Das Fintech-Netzwerk von Sam Altman und OpenAI
OpenAI-Chef Sam Altman hat in mehr als 400 Startups investiert. Darunter sind auch einige Fintechs, die vom Hype um Künstliche Intelligenz profitieren sollen. Eine Übersicht.
Inmitten einer schwierigen Marktphase für die Tech-Branche hat OpenAI vor ziemlich genau einem Jahr, am 30. November 2022, seinen revolutionären Chatbot ChatGPT veröffentlicht. Ein Moment Wirtschaftsgeschichte, der alles veränderte: In nur zwei Monaten wurde das Tool auf Basis generativer künstlicher Intelligenz zur historisch am schnellsten wachsenden Endverbraucheranwendung und erreichte bis Januar eigenen Angaben zufolge 100 Millionen aktive Nutzer.
Altman brach 2005 sein Studium an der Stanford University ab, um das Location-Sharing-Startup Loopt zu gründen, das am allerersten Accelerator-Programm von Y Combinator teilnahm. Sieben Jahre später gelang der Exit an das Banken-Fintech Green Dot für rund 43 Millionen US-Dollar.
Sam Altman, der Stripe-Investor
Eine von Altmans ersten Investitionen war auch eine seiner bis dato erfolgreichsten: der Zahlungsanbieter Stripe. Seither investierte er über seinen Fonds Hydrazine, der später auch Kapital von Paypal-Mitgründer Peter Thiel erhielt, beispielsweise in die Crowdfunding-Plattform Patreon oder das HR-Tool Zenefits. Zudem hat er mit seinen Brüdern Altman Capital gegründet, in dessen Portfolio Firmen wie der API-Anbieter Finch zu finden sind.
Mit Titan hat Altman in eine Geldanlage-Plattform investiert, die es mit Robinhood aufnehmen will. Neben Investments in klassische Einzelaktien wird das Kapital hier aktiv gemanagt und es gibt Anlageklassen wie etwa VC-Fonds oder Immobilieninvestments. Das Startup hat eigenen Angaben zufolge 50.000 Kundinnen und Kunden und wurde gerade mit einer Milliarde Dollar bewertet. Auf der Webseite heißt es selbstbewust: „Delete Robinhood. And turn your money into smart money.“ Zu den Investoren gehören neben Accel und Andreessen Horowitz Promis wie Ashton Kutcher, Will Smith und Jared Leto.
Mit Theorem wettet Altman auf eine Investment-Management-Plattform, die mit Hilfe von Data Science und Machine Learning in Marktplatzkredite investieren will. Routable entwickelt seit 2017 eine Online-Plattform zur Automatisierung des Zahlungsverkehrs zwischen Unternehmen. Es ermöglicht Finanz- und Buchhaltungsteams eigenen Angaben zufolge, Kosten zu senken und Zahlungen einfach durchzuführen. Die Finanzplattform Slope, ein zwei Jahre altes, in San Francisco gegründetes KI-Startup, bietet verschiedene Zahlungsoptionen. Der Anbieter kümmert sich um Kreditvergabe, Underwriting, Forderungseinzug und Auszahlung, sobald ein Produkt oder eine Dienstleistung ausgeliefert wurde, sodass Unternehmen an der Kasse in Raten zahlen können. Die Technologie basiert zum Teil auf OpenAIs GPT. Im September bekam Slope 30 Millionen Dollar an Wagniskapital – unter anderem von Sam Altman.
Die App Wave ist eine Neobank für afrikanische Märkte. „Auf einem Kontinent, auf dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung kein Bankkonto hat, baut Wave das erste moderne Finanznetzwerk auf – ohne Kontogebühren, sofort verfügbar und überall akzeptiert!“, heißt es. Neben Altman und Stripe haben namhafte VCs wie Ribbit Capital oder Sequoia investiert. Ebenfalls in Afrika ist Trade Ghana ansässig, hier hat der OpenAI-Chef gemeinsam mit der Bill & Melinda Gates Foundation investiert. Das Startup baut eine Plattform, die Käufer, Verkäufer und Transporteure von Rohstoffen in Ghana miteinander verbindet.
