Nickel-Chefin Dagmar Gaede (Bild: PR)

Neues Filialkonzept von Neobank Nickel: „Wir wollen auf 5.000 Shops kommen“, sagt Deutschlandchefin Dagmar Gaede

Sie baute Paypal in Deutschland mit auf – und ist seit mehr als einer Dekade in der Payment-Branche beschäftigt. Seit dem Sommer hat Dagmar Gaede einen neuen großen Job: Für die BNP Paribas soll die Managerin die Neobank Nickel in Deutschland aufbauen. In Frankreich ist das Fintech-Projekt mit vier Millionen Kundinnen und Kunden schon erfolgreich. Der Ansatz: Über Kioske und Lottostellen kann man sich das Konto niedrigschwellig und schnell holen. Wie sich Nickel von N26 und Revolut abhebt, wer zu der Zielgruppe gehört und wie sie auf ihre Paypal-Zeit zurückblickt, das erzählt Dagmar Gaede im Podcast.

Das Filialsterben ist in vollem Gange, die Zahl sank zum Jahreswechsel auf unter 20.000 Standorte, wie Zahlen der Bundesbank zeigen. Doch ein Fintech-Projekt arbeitet gegen Trend – und will in den kommenden Jahren in 5.000 Shops vertreten sein. Dabei setzt die Neobank Nickel auf Kioske, Bäckereien oder Schreibwarenläden – dort können die Kundinnen und Kunden ein Konto eröffnen, Geld einzahlen oder abheben.

Mit dem Konzept ist die französische Großbank BNP Paribas im Heimatmarkt erfolgreich und bringt es dort auf vier Millionen Kundinnen und Kunden. Die ehemalige Paypal-Managerin Dagmar Gaede soll Nickel in Deutschland zum Erfolg führen. Zurzeit sei sie dabei, das Filialnetz massiv aufzubauen. Ein Jahr nach dem Start kommt Nickel auf 300 Shops. Es sei ein „Henne-Ei-Problem“, sagt die Landeschefin. Nur wenn es viele Nickel-Kundinnen und -Kunden gibt, führen die Kioske das System auch ein. Gleichzeitig würden Interessenten nicht durch „die ganze Stadt fahren“, um sich bei einem Kiosk verifizieren zu lassen.

Schneller Zugang zum Konto, keine Schufa-Abfrage

Das Konto bietet sich für Menschen an, die schnell an eine Karte kommen wollen. Das Angebot sei niedrigschwellig, 190 verschiedene Pässe würden akzeptiert und eine Abfrage der Bonität bei der Schufa bleibe ebenfalls aus, sagt Gaede. Von den bestehenden Kundinnen und Kunden würden knapp 80 Prozent über weniger als 1.500 Euro an Einkommen verfügen, ein Drittel sei arbeitslos, ein Drittel verfüge über keine eigene Adresse, heißt es im Jahresbericht der BNP Paribas.

Doch Deutschland-Chefin Dagmar Gaede betont, es sei „ein Konto für alle“ und nicht nur für Menschen mit einem niedrigen Einkommen. Weitere Kundengruppen seien auch für Gutverdiener, die etwa für ihren Urlaub ein eigenes Konto suchen oder ein Konto für ihre täglichen Ausgaben. Tatsächlich gibt es zu dem Standardmodell, das 25 Euro pro Jahr kostet, auch eine Metal-Card für 105 Euro jährlich. Diese richtet sich an eine gehobene Zielgruppe.


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In Frankreich ist das 2017 zugekaufte Startup bereits ein Erfolg: vier Millionen Kundinnen und Kunden verwenden dort das Konto. In andere Länder wie Spanien, Belgien und Portugal ist das Unternehmen ebenfalls expandiert. 67.000 Konto kommen jeden Monat hinzu, heißt es im Geschäftsbericht. Mit den 25 Euro pro Jahr könnte die Bank schon kostendeckend arbeiten, sagt Gaede.

Die ehemalige Paypal-Managerin bereitet nun die Wachstumspläne vor. Die wichtigste Aufgabe bestehe darin, Lotto-Länden und Kioske zu gewinnen. Zuletzt sei sie in Kreuzberg gewesen und habe im Vertrieb mit gearbeitet. Das sei nicht immer einfach. Mancher Kiosk laufe so gut, dass die Besitzer ungern auf den Platz für einen Nickel-Terminal verzichten würden, sagt Gaede. Der Shop verdient an jeder Anmeldung, Abhebung oder Einzahlung. Rund um die bestehenden Shops in allen 16 Bundesländern wolle Nickel nun auch lokale Werbekampagnen starten.

Über die großen Wachstumspläne, die Kultur bei Paypal und den speziellen deutschen Markt spricht Dagmar Gaede im Podcast.

Im FinanceFWD-Podcast spricht Gaede über …

… den Weg von der Uni in Oxford zu Paypal
… die Pläne von Nickel
… das Shop-Konzept
… die Erwartung an den deutschen Markt

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