Jan Beckers’ Aktienfonds schlägt sich in der Corona-Krise gut – aber große Zuflüsse lassen auf sich warten
Dem Internet-Aktienfonds von Seriengründer Jan Beckers gelingt in der Corona-Krise bislang eine sehenswerte Performance. Doch das verwaltete Kapital bewegt sich noch immer auf niedrigem Niveau. Woran liegt’s?
Jan Beckers hatte schon viel erreicht, als er sich 2018 zu einem mutigen Schritt entschloss: Über Jahre hatte er mit Hitfox ein beachtliches Startup-Imperium aufgebaut, zu dem auch der Vorzeige-Fintech-Inkubator Finleap gehört – doch dann wollte er noch einmal von vorne anfangen. Er zog sich aus der Hitfox-Führung zurück und widmete sich fortan vor allem BIT Capital, einem kleinen Fondsmanager, der sich auf Internetfirmen spezialisiert. Damit erfüllte sich Beckers einen Lebenstraum – schließlich investiert er seit Jugendtagen leidenschaftlich am Aktienmarkt.
„Ich habe mich schon immer geärgert, dass ein Großteil des Kapitals in Deutschland mit viel zu niedrigen Renditen angelegt wird“, erklärte er damals. „Das wollen wir ändern.“ Dass es kein leichtes Unterfangen werden würde, war von Anfang an klar. Schließlich attackierte Beckers einen Markt, in dem Neulinge ohne etablierte Vertriebsstrukturen nicht unbedingt die besten Karten haben. Trotzdem nahm sich Beckers vor, bis Ende 2019, spätestens Mitte 2020 100 Millionen Euro in seinem Fonds zu managen.
Mitte 2019 lag das verwaltete Vermögen der Global-Internet-Leaders-Fonds bei etwa 50 Millionen Euro: 38 Millionen steckten in einem Geldtopf, der professionellen Geldgebern vorbehalten ist (Mindestanlage 200.000 Euro), zwölf Millionen in einem zweiten Topf, der Privatanlegern offen steht.
Seither ist nur in geringem Umfang Kapital zugeflossen: Der Fonds für Retail-Investoren liegt laut Morningstar nun bei 18 Millionen Euro; der Profi-Fonds hat laut Beckers etwa 45 Millionen Euro erreicht. Weitere knapp 15 Millionen seien aber bereits zugesagt, so der Gründer.
Das sind eher dünne Zuwächse – und eine Bilanz, die fast Erinnerungen an das Fondsprojekt von Ex-Bild-Macher Kai Diekmann und dem ehemaligen Investmentbanker Lenny Fischer weckt, die ebenfalls die alteingesessene Fondsbranche aufmischen wollten. Sie kündigten ihren „Zukunftsfonds“ erst mit großem Tamtam an und kamen dann mit ihren Assets under Management kaum vom Fleck (und verwalten heute laut Morningstar sogar nur zehn Millionen Euro – das ist weniger als beim Start 2018).
Beckers gesteht im Gespräch mit Finance Forward ein, dass die Zuflüsse geringer waren als erhofft. „Ich wollte nach sechs bis zwölf Monaten 100 Millionen Euro verwalten – das ist es nicht ganz geworden“, so Beckers. Schuld seien die veralteten Vertriebsstrukturen: „Es bestehen einfach weitere viele Distributionshindernisse, jede Bank will mit speziellen Verträgen mitverdienen.“
Vor allem aber hat sich BIT Capital bisher in Bezug auf Marketing und Vertrieb vornehm zurückgehalten. Alles mit Absicht, sagt Beckers: „Wir fokussieren uns aktuell voll auf die Performance, das wird sich hinten raus auszahlen. Denn dann kommt keiner mehr richtig an dir vorbei – und du musst weniger Geld für den Vertrieb ausgeben.“ Ein Fondsmanager, der gut performt, steht gegenüber den Banken auf einer anderen Verhandlungsposition. Trotzdem gibt Beckers zu: Es sei bislang „sicher ein mühsamer Weg an dieser Stelle“ gewesen.
Rückenwind verschafft ihm nun ausgerechnet die vom Corona-Virus ausgelöste globale Wirtschafts- und Finanzkrise. Während die Aktienmärkte auf der ganzen Welt ins Rutschen gerieten, schlägt sich sein Fonds vergleichsweise gut: Er liegt aktuell sogar ein Prozent höher als am 19. Februar, als die Märkte ihren Vorkrisenhöhepunkt erreicht hatten. In diesem Zeitraum hat der MSCI World etwa 25 Prozent verloren, der Nasdaq Internet Index gut 22 Prozent.
Natürlich lassen solche kurzen Abstände keine Rückschlüsse auf die langfristige Performance eines Fonds zu. Aber seit seiner Auflage vor 15 Monaten liegt Global Internet Leaders mit 62 Prozent im Plus, auch das ist beachtlich. Und interessant ist es allemal, wie das Fonsmanagement mit der Krise umgegangen ist. „Wir haben uns klar gefragt: Wer gewinnt in dieser Phase, wer profitiert von der Stay-at-Home-Economy?“, erzählt Beckers. Gekauft wurden etwa die Titel Teladoc (Telemedizin), Zoom (Videokonferenzen), Hellofresh (Kochboxenversand) und Netflix (Streaming). Gleichzeitig setzte Beckers’ Team erstmals auf Hedging und sicherte sich mit Derivaten wie Index-Futures ab.
Die große Frage ist, ob der Seriengründer sein glückliches Händchen behält – und solche Erfolge weiter verstetigen kann. Gut möglich, dass das zusätzliche Kapital dann tatsächlich quasi von alleine kommt. Im Zweifel kann Beckers da auch nachhelfen: Nach mehr als einem Jahrzehnt im Adtech- und Fintech-Geschäft dürfte er über ziemlich gutes Online-Marketing-Know-how verfügen. Es könne durchaus sein, sagt Beckers, „dass das ein Thema werden wird, dass wir nach und nach weitere Channel hinzuschalten“. Im Moment aber sei BIT Capital „im positiven Sinne sehr produktverliebt: 80 Prozent des Teams kümmert sich um die Investmentseite“.