Das Payrails-Gründerteam Emre Talay, Orkhan Abdullayev und Nicolas Thouzea (Bild: PR)

Payrails – was macht das erste deutsche Fintech-Investment von Andreessen Horowitz?

Bislang hat der legendäre US-Wagniskapitalgeber Andreessen Horowitz deutsche Startups gemieden. Nun steigt er erstmals bei einem Berliner Fintech-Team ein. Die drei ehemaligen Delivery-Hero-Managern hinter Payrails wagen sich jetzt an die Öffentlichkeit.

Den Anfang machte eine einfache Nachricht auf Linkedin. Ob er schon Investoren gefunden habe, wollte ein Geldgeber von Orkhan Abdullayev wissen. Da hatte der Gründer gerade erst den Lieferdienst Delivery Hero verlassen, eigentlich war sein Startup noch ein Geheimnis.

Aus dem Kontakt entstand eine erste Finanzierungsrunde über 5,6 Millionen Euro – der Geldgeber: Andreessen Horowitz. Noch nie hat der renommierte Venture Capitalist ein deutsches Fintech finanziert, jetzt drängt er sich sogar einem auf. Das zeigt: Andreessen Horowitz schaut sich aktiv auch in Deutschland um.

Payrails, das Abdullayev mit seinen Delivery-Hero-Kollegen Emre Talay und Nicolas Thouzeau gründet, baut ein Betriebssystem für Zahlungen und Finanzdienstleistungen. Deutsche Startups hatte vor einiger Zeit über das Investment berichtet, doch nun sprechen die Gründer erstmals über ihr Konzept. Potentielle Kunden sind Plattformen wie ihr ehemaliger Arbeitgeber Delivery Hero – die Idee entstand bei der erfolglosen Suche nach einem vergleichbaren Anbieter. Auch der Finanzchef des Lieferdienstes, Emmanuel Thomassin, beteiligt sich an der Runde. Was hat Payrails vor?

Die Gründer haben den Fintech-Arm von Delivery Hero aufgebaut

Die drei bauten den Fintech-Arm von Delivery Hero auf, dabei wollten sie sich mit einer Software dagegen absichern, dass einzelne Zahlungsdienstleister wie beispielsweise Adyen ausfallen, erzählt Abdullayey im Gespräch mit Finance Forward. Wenn der abschmiere, sollen die Kunden nahtlos zum nächsten weitergeleitet werden. „Das Problem entsteht für Onlinehändlern häufiger, als man denken würde“, sagt er.

Also entwickelten sie eine Software, mit der große Onlinehändler oder Mobilitätsdienstleister per Schnittstelle mehrere Zahlungsdienstleister anbinden können. Dies ist beispielsweise sinnvoll für ein globales Unternehmen, weil es viele unterschiedliche lokale Zahlungsmethoden einfach anbinden kann. Konkurrenten wie PPRO würden eher noch auf einer älteren Technik laufen, sagt ein Branchenkenner, deswegen sei durchaus Platz im Markt.

Flixbus-Gründer investieren

Payrails will die Daten seiner Kunden zudem analysieren und ihnen auf der Grundlage eine bessere Übersicht bieten, in dem es die verschiedenen Zahlungsströme zusammenführt. Dabei soll auch etwaiger Zahlungsbetrug schneller erkannt werden. Fraud sei das große Thema der Branche, sagt der Insider. Mit neuer Technologie sei es einfacher, die Betrugsprävention günstig zu entwickeln und anzubieten.

Das Unternehmen habe bereits erste Kunden gewonnen, Namen will es allerdings nicht nennen. Dabei ist es naheliegend, dass es sich um Startups der neuen Business Angels handelt. Neben Andreessen Horowitz und HV Capital sind etwa die Flixbus-Gründer Jochen Engert, André Schwämmlein und Daniel Krauss oder Dominik Richter von Hellofresh eingestiegen.

Das Team mit 30 Mitarbeitern sitzt in einem für das junge Stadium des Startups auffallend schicken Büro in Berlin-Mitte, bis zum Ende des Jahres sollen 70 weitere Talente dazu kommen. Investment-Partnerin Seema Amble kümmert sich für Andreessen Horowitz aus Kalifornien um die deutsche Beteiligung, sie fokussiert sich bei dem Geldgeber generell auf Fintech-Themen. „Die Payrails-Gründer setzen auf ihren gemeinsamen Erfahrungsschatz und beeindruckenden Track-Rekord bei der Entwicklung von Lösungen“, lässt sie sich in einer Mitteilung zitieren.

Dass Payrails über Linkedin kontaktiert wurde, als es noch im sogenannten „Stealth-Mode“ war, ist ein Zeichen. Es zeigt, dass Andreessen Horowitz den deutschen Fintech-Markt bereits genau beobachtet.