Kryptowährungen und Blockchain
Arkham Intelligence ist eine Krypto-Plattform, die Blockchain-Transaktionen systematisch analysiert, de-anonymisiert und den Nutzerinnen und Nutzern die Personen und Unternehmen hinter den Blockchain-Aktivitäten zeigt, zusammen mit Daten und Analysen über deren Verhalten. Protocol Labs ist ein Open-Source-Forschungslabor auf Blockchain-Basis. Selbstbeschreibung: „Wir entwickeln Protokolle, Tools und Dienste, um das Internet grundlegend zu verbessern.“ Neben Sam Altman haben auch Andreessen Horowitz und Sequoia investiert. Das in Kalifornien ansässige Unternehmen Reserve steht hinter dem Reserve-Protocol, mit dem Nutzer an den US-Dollar gekoppelte Stablecoins (RTokens) prägen können. Zudem betreibt es die App Rpay, mit der Nutzer Fiatwährungen mit Stablecoins tauschen können.
Die HR-Plattform Gusto hat einee starken Fokus auf Gehaltsabrechnungsdienste. Das 2011 gegründete Unternehmen führt inzwischen mehr als 2.500 Beschäftigte. Es wurde zuletzt 2022 mit fast zehn Milliarden Dollar bewertet. Altman hat im HR-Bereich weitere Investments wie etwa die Gehaltsabrechnungsplattform Plane, die das Einstellen und Bezahlen von Mitarbeitern im Ausland digitalisiert. Mit dem Angebot können Unternehmen Mitarbeiter und Auftragnehmer weltweit ohne internationale Überweisungsgebühren oder Fahrten zur Bank einstellen und bezahlen.
Auch OpenAI ist aktiv
Das Blockchain-Startup Global Illumination entwickelt Multiplayer-Spiele. Die Plattform des Unternehmens hilft den Nutzern beim Sammeln, Basteln, Bauen und Handeln mit anderen, wodurch Blockchains für die Spieler geschaffen werden, die Anreize für die Kreativität der Spieler bieten. Im August kaufte OpenAI das Startup – es war die erste Übernahme des ChatGPT-Machers. Sonst investiert OpenAI über den eigenen OpenAI Startup Fund in KI-Plattformen.
Mit Pilot hat der ehemaliger OpenAI-Manager Jeff Arnold ein großes KI-Buchhaltungsunternehmen in den USA gegründet. Seit dem Sommer basiert seine Technologie auf der Künstlichen Intelligenz von OpenAI, um die Genauigkeit und Qualität der Buchhaltungsdienstleistungen weiter zu verbessern, heißt es. Zu den Investoren gehören Sequoia, Index und die Stripe-Gründer.
Altman hat Worldcoin mitgegründet
Neben seinen Investments im Fintech-Bereich und seiner Arbeit als CEO von OpenAI ist Altman auch Mitgründer des Kryptoprojekts Worldcoin. Nach einem Iris-Scan sollen Nutzerinnen und Nutzer online beweisen können, dass sie Menschen sind. Doch es gibt Kritik von Datenschützern und auch am Aufbau des Token. „Sam glaubt, dass durch Künstliche Intelligenz viele Jobs automatisiert werden, aber gleichzeitig einige Firmen unglaublich viel Wert schaffen werden“, erklärte sein Mitgründer Alex Blania im August im FinanceFWD-Podcast.
Gegenüber The Information sagte Altman im Sommer, er sei sich der Interessenkonflikte bewusst, die sich aus seinen Investitionen ergäben, während er gleichzeitig CEO von OpenAI sei. Deshalb habe er in den vergangenen zwei Jahren versucht, in keine neuen KI-Startups zu investieren. Er wolle allerdings auch künftig „hin und wieder kleinere Investitionen von etwa 100.000 Dollar“ tätigen.