„Wir mussten Finleap Connect wieder eine Identität geben“ – Qwist-CEO Nicola Breyer im FinanceFWD-Podcast
In der vergangenen Woche berichtete Finance Forward über einen Deal, der in der Fintech-Szene für Aufsehen sorgte: Qwist (ehemals Finleap Connect) hat einen neuen Haupteigentümer und löst sich somit vom Berliner Fintech-Inkubator Finleap. Im Podcast spricht die Qwist-Geschäftsführerin Nicola Breyer nun über die Hintergründe der Übernahme und ihre Zukunftspläne.
Als Nicola Breyer vor etwas über einem Jahr die Führung von – damals noch – Finleap Connect übernahm, hatte sie vor allem Wachstumspläne im Gepäck. Doch es kam für sie zunächst anders, als gedacht. Nach einer ersten Bestandsaufnahme war ihr klar: Das Unternehmen muss sich neu aufstellen. „Ziel war es, dem Unternehmen wieder eine Identität zu geben“, sagt Breyer im Gespräch. „Wir mussten den Kern von Finleap Connect wieder herauskitzeln.“ So begann erst einmal ein umfangreicher Transformationsprozess für den Open-Banking-Player.
In der Praxis hieß das vor allem, wieder einen klareren Fokus in die Produkt-Palette zu bringen. Bestimmte Services – etwa digitale Frontend-Applikationen, die als Whitelabel-Produkt angeboten wurden – stellte Qwist ein. Dafür setzt es nun auf das Datengeschäft: „Wir glauben, dass die Wertigkeit und die Margen vor allem in diesem Bereich liegen“, so Breyer. Zum heutigen Angebot gehören vor allem Produkte, die Daten von Endkunden aggregieren und auswerten, etwa, um ihre Kreditwürdigkeit zu prüfen oder Betrugsfälle zu identifizieren.
Umsatzwachstum statt Kostensenkung
Mit der Übernahme durch den niederländischen Risikokapitalgeber Finch Capital stehen die Zeichen nun wieder auf Wachstum. Denn der Fokus der künftigen Partnerschaft mit dem ebenfalls von Finch Capital übernommenen API-Anbieter Ndgit soll nicht auf Konsolidierung oder Kostensenkung liegen. Vielmehr erhoffen sich die Beteiligten durch die Zusammenarbeit weiteres Umsatzwachstum.
Dies soll auch durch neue Produktentwicklungen gelingen: Aktuell arbeite man mit Ndgit etwa an einer Lösung im Bereich Smart Lending – also einem Kreditvergabe-Prozess, der im Gegensatz zur klassischen Bonitätsprüfung Daten- und KI-gestützt ist und ein breiteres Spektrum an Kundeninformationen analysiert. Breyer könne sich eine Smart-Lending-Marktplatz für Luxusprodukte vorstellen, über den Kunden direkten Zugang zu verschiedenen Kreditangeboten erhalten. Langfristig glaubt sie an die Vision der so genannten „Open Data Economy“. Das Buzzword beschreibt eine Wirtschaft, in der frei zugängliche Daten von Behörden, Firmen und Organisationen genutzt werden, um Innovationen anzutreiben und neue Lösungen und Anwendungen zu entwickeln.
„Finanzmittel waren begrenzt“
Mit dem Verkauf an Finch Capital emanzipiert sich Qwist nun nicht nur namentlich, sondern auch finanziell vom ehemaligen Hauptinvestor Finleap. „Wir wissen alle, dass Finleap in seiner ursprünglichen Konstellation nicht mehr existiert“, sagt Breyer. „Daher waren auch die Finanzmittel für die Portfolio-Unternehmen begrenzt.“ Eben jene dürften für Qwist allerdings entscheidend gewesen sein, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern.
Mit dem neuen Setup soll es nun auch endlich mit der Profitabilität klappen. Der ehemalige Qwist-COO Andreas Reuß hatte diese schon nach der vergangenen Finanzierungsrunde für Anfang 2022 angepeilt – damals offenbar erfolglos. Breyers erklärtes Ziel sei es nun, Qwist Anfang des nächsten Jahres in die Gewinnzone zu führen. „Profitabilität bedeutet Freiheit“, sagt sie. Gleichzeitig müsse man diese auch mit Wachstums- und Innovationszielen abwägen. Ob ihre Wette auf die Open Data Economy aufgeht, dürfte sich also im nächsten Jahr zeigen.
Über die Details der Übernahme, ihre Bilanz zum ersten Jahr bei Qwist und ihren Blick auf den internationalen Open-Banking-Markt spricht Nicola Breyer im Podcast.
Im FinanceFWD-Podcast spricht Breyer über …
… den strategischen Umbau von Finleap Connect zu Qwist
… den Open-Banking-Markt in Großbritannien und Deutschland
… die Gründe für die Übernahme durch Finch Capital
… ihre Vision der Open Data Economy
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