Hashmasks – wie Schweizer NFT-Pionieren der Durchbruch gelang
Seit Jahren arbeitet eine geheimnisvolle Züricher Firma an ihren Krypto-Kunstwerken. Als einer der ersten gelang ihnen vor wenigen Wochen der Durchbruch. Die „Hashmasks“ zählen dabei zu den wenigen erfolgreichen europäischen NFT-Projekten. Wie ist das gelungen?
Für fast 70 Millionen US-Dollar ersteigerte ein anonymer Bieter am Donnerstag das Kunstwerk „Everydays: The First 5.000 Days“ im renommierten Auktionshaus Christie’s. Er wird dafür kein Bild mit Rahmen erhalten, sondern eine Datei. Per Blockchain ist unverfälschlich nachzuweisen, dass ihm die Rechte gehören. Der Künstler selbst kommentierte den Preis auf Twitter nur mit einem „Holy Fuck“.
Der Kauf ist der vorläufige Höhepunkt eines Hypes um digitale Kunst, der sich in dem Kürzel NFT (Non-fungible Token) versteckt. Wie im Rausch investieren die Fans hohe Summen in digitale Fußball-Sammelkarten, Lieder oder sogar Tweets, die sich kaufen lassen.
Künstliche Verknappung sorgt für unterschiedliche Preise
Vor zweieinhalb Jahren begannen die Künstler mit der Arbeit an dem NFT-Projekt, erzählte der Initiator dem Blockchainportal Decrypt, der namentlich nicht genannt wird. Sie starteten ohne eine klare Vorstellung davon zu haben, was am Ende entstehen könnte. Mehrere Künstler arbeiteten dabei an den Werken, das Kollektiv zählt insgesamt 70 Menschen aus aller Welt. Die Porträts haben unterschiedliche Masken und Augenfarben. Es entstand eine Sammlung von 16.384 digitalen Porträts auf der Ethereum-Blockchain. Die Bilder bestehen aus verschiedenen Teile, die jeweils unterschiedlich selten vorhanden sind.
So schaffte das Hashmask-Projekt eine künstliche Verknappung, die sich bei vielen NFT-Projekten wiederfindet. Dies spiegelt sich auch in den Preisen wider: Je nach Seltenheiten der dargestellten Elemente liegt der Preis zwischen 0,1 ETH (rund 130 Dollar) bis 100 ETH (130.000 Dollar).
Die Käufer haben die Möglichkeit, zur Fertigstellung des Kunstwerks beizutragen, indem sie den Hashmasks über den ihnen zugeordneten Name-Changing-Token (NCT) einen Titel ihrer Wahl geben. Verkaufen sie das Porträt weiter, kann der neue Käufer es umbenennen. Nach zehn Jahren wird die Möglichkeit, einzelne Kunstwerke umzubenennen, immer exklusiver, da die Ausgabe von neuen NCTs gestoppt wird, bis eines Tages keine Namensänderungen mehr möglich sind.
Das Kunstprojekt soll laut der Künstler erst dann abgeschlossen sein. „Hashmasks heben die Trennlinie zwischen dem Künstler und dem Konsumenten auf“, heißt es in einem Manifest.
Vor dem Verkaufsstart Ende Januar war lange nicht klar, ob sich überhaupt eines der Porträts verkaufen lassen würde. Schließlich gibt es unzählige erfolglose NFT-Projekte. Doch die Kunst kam in der Szene an. Als einer der ersten schlug Bitcoin-Millionär Jordan Fish zu und twitterte: „Warum habe ich 100.000 Dollar für verdammte Hashmasks ausgegeben.“ Bevor er noch einmal 100.000 Dollar nachschob.
Innerhalb von sechs Stunden wurden rund 3.000 Werke verkauft. Eines der Porträts, das direkt zum Verkaufsstart für 130 US-Dollar gekauft wurde, wechselte drei Tage später bereits den Besitzer – für rund 130.000 Dollar. Der Fall verhalf Hashmasks zu weiterer Bekanntheit. Inzwischen sind alle verkauft.
Die Hashmasks entwickelten sich schnell neben den sogenannten CryptoPunks zu den bekanntesten NFTs aus der Kunstwelt. Jetzt wollen die Hashmask-Macher ihrem Kunstwerk die kommenden zehn Jahre zuschauen, wie es sich weiterentwickelt – und seinen Wert findet. Das geniale für die Urheber: „NFTs bringen richtige Royalties ein, denn der Ursprungskünstler bekommt bei jedem Weiterverkauf Prozente“, sagt Jascha Samadi, Partner des Berliner Krypto-VCs Greenfield One.
„NFTs treffen den aktuellen Zeitgeist der neuen Generation von Investoren“
Erst seit wenigen Wochen nimmt der Markt so richtig Fahrt auf, NFTs aller Art boomen. Wagniskapitalgeber suchen derweil auch in Europa nach der nächsten aussichtsreichen Firma. Vorbilder sind Hashmask oder die französische Firma Sorare, die digitale Fußballkarten verkauft. Der deutsche Investor Eventures stieg früh ein, kürzlich haben US-Geldgeber noch einmal 40 Millionen Euro investiert – und der Wert hat sie bereits vervielfacht. Abseits der beiden Projekte gebe es doch in Deutschland und Europa noch wenig NFT-Projekte, sagt Samadi.
Das Potential hat auch das Berliner Blockchain-Startup Gapless erkannt, das eigentlich eine Auto-App entwickelt hat, auf der sich alle Fahrzeugdaten speichern lassen. Mit seinem neuen Angebot Timeless tokenisiert es Objekte wie wertvolle Uhren, verschiedene Porsche-Modelle und Sneaker – mittelfristig seien aber auch virtuelle Assets geplant, sagt Gründer Jan Karnath. „NFTs treffen den aktuellen Zeitgeist der neuen Generation von Investoren.“ Er geht davon aus, dass der Trend bleibt.