2018 hat Thomas Ermel das Unternehmen in Hamburg gegründet. (Bild: Tim Christopher Klonk/Unsplash)

Hamburger Krypto-Startup sucht 500 Millionen Euro – mit fragwürdigen Bedingungen

Die Hamburger Fundament Group präsentiert sich mit seinem großen Crowdinvesting gerne als Blockchain-Pionier. Doch das Immobilienprojekt weckt in der Szene und bei Verbraucherschützern Zweifel, weil es zu einem umstrittenen Mittel greift.

Der Name Fundament Group fällt in der deutschen Kryptoszene häufig. Als erstes Fintech ist es dem Hamburger Anbieter gelungen, Immobilienfinanzierung auf die Blockchain zu bringen – und das sogar mit einem Prüfstempel der deutschen Finanzaufsicht Bafin. Mehrere deutsche Teams arbeiten mit Hochdruck an diesem Unterfangen. Im Immobilienmarkt wollen die Fintechs es ermöglichen, dass Kleinanleger sich per sogenannter Security Token an Bauprojekten beteiligen können – schon ab einem Euro. Die Bafin-Prüfung des Prospektes im vergangenen Sommer gilt als ein Zeichen der Seriosität.

Einige Zeit später gelang Fundament, das jetzt unter dem Namen FND German RE firmiert, ein Deal, der weiteres Vertrauen schaffen sollte: Das traditionsreiche Kölner Immobilienunternehmen Bauwens, das vom Enkel des ehemaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer geführt wird, beteiligte sich an Fundament. Seit der Finanzierung im Oktober gehört Bauwens Digital 15 Prozent an dem gehypten Startup. Nun ist Fundament gerade dabei, 500 Millionen Euro von Anlegern einzuwerben, es hatte die anvisierte Summe nach wenigen Monaten gleich noch einmal verdoppelt. Noch ist ungewiss, wie viel am Ende zusammenkommt – doch die großen Pläne senden schon einmal ein Zeichen aus: Das wird richtig groß.

Trotz der erreichten Meilensteine und großen Pläne gibt es derweil hinter vorgehaltener Hand Kritik in der Startup-Szene. „Kein Mensch mit Verstand würde dort einen Euro investieren“, sagt ein Brancheninsinder. Auch andere Blockchain-Gründer sind skeptisch.

Ihnen geht es dabei nicht mal um die Technik, die Vorzüge eines Security Token Offerings liegen auf der Hand – wie die geringe Investmenthürde und die Handelbarkeit der Token. Bislang lässt sich mit Immobilienbesitz nach dem Kauf erst einmal nicht einfach wieder Geld machen.

„Von so einem Angebot muss man die Finger lassen“

Kritik gibt es dafür an den Immobilienanlagen, die Fundament mit den 500 Millionen Euro finanzieren will. Es handelt sich dabei um einen sogenannten Blind-Pool, die Anleger wissen zum Zeitpunkt des Investments also nicht, wohin ihr Geld fließen wird. Das Startup gibt im Prospekt an, beispielsweise „Wohn-und Gewerbeimmobilien, darunter auch Sonder- beziehungsweise Spezialnutzungen wie unter anderem Studentenappartements und Micro-Wohnungen, Kindertagesstätten und Pflegeeinrichtungen sowie Boardinghouse-, Hotel- und Coworking-Konzepten“ kaufen zu wollen.

Fundament-Geschäftsführer Thomas Ermel verweist im Gespräch mit Finance Forward auf seine jahrelange Erfahrung im Immobilienbereich. Er leitete die Firma One Group, die Immobilienfonds auflegte. Zusätzlich könne Fundament durch den Partner und Investor Bauwens die attraktiven Immobilien kaufen, sagt Ermel. Bauwens gab an, dazu kurzfristig nicht Stellung nehmen zu können.

Verbraucherschützer beeindruckt die Erfahrung der Geschäftsführung nicht – sie halten nichts von dem Security Token Offering: „Von so einem Angebot muss man die Finger lassen“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chef des Verbraucherportals Finanztip. Die unklaren Investmentobjekte sind ein Hauptkritikpunkt für ihn. „Bei Blind-Pool-Konstruktionen wird der Anleger im Dunkeln gelassen, er kann nicht hinreichend beurteilen, wie aussichtsreich das Investment wirklich ist“, sagt auch Jörn Rehren vom Verbraucherzentrale Bundesverband.

65 Millionen Euro Gebühren können anfallen

Tatsächlich plant die Bundesregierung, Blind-Pools in bestimmten Fällen zu verbieten, bislang gibt es allerdings noch keinen Kabinettsbeschluss. „Wir trocknen den Sumpf des grauen Kapitalmarktes weiter aus“, sagte Gerd Billen, Verbraucherschutz-Staatssekretär im Justizministerium zu der geplanten Gesetzesänderung. Fundament würde allerdings mit seinem Wertpapier nicht darunter fallen, teilt die Aufsicht Bafin mit, die den Wertpapierprospekt von Fundament auf Formalien hin geprüft hat.

Neben dem Blind-Pool stoßen sich die Kritiker auch an den Gebühren von Fundament. 13 Prozent hat das Unternehmen angesetzt, die es etwa für die Konzeption und das Marketing anfallen. Bei 500 Millionen würde das 65 Millionen Euro ausmachen. Bislang lautete ein Argument der Blockchain-Verfechter, dass die Technologie kostengünstiger sei als herkömmliche Finanzierungen. Doch geschlossene Fonds würden mit durchschnittlich 15 Prozent (Marktwächter-Studie) nicht weit über dem Angebot von Fundament liegen. Dieses Geld müssten die Immobilien erst einmal wieder hereinspielen, um in die Pluszone zu gelangen, gibt Verbraucherschützer Rehren zu Bedenken.

Fundraising bis Mitte 2020

Fundament-Chef Ermel sagt dazu: „Wir nehmen das raus, was notwenig ist, um das Produkt zu platzieren.“ Sie hätten den Wert vorsichtshalber so hoch angesetzt, tatsächlich dürfte er niedriger ausfallen. Der Gründer betont, vor allem von großen institutionelle Investoren aus dem Ausland soll das Geld kommen – nur wenige Prozent erwarte Fundament von Kleininvestoren.

Wie viel Geld schon zusammen gekommen ist, wird auch im Investorenbereich von Fundament nicht genannt, das Unternehmen schweigt dazu. Noch bleibt Zeit das ambitionierte Ziel zu erreichen. Bis spätestens Mitte Juli 2020 soll das Fundraising laufen, heißt es im Telegram-Chat.

Hinweis: Der Name des Unternehmens wurde nachträglich angepasst. Die Emittentin, die früher Fundament RE Germany hieß, firmiert heute unter dem Namen FND German RE.