Nach Millionenspritze von Szenestars: Fintech Ride meldet Insolvenz an
Exklusiv: Zahlreiche Szenepromis wie Verena Pausder und Mario Götze hatten sich an dem Berliner Fintech Ride beteiligt. Nun musste die digitale Privatbank überraschend Insolvenz anmelden. Was ist bekannt?
Paukenschlag in der Berliner Fintech-Szene: Das von prominenten Geldgebern finanzierte Finanz-Startup Ride hat am Freitag überraschend Insolvenz angemeldet. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Björn Gehde bestellt. Zu den Gründen wollte sich ein Ride-Sprecher auf Anfrage nicht im Detail äußern, bestätigte die Maßnahme aber. Die Entscheidung sei „nach sorgfältiger Prüfung und gründlicher Analyse der finanziellen Situation des Unternehmens“ getroffen worden. Das Team arbeite weiter „mit Nachdruck“ am operativen Geschäft.
Aus dem Firmenumfeld ist indes zu hören, dass es zu einem „kurzfristigen Liquditätsengpass“ gekommen sein soll. Ride bemühe sich im Hintergrund um eine Notlösung, heißt es. Es werde noch einmal unter Investoren nach neuem Geld gesucht.
Siebenstellige Summe investiert
Auf das Berliner Finanz-Startup hatten Gründer wie Geldgeber große Hoffnungen gesetzt. Ride agiert als digitale Privatbank und hat sich darauf fokussiert, möglichst einfach sogenannte vermögensverwaltende GmbHs zu gründen. Auf diesem Wege fallen weniger Steuern an. Kunden bietet es dabei auch einen Wertpapierbroker an. Nach eigenen Angaben verwaltet Ride Kundengelder von mehr als 700 Millionen Euro. Zuletzt holte das Unternehmen prominente Manager an Bord.
Gegründet wurde das Unternehmen bereits 2018 von Christine Kiefer und Felix Schulte. Vor allem Kiefer ist in der Szene ein bekannter Name: Nach Station bei der Investmentbank Goldman Sachs in London baute sie die Fintechs Billpay und Pair Finance mit auf. Später fungierte sie zudem als Mitglied im Fintech-Rat der letzten Bundesregierung und wurde 2022 vom Szeneportal Payment & Banking als „Unternehmerin des Jahres“ ausgezeichnet. Sie gilt als gut vernetzt.
Das dürfte ihr auch beim Fundraising geholfen haben. An Ride haben sich zahlreiche prominente Szeneköpfe beteiligt, neben Lea-Sophie Cramer und Verena Pausder beispielsweise auch Fußballprofi Mario Götze. Die jüngste Finanzierungsrunde erfolgte im Juli vor zwei Jahren, damals flossen insgesamt drei Millionen Euro. Insgesamt belaufen sich die Investitionen auf einen höheren, siebenstelligen Betrag.
Gründerteam führt keine Geschäfte mehr
Im Hintergrund gab es bei Ride zuletzt Schwierigkeiten. Ende vergangenen Jahres berichtete Finance Forward über fragwürdige Immobilien-Deals der Firma, die im Investorenkreis für Ärger gesorgt haben sollen. Ob es einen Zusammenhang mit der aktuellen Krise gibt, ist derzeit unklar. Offen ist auch, ob ein möglicher Neustart von Ride vom Gründerteam um Christine Kiefer und Felix Schulte begleitet wird. Sie tauchen in der Stellungnahme des Fintechs zur Insolvenz nicht mehr auf. Die Geschäftsführung hat seit vergangenem Jahr Samed Yilmaz inne.