunsten verschieben. Investoren aus früheren Phasen, wie beispielsweise Business-Angels, Seed-Investoren oder Gründer, laufen dabei Gefahr, selbst bei einem erfolgreichen Exit leer auszugehen. „Als Frühphasen-Investor darf man da zu Recht Angst haben“, sagt er.

Welche Trends er für die nächsten Jahre sieht und worauf sich Speedinvest fokussieren wird, darüber spricht Holle im FinanceFWD-Podcast.

Im FinanceFWD-Podcast spricht Holle über …

… den neuesten Produkt-Launch von Apple
… den Virtual-Reality-Markt
… die Bedrohung der Fintech- und Bankenwelt durch Apple
… aktuelle Entwicklungen im VC-Markt
… Zukunftsthemen im VC-Markt

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