Das Finway-Management Christian Weisbrodt, Jennifer Dussileck, Philipp Rieger und Csaba Krümmer (von links; Bild: PR)

Firmenkreditkarten-Startup Finway sammelt knapp 10 Millionen Dollar ein

Exklusiv: Finway aus München erhält das nächste Funding, der Konkurrent Pliant hatte erst kürzlich einen Deal verkündet. Es sind erste Zeichen, dass sich Wagniskapitalgeber wieder trauen zu investieren – auch in einem umkämpften Fintech-Segment.

Erste Zeichen für eine Konsolidierung gab es bereits. Nach dem Hype um Firmenkreditkarten-Startups vor zwei Jahren musste die junge Fintech-Branche seitdem die ersten Rückschläge hinnehmen: Der Anbieter Bettercard stellte nur wenige Wochen nach dem Start sein Geschäft wieder ein. Bei den Vertriebstelefonaten hätten die Geschäftskunden bereits genervt abgewunken. „Die konnten das Thema Firmenkarte nicht mehr hören“, erzählte der Gründer Hinnerk Rott. Auch die Übernahme des Business-Banking-Anbieters Penta, mit einem ähnlichen Produkt, durch den großen Konkurrenten Qonto wurde als Trend gedeutet: Einige wenige machen nun den Wettbewerb unter sich aus.

Doch offenbar ist dieser Wettbewerb noch nicht ausgemacht, wie sich in dieser Woche zeigt. Das Münchner Fintech Finway bekommt noch einmal knapp zehn Millionen Dollar, teilt das Unternehmen mit. Und der Konkurrent Pliant konnte erst vor wenigen Tagen ein Funding über 28 Millionen Dollar einsammeln. Trotz Funding-Winter setzen weiter Geldgeber auf das Trendthema.

Ein neuer Investor mit Unicorn-Background

Erst vor zwei Jahren gründeten Jennifer Dussileck, Philipp Rieger und Csaba Krümmer ihr Fintech-Startup Finway. Unternehmenskunden können sich mit Finway eine Firmenkreditkarte holen. Die dazugehörige Software soll das Ausgabenmanagement verbessern. Budgets innerhalb eines Unternehmens oder Freigaben sollen sich einfach organisieren lassen. Die Kreditkarte kommt von dem britischen Anbieter Weavr. Zu den 400 Firmenkunden zählen etwa der Autoverleiher Miles oder der Pfandbecher-Anbieter Recup. Im vergangenen Jahr sei Finway stark gewachsen, die Firma habe eine Million Euro des sogenannten Annual Recurring Revenue (ARR) erreicht, heißt es. Bei der Zahl wird der monatliche Umsatz auf das Jahr hochgerechnet. Genauere Geschäftszahlen nennt Finway nicht. 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt das Startup.

Angeführt wird das aktuelle Funding über 9,8 Millionen Dollar (entspricht umgerechnet 9,2 Millionen Euro) von dem relativ neuen Wagniskapitalfonds Capital 49. Dahinter stehen die Fintech-Gründer der ersten Generation: Jack Zhang hat Airwallex mitgegründet, das australische Finanz-Startup fokussiert sich ebenfalls auf Geschäftskunden. Der Fokus liegt aber auf Unternehmen, die mit unterschiedlichen Währungen hantieren. Bekannte Geldgeber wie Salesforce und Sequoia haben bereits 900 Millionen Dollar in das Unternehmen gesteckt, das mit 5,5 Milliarden Dollar bewertet wird. Von diesem Produkt-Erfolg will Finway profitieren. Zusätzlich können sich in Zukunft auch weitere Anknüpfungspunkte beim Produkt ergeben, teilt Gründerin Dussileck mit. Airwallex ist dabei sicherlich auch ein potentieller Käufer für Finway. Doch bislang ist der Anteil noch klein, den das Unternehmen nach der Finanzierungsrunde an Finway hält.

Szeneköpfe sind bereits investiert

Weitere neue Geldgeber sind Force Over Mass, ein auf Fintech spezialisierte Fonds aus Großbritannien, und bekannte Unternehmer wie Paul Forster, Mitgründer des Jobportals Indeed. Alt-Investoren wie Btov Partners und die 10x Group um den Szenekopf Felix Haas sind ebenfalls mitgezogen. Die Firmenbewertung dürfte bei rund 30 Millionen Dollar liegen, wie aus dem Handelsregister hervorgeht.

Die Finanzierungsrunden von Finway und Pliant sind weitere Lebenszeichen für die Fintech-Szene. Trotz Zinswende und Krisen fließt das Geld weiter – auch in einen umkämpften Markt, in dem bereits gut finanzierte Startups wie Moss und Pleo aktiv sind. Das neue Geld wird den Wettbewerb wieder anheizen.