Zweiter Erfolg: Das Gründerteam Armin Berghaus, Dennis von Ferenczy, Felix Haas, Sebastian Bärhold (von links). Bild: PR

IDnow aus München gelingt einer der größten Fintech-Exits

Seit Beginn der Funding-Flaute gelang nur wenigen Fintech-Start-ups ein Verkauf. Nun wird der Münchner Ident-Anbieter IDnow von einem Finanzinvestor übernommen – zu einem hohen Preis.

In den Anfangszeiten der deutschen Start-up-Szene gelang ihnen der erste Coup: Das Münchner Gründerteam verkaufte damals ihre Ticket-Plattform Amiando an die Karriereplattform Xing – für rund 10 Millionen Euro. Ein bemerkenswerter Exit, denn zu der Zeit gab es noch wenige Firmenkäufe von Digitalanbietern.

Vor mehr als zehn Jahren starteten Armin Berghaus (42), Dennis von Ferenczy (44), Felix Haas (43) und Sebastian Bärhold (43) dann ihre zweite Firma: 2014 gründeten sie in München IDnow, das beispielsweise eine Video-Identifizierung für ein Bankkonto von Neobanken oder Direktbanken ermöglicht. Über die Jahre ist daraus eine der wichtigsten deutschen Finanzfirmen herangewachsen, zu deren Kunden die größte deutsche Neobank N26, die Sparkassen oder der Autovermieter Sixt gehören. Insgesamt 80 Millionen Euro Umsatz soll IDnow im vergangenen Jahr gemacht haben, heißt es aus dem Unternehmensumfeld. Und nun gelingt der Gründertruppe der nächste spektakuläre Exit.

Der Finanzinvestor Corsair, der bereits seit 2019 bei IDnow beteiligt ist, übernimmt die Anteile der übrigen Geldgeber und Gründer. Die Firmenbewertung soll dabei in der Größenordnung von 300 Millionen Dollar gelegen haben, wie Insider dem manager magazin berichten. Hinzukomme für die anderen Investoren eine erfolgsbasierte Ausschüttung im zweistelligen Millionen-Bereich. Zu den Geldgebern zählten etwa die Firma Giesecke+Devrient, aber auch Business Angel wie die Interhyp-Gründer Robert Haselsteiner (62) und Marcus Wolsdorf (54) sowie der Investment-Banker Julian Riedlbauer (50). Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern.

Private-Equity-Investor will Stellung in Europa ausbauen

Es handelt sich dabei um einen der größten deutschen Fintech-Exits der vergangenen Jahre. 2024 verkaufte Axel Springer den eigenen Neobroker Finanzen.net für kolportierte 400 Millionen Euro an einen Finanzinvestor. Ansonsten gab es wenige große Deals – oder die Details sind nicht bekannt.

Vor drei Jahren noch wollte der Private-Equity-Investor Corsair IDnow eigentlich verkaufen. Man hatte bereits die Investmentbank Goldman Sachs mandatiert. Im Frühjahr 2022 visierte die Führung eine Bewertung von 900 Millionen Euro an. Ein Deal kam damals jedoch nicht zustande. Dass Corsair nun selbst deutlich günstiger zum Zug kommt, liegt auch an der stark veränderten Stimmung im Markt – das Fintech-Funding insgesamt ist seit damals eingebrochen.

Corsair wird nun versuchen, mit IDnow seine Stellung in Europa auszubauen. Mit dem Geld der Private-Equity-Firma hatte sich das Start-up bereits daran gemacht und Wettbewerber gekauft. Darunter waren etwa der französische Anbieter Ariadnext oder die Callcenter vom insolventen Wirecard-Konzern.

Video-Ident steht auf dem Prüfstand

Der Fokus des Geschäfts von IDnow liegt nicht mehr nur auf dem Video-Ident-Verfahren, das man in Deutschland für ein Bankkonto braucht. In anderen Ländern gibt es etwa ein Foto-Ident-Verfahren. Weniger als die Hälfte des Umsatzes soll noch aus dem deutschen Video-Ident-Geschäft stammen, heißt es aus dem Firmenumfeld. Der Trend in Europa geht seit einigen Jahren dahin, die Identitäten stärker mit Künstlicher Intelligenz zu überprüfen.

Geleitet wird die Firma mit rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Andreas Bodczek (52), zwei der vier Gründer sind noch involviert. Das Aufsichtsgremium leitet etwa Felix Haas, der als umtriebiger Investor bekannt ist und die Konferenz „Bits & Pretzels“ in München organisiert. Nicht auszuschließen, dass das Gründerteam bereits an der dritten Gründung arbeitet.