„Gewinn in Griffweite“ – N26 erreicht sieben Millionen Nutzer und legt Geschäftszahlen für 2019 vor
Deutschlands wichtigste Smartphonebank N26 hat es auch 2019 geschafft, ihren Umsatz deutlich zu steigern, doch die Verluste bleiben weiterhin massiv. Wie steht die Bank sonst da?
In der Berliner Zentrale stand das Ziel für alle N26-Mitarbeiter gut sichtbar auf einem Plakat: 100 Millionen Kunden weltweit solle die Bank eines Tages zählen. Dieses ambitionierte Ziel hat Valentin Stalf, Gründer und CEO der Smartphone-Bank, schon mehrfach öffentlich ausgegeben.
Jetzt kann das Unternehmen zumindest einen weiteren Meilenstein auf dem Weg dahin verkünden: Sieben Millionen Kunden zählt das Berliner Fintech inzwischen, wie Unternehmenschef Valentin Stalf dem Handelsblatt sagte. Eine Zahl, die noch weit entfernt von den 100 Millionen ist. Für die letzten zwei Millionen Nutzer hat N26 nun fast exakt ein Jahr gebraucht. Zum Vergleich: Zwischen Dezember 2018 und Januar 2020 kamen in der gleichen Zeitspanne ganze drei Millionen dazu.
Mehr Verluste – aber auch mehr Umsatz
Im gesamten Jahr 2019 erhöhten sich die Verluste von 70 Millionen Euro im Vorjahr auf 217 Millionen Euro – ein Plus von 210 Prozent. „Wir haben unser Team auf 1.500 Mitarbeiter verdreifacht“, begründet Stalf die Zahl. Und: „In unseren europäischen Kernmärkten haben wir 2019 rund 165 Millionen Euro investiert.“ Auch der US-Start war ein großer Kostentreiber für die Firma, gemeinsam mit der Marktexpansion in Großbritannien habe er insgesamt 30 Millionen Euro gekostet.
Parallel konnte das Unternehmen allerdings auch seine Umsätze von 43 Millionen Euro auf 100 Millionen Euro steigern, 132 Prozent mehr als im Vorjahr – beachtlich. N26 verdient an den Gebühren, wenn Kunden mit der Karte bezahlen – oder wenn jemand das Premiumkonto der Bank verwendet.
Das Unternehmen befinde sich auf der Zielgeraden in Richtung Profitabilität, sagte Stalf dem Blatt. „Unser Ziel ist es, 2021 und 2022 weiter deutlich in Richtung Gesamtprofitabilität des Unternehmens zu gehen.“ Bis Ende dieses Jahres könne ein Gewinn „in Griffweite“ sein. N26 habe seine Umsätze 2020 weiter steigern und die Verluste gleichzeitig auf etwa 110 Millionen Euro reduzieren können.
Das verlangsamte Kundenwachstum dürfte auf einen Strategieschwenk zurückzuführen sein. Wie andere Smartphonebanken auch konzentriert sich N26 mittlerweile nicht mehr auf starkes Kundenwachstum, sondern plant für die bestehenden Kunden mehr Dienste anzubieten – um auf diesem Weg mehr Ertrag pro Kunde zu erwirtschaften. N26 hat beispielsweise neue Preisstufen für sein Premiumkonto eingeführt und mehrere neue Funktionen angekündigt, wie zum Beispiel ein Trading-Feature.
In den Zahlen für das Jahr 2020 dürften sich auch Effekte der Coronapandemie niederschlagen, da die Kunden nicht gereist sind. Im Ausland verdient N26 einen höheren Anteil beim Bezahlen mit der Karte. N26 reagierte im letzten Jahr und schickte seine Mitarbeiter teilweise in Kurzarbeit. Im Frühjahr sammelte es von den Bestandsinvestoren aber auch noch einmal 100 Millionen Euro bei gleichbleibender Bewertung ein, um sich ein Finanzpolster aufzubauen.
Für dieses Jahr steht die nächste Wachstumsfinanzierung für die Firma an: Laut Bloomberg befindet sich N26 bereits auf Investorensuche. Es wird die neuen Geldgeber überzeugen müssen, dass die Strategie aufgeht – und sich pro Kunde mehr Geld verdienen lässt. Danach dürfte ein IPO anstehen: „Wir können 2022 so weit sein, dass wir einen Börsengang in Betracht ziehen – was aber noch nicht heißt, dass wir schon nächstes Jahr an die Börse gehen“, sagt Stalf. Dafür hat das Unternehmen diese Woche einen Experten für Börsengänge zum neuen Finanzchef gemacht: Jan Kemper, der den Online-Händler Zalando an die Börse brachte und dann mit 36 Jahren zum Finanzchef beim damaligen Dax-Konzern Prosiebensat.1 aufstieg.