„Vergleich-auch-du.de“ – mittelfränkische PSD Bank will Check24 angreifen
Erst kürzlich hat der Check24-Angreifer Joonko aufgegeben, 15 Millionen Euro sind verbrannt. Nun wagt sich eine kleine genossenschaftliche Bank aus der Deckung – und startet ein Vergleichsportal. Wie ernst meint sie das?
Es wäre ein Leichtes, die Geschichte mit viel Häme auszuschmücken: Eine mittelfränkische Genossenschaftsbank versucht es mit dem gefürchteten Marktführer Check24 aufzunehmen, in dem sie das Portal „Vergleich-auch-du.de“ gestartet hat. Ein kleines Team und ein „mittleres sechsstelliges“ Budget der PSD Bank Nürnberg steht den viele Millionen Marketingpower von Check24 gegenüber.
An einem „Check24-Angriff“ sind über die Jahre bereits einige finanzstarke Firmen gescheitert. Zuletzt das Berliner Startup Joonko, das mit 15 Millionen Euro ausgestattet war und bei dem im vergangenen Jahr eine Folgefinanzierung platzte.
Die Bank hat erkannt, dass sich die Welt geändert hat
Die genossenschaftliche PSD Bank kennt die Zugkraft von Check24 gut. In den Girokontenvergleichen der Münchner Firma rangiert sie je nach Einstellung unter den Top Ten. Bei verschiedenen Tests hat das Finanzinstitut Bestnoten für sein kostenloses Girokonto erhalten. Mit 136.207 Kunden erzielt das Unternehmen immerhin einen Gewinn von 5,9 Millionen Euro.
Doch die PSD Bank hat auch erkannt, dass sich die Welt ändert: „Statt wie früher ein Leben lang bei einer Bank zu bleiben, sind Kunden heute wechselfreudiger. Sie vergleichen verschiedene Angebote und entscheiden sich je nach Bedarf und Konditionen für Leistungen verschiedener Banken“, heißt es. Diesen Trend habe die Bank mit ihrem neuen Portal Vergleich-auch-du.de aufgegriffen, ein neutrales Ranking, das von 80 Jahren Finanzexpertise profitiere.
Auf der Seite lassen sich etwa Baufinanzierungen, Girokonten und Kreditfinanzierungen vergleichen. „Wir entwickeln uns damit weiter und bieten Kunden die Produkte an, die am besten zu deren Bedürfnissen passen. Das kann ein Produkt von der PSD Bank sein, sofern dieses den Kunden am besten bedienen würde, muss es aber nicht“, schreibt die Bank weiter. Dafür arbeitet die PSD mit Partnern wie FinanceAds oder Weltsparen zusammen. Künftig sollen eigene Mitarbeiter die Interessierten beraten.
„Effizientes“ Marketing
Das grundsätzliche Konzept ist dabei gut durchdacht: verschiedene Finanzprodukte, Plattformlogik, ein neutraler Vergleich und zusätzlich eine menschliche Beratung. Doch am Ende wird das Projekt trotzdem höchstwahrscheinlich an der Marketingfrage scheitern. Der mittlere sechsstellige Betrag soll in Social-Media-Kampagnen, Inhalte und Suchmaschinen-Marketing fließen.
Auch mit dem „vergleichsweise geringen Budget“ plant die PSD Bank durch eine „effiziente Planung und die kontinuierliche Auswertung unserer Maßnahmen“ sich erfolgreich am Markt zu etablieren. Allerdings sind die Online-Marketing-Preise in den vergangenen Jahren gestiegen. Check24 investiert einen dreistelligen Millionen-Betrag pro Jahr in Werbung. Und ein sechsstelliges Marketingbudget ist selbst für ein Startup in der Seedphase überschaubar.
Ursprünglich war es genau der Plan von Joonko, Banken und Versicherungen zu finden, die sich an dem Check24-Konkurrenten beteiligen und den teuren Aufbau finanzieren. „Viele haben gesagt, sie wollen erst einmal schauen, wer sich von den anderen beteiligt“, sagte ein Versicherungsmanager im Gespräch mit Finance Forward. Die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass sich ein nächster aussichtsreicher Kandidat an dieses Unterfangen wagt. So lange muss die PSD-Bank alleine kämpfen.
In den vergangenen Tagen gab es eine Diskussion über den zertifizierten Girokontenvergleich, den Check24 angeboten hat und nach Klagen von Verbraucherschützern nun aber wieder einstellt. Die PSD Bank aus Nürnberg will aber nicht einspringen.