Die Trading-App Nextmarkets soll verkauft werden
Das Kölner Fintech Nextmarkets plant, seine kompletten Assets zu verkaufen. Die Trading-App hat prominente Geldgeber wie Peter Thiel und Christian Angermayer.
Mit einer 30-Millionen-Runde hatte Nextmarkets in der Coronapandemie das Rennen unter den europäischen Neobrokern angeheizt. Die Kölner Brüder Dominic und Manuel Heyden gründeten das Startup bereits 2014, zum Investorenkreis zählen Peter Thiels Founders Fund, Christian Angermayer und auch Axel Springer (Finance Forward berichtete).
Der Anbieter ermöglicht Kundinnen und Kunden europaweit den Handel mit Aktien, ETFs und CFDs, er besitzt eine maltesische Wertpapierhandelsbank-Lizenz. „Wir wollen ein europäisches Pendant zu Robinhood bauen“, sagte Heyden anlässlich der Finanzierungsrunde. Doch der Plan ging nicht auf.
Kundenzahl unbekannt
Die Finlab hält gegenwärtig knapp 34 Prozent der Anteile an Nextmarkets und hat insgesamt 8,8 Millionen Euro investiert, einen Teil davon als Darlehen. Es ist zwar noch nicht klar, wie viel Nextmarkets für seine Assets auf dem Markt erhält, Finlab geht laut der Adhoc-Meldung davon aus, dass der Erlös sein investiertes Kapital nicht erreicht.
Nextmarkets will alle seine Assets verkaufen, sagt Manuel Heyden im Gespräch mit Finance Forward. Dabei geht es neben der Kundenbasis auch um die Technologie und das lizensierte Business.
Ein großer Teil des Geschäfts basiert auf hochmargigen CFDs, Derivate mit einer großen Hebelwirkung – und dadurch auch großem Risiko. Rund 63 Prozent der Kleinanlegerkonten verlieren beim CFD-Handel mit Nextmarket Geld, wie dem Disclaimer auf der Webseite zu entnehmen ist.
Wie viele Kundinnen und Kunden der Anbieter hat, will Heyden nicht verraten. Nach Schätzungen des Analysetools Appfigures wurde die Nextmarkets-App bislang rund 370.000 Mal heruntergeladen. Nach der Finanzierungsrunde 2021 wollte es expandieren, auf Linkedin ist seit April 2022 sogar eine
Peter Thiel setzte auf Trade Republic
Im Nachhinein ist fraglich, welche Chance Nextmarkets gegenüber dem wesentlich besser finanzierten Trade Republic wirklich hatte. Der starke Wettbewerb zu Hochzeiten des Trading-Booms könnte ein Grund dafür gewesen sein, dass kein neuer Investor die Finanzierungsrunde 2021 angeführt hat. Die Unternehmensbewertung dürfte bei circa 70 Millionen Dollar gelegen haben, weit entfernt von den 600 Millionen Euro, mit denen Trade Republic zu dem Zeitpunkt bewertet wurde.
Mit Peter Thiel entschied sich der prominenteste Geldgeber hinter Nextmarkets 2020 für ein Investment in Trade Republic – die direkte Konkurrenz (Finance Forward berichtete). Die große 30-Millionen-Runde musste Nextmarkets bereits ohne ihn stemmen.
Das Fintech befinde sich nun bereits in „fortgeschrittenen Gesprächen“ für den Verkauf, sagt Heyden. Ob ein Käufer sämtliche Assets übernimmt oder die einzelnen an verschiedene Käufer gehen, ist dabei noch nicht klar. Es könnte auch sein, dass sich kein Käufer findet.
Die Brüder Heyden hoffen indes, die Jobs der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei dem Verkauf zu erhalten. Manuel Heyden spricht von 20 Beschäftigten, diese Zahl hat sich offenbar bereits stark reduziert: Eine Erhebung von Finanz-Szene und Finance Forward hat im Februar noch gezeigt, dass Nextmarkets zu dem Zeitpunkt 60 Beschäftigte geführt hat.