Ehemaliger Softbank-Manager startet eigenes Fintech Sikoia – Earlybird steigt ein
Früher suchte er für Softbank nach Fintech-Investments in Europa, jetzt hat Alexis Rog selbst eines gegründet. Die erste Millionen-Finanzierung stammt nun von dem Geldgeber Earlybird, Auxmoney-Gründer Raffael Johnen und Wefox-Finanzchef Fabian Wesemann.
Drei Jahre lang hat Alexis Rog für den 100-Milliarden-schweren Softbank Vision Fund nach Fintechs und Software-Startups in Europa und den USA gesucht, das Investment in das Berliner Startup Auto1 betreute er etwa mit. Dabei kribbelte es in ihn stets in den Fingern, selbst etwas zu gründen, sagt der 36-Jährige.
Ende vergangenen Jahres wechselte Rog dann die Seiten, gemeinsam mit Stephen Simmons, Alastair Bulger und Harry Singh startete er in London das Startup Sikoia, eine Plattform für andere Fintechs – mit der sie auf den Software-Hype aufspringen.
Das Timing hat Rog mit seinen Mitgründern gut getroffen. Während Fintechs im Allgemeinen derzeit einen wahren Funding-Hype erleben, gilt das im Segment „Open Banking“ und Finanz-Software umso mehr. Das Jahr 2021 hat mit der Übernahme von Tink durch Visa für 1,8 Milliarden Dollar, einer explodierenden Bewertung von Plaid (13 Milliarden Dollar) und einer 300-Millionen-Bewertung für TrueLayer bereits gezeigt: Investoren setzen zunehmend auf die zweite Ebene der Fintechs, den Open-Banking-Sektor. Sie alle ermöglichen es Kunden, über eine sogenannte Schnittstelle ihre Bankdaten mit Fintech-Apps zu teilen und direkt von ihren Konten aus zu bezahlen.
„Jedes Finanz-Unternehmen ist ein potentieller Kunde“
Sikoia verfolgt allerdings einen etwas anderen Ansatz. Durch den Fintech-Boom entstünden Tausende „Daten-Silos“, wie Rog sie nennt – sein Startup führt diese zusammen. Es will Fintechs besonders im Konsumentenkreditbereich über die Schnittstelle eine Plattform schaffen, die Daten von verschiedenen Partnern miteinander verlinkt und auf einem Dashboard anzeigt.
Das betrifft beispielsweise Kreditscoring-, Anti-Geldwäsche- und Kundenlegitimationsprüfungsdaten (KYC), für die viele Fintechs auf mehrere verschiedene Partner setzen. Für den Marktstart in Großbritannien hat Sikoia bereits 20 Fintech-Player in seine API-Infrastruktur angebunden, das sei jedoch erst der Anfang, betont Rog im Gespräch mit Finance Forward. „Wir planen diese Zahl zeitnah auf 80 bis 100 anwachsen zu lassen.“
Zu den Kunden können Fintechs für Konsumten- oder Hyptothekenkredite zählen, die Software vereinfacht den technischen Aufwand und bietet eine bessere Datenanalyse. Die Vision ist es, Ordnung in den zunehmend fragmentierten Fintech-Markt zu bringen, eine Art „One-Fits-All“-Lösung zu schaffen.
Sikoia muss nun beweisen, dass es eine tatsächliche Nachfrage für das Geschäftsmodell gibt. „Wir haben unser Produkt mit einigen Beta-Kunden entwickelt“, sagt der deutsche Gründer Rog dazu. Mittelfristig, wenn er das Produkt weiterentwickelt, soll sein Startup mit dem Angebot alle möglichen Finanz-Unternehmen ansprechen, ganz nach dem vielzitierten „Jedes Unternehmen wird ein Fintech“-Trend.
Verhandlungen mit ersten Kunden
Da Sikoia keine Finanzdienstleistungen anbietet, sondern eine Software für regulierte Unternehmen bereitstellt, benötigt es keine eigene Finanz-Lizenz. „Wir haben den Vorteil, mit Großbritannien und der EU in den am stärksten regulierten Märkten zu starten“, so Rog. Entsprechend unkompliziert seien die Expansionspläne, in allen anderen Märkten könne es dann nur noch einfacher werden. „Wir sind bereit, Kunden aus allen Regionen der Welt aufzunehmen“, sagt der Gründer.
Für die Nutzung der Software erhebt es eine Gebühr, die sich nach der Größe seiner Kunden richtet. Aktuell befindet sich Sikoia in der Betaphase, es will zum Ende des Jahres offiziell starten und verhandelt derzeit mit den ersten beiden potentiellen Kunden. Zu dem fünfköpfigen Team sollen zunächst vier weitere Mitarbeiter hinzukommen, die Stellen sind für den Standort London ausgeschrieben.