Smava-Rätsel gelöst – erstmals gibt es Zahlen zu Finanzierungsrunden und Umsätzen
Exklusiv: Schon länger gab es Zweifel an den kommunizierten Zahlen der Kreditplattform Smava. Das Berliner Unternehmen hatte bislang keine neueren Jahresabschlüsse veröffentlicht. Nun erlaubt der Bundesanzeiger zum ersten Mal einen Einblick in die Finanzen.
Smava war auf dem Weg zur großen Berliner Erfolgsgeschichte. Es meldete sich regelmäßig mit hohen Finanzierungsrunden und aggressiven Werbekampagnen. Im vergangenen Jahr kündigte die Kreditplattform dann einen Börsengang an, nur der Zeitplan war noch unklar. Um weitere Monate zu überbrücken, sammelte das Fintech noch einmal einen Millionenbetrag von seinen Geldgebern ein.
Schon im Herbst 2018 bekam die Geschichte allerdings seine ersten Kratzer. Wie das Branchenmedium Finanz-Szene.de recherchierte, sollen die Finanzierungsrunden aus der Vergangenheit viel geringer ausgefallen sein als vom Unternehmen öffentlich kommuniziert. Die Geschichte endete damals mit dem Satz: „Wie es wirklich war? Wird man womöglich nie erfahren.“ Nun sieht so aus, als könnte das Rätsel um die Smava-Zahlen doch gelöst werden. Mit einigen Jahren Verspätung hat das Unternehmen seine Geschäftszahlen 2016 im Bundesanzeiger veröffentlicht (der Bericht enthält auch Zahlen aus dem Jahr 2017).
Nur etwa die Hälfte kommt aufs Konto
Los ging die Geschichte 2016, damals verkündete das Unternehmen stolz: „Smava erhält Investment von 34 Millionen US-Dollar“ (umgerechnet 30,2 Millionen Euro). Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von Runa Capital, die Private-Equity-Firma Verdane Capital beteiligte sich ebenfalls.
Finanz-Szene äußerte Zweifel an der Höhe der Finanzierungsrunde aus dem Jahr 2016 – zu Recht, wie sich jetzt zeigt. In die Firma flossen laut Bundesanzeiger lediglich neun Millionen Euro, zu einer Bewertung von 63,7 Millionen Euro. Geldgeber kauften außerdem im Zuge der Finanzierungsrunde bestehenden Investoren Anteile ab (sogenannte Secondaries). Dies hatte das Fintech in der Pressemitteilung allerdings nicht klar gemacht.
Smava trieb es mit seiner positiven Kommunikation weiter auf die Spitze. Auch bei der Finanzierungsrunde Ende 2017 (hier gab es ebenfalls Berichte über Unstimmigkeiten) war der Betrag, der tatsächlich in die Firma floß, viel geringer. Von den kommunizierten 65 Millionen Dollar (umgerechnet 54,1 Millionen Euro) unter anderem vom Private-Equity-Unternehmen Vitruvian gingen nur etwa die Hälfte auf das Konto der Firma: Laut dem Jahresabschluss waren es 29 Millionen Euro. Ob Anfang 2018 noch weiteres Geld in die Firma investiert wurde, ist unklar. Die Zeichen deuten nicht darauf hin, denn im Geschäftsbericht wird von einer Finanzierung im „Dezember 2017“ mit Vitruvian als Investor geschrieben. Smava wollte sich dazu kurzfristig nicht äußern.
So extrem wie bei Smava ist es selten
Die Diskrepanzen zwischen den verkündeten Summen und den tatsächlichen Investments in die Firma sind jeweils groß. Startups versuchen auf diesem Weg ihre Stärke gegenüber Wettbewerbern und anderen Geldgebern zu demonstrieren. So extrem wie bei Smava ist es allerdings selten.
Die Geschäftszahlen zeigen auch etwas Positives: Die Unternehmensbewertung bei der Finanzierungsrunde Ende 2017 konnte Smava stark steigern. Sie lag bei etwa 190 Millionen Euro und auch die Umsätze sind über die Jahre weiter gewachsen (siehe Grafik). Das Unternehmen mit etwa 100 Mitarbeitern bekommt Provisionen, wenn es Kredite an Konsumenten über seine Website vermittelt. Zu den Finanzierungspartnern gehören etwa Commerzbank oder Solarisbank. Schon 2016 lag der Wert der vermittelten Kredite bei mehr als einer Milliarde Euro.
Parallel zu den steigenden Umsätzen konnte Smava seine Verluste reduzieren. Wie die aktuellen Zahlen aussehen, ist unklar – Ende des vergangenen Jahres hieß es bei Deutsche Startups, die Geschäftszahlen seien schlecht, Smava widersprach. Die Ziele von Smava waren weiterhin groß: Das Fintech will versuchen, eine Unternehmensbewertung von einer halben Milliarde Dollar zu erreichen.