Fyrst hat 25.000 Kunden – reicht das für den Angriff auf Penta und Holvi?
Die Deutsche Bank wollte mit ihrem Geschäftskunden-Fintech Fyrst die Startups im Markt übertreffen. Mittlerweile zählt es beachtliche 25.000 Kunden. Doch wie ertragreich ist das Modell?
Wer sich im Internet auch nur kurz mit Unternehmensgründungen und Selbstständigkeit auseinandersetzt, bekommt nach ein paar Klicks Werbung von Neobanken angezeigt. Penta, Qonto, Holvi oder Kontist, sie alle gehen in den sozialen Netzwerken auf Kundenfang.
Von einem Anbieter findet sich dagegen keine Spur. Fyrst, das Geschäftskunden-Fintech der Deutschen Bank, meidet Facebook, Instagram und Co. Außerdem ist es ruhig um das ambitionierte Bankenprojekt geworden. Steht Fyrst schon wieder vor dem Aus?
Fyrst setzt weiterhin auf ein kostenloses Konto
Auffällig ist, dass Fyrst seit seinem ersten Jahr das Wachstum nicht beschleunigen konnte. Denn wie Finanz-Szene im Oktober 2020 berichtete, zählte es zu der Zeit 12.000 Kunden. In den rund 14 Monaten seither kamen 13.000 dazu. Beim Tempo muss Fyrst nun zulegen, um eine Relevanz im Gesamtmarkt zu bekommen.
Treiber dürfte das kostenlose Basis-Konto sein, das viele der Kunden anlockt. Schließlich hatten Konkurrenten wie Penta und Holvi ihre Kostenlos-Konten in den vergangenen Monaten abgestellt, weil es sich nicht rechnete.
Doch genau dort kann Fyrst einen Vorteil gegenüber der Startup-Konkurrenz ausspielen, der Anbieter greift an vielen Stellen auf die Infrastruktur seines Mutterunternehmens zurück. Zum einen dürfte der Aufbau des kompletten Angebots vergleichsweise günstig gewesen sein, es handelt es sich um ein neu entwickeltes Frontend der bereits bestehenden Postbank-App. Auch aufwendigen regulatorischen Fragen muss sich Fyrst nicht stellen, das wird vom Konzern im Hintergrund geregelt. Faktoren, die Wohlfahrt für essentiell auf dem Weg in die Profitabilität pro Kunde hält.
Entsprechend werden auch die Personalkosten auffallen, das Kernteam besteht aus 16 Mitarbeitern. Ein großer Unterschied beispielsweise zu dem finnischen Holvi, das aktuell rund 70 Mitabeiter zählt – allerdings einst auch auf 200.000 Kunden kam, davon etwa 90.000 in Deutschland. Das 2017 gegründete Penta bedient mit mehr als 140 Mitarbeitern rund 40.000 Kunden. Fyrst muss es nun gelingen bei der Kundenzahl zu wachsen, ohne die Mitarbeiterzahl substantiell zu erhöhen.
Fast zwei Drittel der Kunden sind Existenzgründer
Eine nächste Herausforderung: Die Zielgruppe von Fyrst an sich ist weitaus weniger ertragreich. Mehr als 60 Prozent der neuen Kunden haben ihr Unternehmen 2020 und 2021 gegründet. Existenzgründer sind leichter zu gewinnen, sie suchen gezielt nach einem Konto-Anbieter und müssen nicht mit hohen Marketingkosten zu einem aufwendigen Konto-Wechsel bewegt werden. Das spart Kosten.
Gleichzeitig ist klar: Viele Existenzgründungen scheitern in Deutschland, das liegt in der Natur der Sache. Und bis dahin sind sie wenig ertragreich, besonders am Anfang begünstigen Unternehmenskunden noch kein ertragreiches Geschäftsmodell für ihre Bank. Die strategische Herausforderung: Unter Existenzgründern gibt es zwei Gruppen, kleine Betriebe wie etwa Bäcker oder Friseure sowie Startups und Agenturen, deren Geschäft womöglich skaliert. Genau diese wachsenden Firmen muss Fyrst beim Start erreichen.
Dafür arbeitet Fyrst an neuen Produkten. Es will künftig Kredite anbieten. Außerdem bietet es Angebote für den privaten Bedarf der Unternehmer an. Beispielsweise, in dem es die digitale Vermögensverwaltung Robin von der Deutschen Bank integriert.
Es bleiben viele Fragen offen: Zum Beispiel, wie viel bei der Partnerschaft in den eigenen Taschen hängen bleibt? Wie lukrativ sich Kreditgeschäft mit Existenzgründern betreiben lässt und wie viele zahlende Kunden das Unternehmen vorweisen kann.
So muss sich Fyrst auch fast 30 Monate nach seiner Gründung weiterhin die Frage gefallen lassen, ob es tatsächlich Aussicht auf Erfolg hat. Denn wenngleich es weiter wächst, könnte es sich als schwierig erweisen, mit der Kundengruppe ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufzubauen. Holvi musste das schmerzhaft lernen.