Als hätte es keine Krise gegeben – so positiv bewerten Fintech-CEOs die Lage
Zu Beginn der Coronakrise war unklar, wie hart es die Fintech-Branche treffen würde. Ein paar Monate später ist abzusehen, dass die Unternehmen die schwierige Zeit wohl unbeschadet überstehen. Das geht aus einer Umfrage unter Fintech-CEOs zur Geschäftsentwicklung und Neueinstellungen hervor.
Ende März war die Lage diffus. Finance Forward befragte damals die deutsche Fintech-Szene zur Situation in der Coronakrise. „Die vielen deutschen Fintechs mussten sich in den vergangenen Wochen erst einmal sortieren, nachdem die Corona-Pandemie die Wirtschaft lahmgelegt hatte“, hieß es in dem Bericht. Trotz Krise war die Stimmung jedoch verhalten positiv.
Fast 43 Prozent ging damals davon aus, dass ihr Umsatz in drei Folgemonaten steigen würde. Jetzt sind sich fast alle sicher, dass es diesen Sommer bergauf gehen wird: Inzwischen sagen fast 90 Prozent der Fintechs voraus, dass der Umsatz wieder wächst.
Das zeigt: Die optimistische Stimmung Ende März war nach aktuellem Stand gerechtfertigt. Nur wenige Unternehmen trifft die Krise demnach härter als erwartet.
Inzwischen sagen sogar 81 Prozent der Fintech-Unternehmen, ihr Geschäft werde von der Krise profitieren. Im März waren es noch zwei Drittel, die dieser Aussage zustimmten. Die Betreiber der Banking-Apps gehen zum Beispiel davon aus, dass sich die Menschen nach der Krise noch stärker von Filialen und der persönlichen Beratung abwenden.
Eine wichtige Erkenntnis: Ein Drittel muss seine Jahresplanung noch nicht einmal anpassen. Die Unternehmen wachsen wie nach Plan. Weitere 20 Prozent liegen sogar über Plan.
So optimistisch die Stimmung unter den Chefs der Fintechs auch ist – bei einigen ihrer Angestellten macht sich die Krise durch Kurzarbeit bemerkbar. Abgesehen von N26 schickten auch Check24, Finleap, Sumup, Joonko und die Crowdinvesting-Plattform Exporo Mitarbeiter in Kurzarbeit. Bei der FFWD-Umfrage gaben jedoch weniger als ein Fünftel an, Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt zu haben.
Zwei Zahlen decken sich nahezu: Im März hatten 79 Prozent angegeben, trotz der Coronakrise in den kommenden Monaten weiterhin Mitarbeiter einstellen zu wollen. 78 Prozent bestätigen dies jetzt.
Und der Trend soll anhalten: In den kommenden sechs Monaten planen fast alle deutschen Fintechs mit Neueinstellungen.
Auch die Kapitalausstattung ist weiterhin gut: Waren es Ende März noch fast zwölf Prozent der deutschen Fintechs, die meinten, das Geld reiche weniger als sechs Monate, sind es mittlerweile nur noch etwa fünf Prozent. Viele Unternehmen haben sich mit Sparmaßnahmen auf die Situation eingestellt.
Bei der Frage nach Wagniskapital hat sich in den vergangenen drei Monaten nichts verändert. Die Hälfte der Unternehmen sucht nach neuen Geldgebern, die andere Hälfte aktuell nicht. In der Krise zeigt sich auch, dass es weiterhin große Finanzierungsrunden gibt. Zum Beispiel bei der Kreditplattform Smava oder dem Banking-Startup N26.
Nur wenige Fintechs erwarten bei der nächsten Finanzierungsrunde eine sinkende Unternehmensbewertung. N26 konnte einer Downround knapp entgehen: Das Berliner Startup sammelte im Mai 100 Millionen Dollar ein – zu der gleichen Unternehmensbewertung, mit der es bereits vor einem Jahr bewertet wurde: 3,5 Milliarden Dollar.
Fazit:
In der Fintech-Branche herrscht eine überwiegend optimistische Stimmung – trotz der Coronakrise. Das zeigt beispielsweise bei der Personalplanung, ein wichtiges Signal für Startups, die ihre Umsätze und Kundenbasis weiter ausbauen wollen. Gerade die Geschäftspläne für das aktuelle Jahr zeigen: Die befragten Fintech-CEOs sind zurück auf dem Wachstumspfad.
Hinweis: Bei der neuen Umfrage haben weniger Fintech-Unternehmen teilgenommen als beim letzten Mal. Es handelt sich teilweise um andere Startups als Ende März. Dies kann einen Einfluss auf die Vergleichbarkeit der Ergebnisse haben.