Startup-Promis investieren in Fintech-App Alice
Exklusiv: Vor dem Start investieren Gründerinnen wie Verena Pausder und Lea-Sophie Cramer mehr als eine Million Euro in Alice, eine Anlage-App, die sich an Frauen richtet. Dahinter steht ein erfahrenes Team.
Verena Pausder hat sich in den vergangenen Monaten Verhör verschafft, mit ihrem Buch „Das Neue Land“ gelang der Sprung in die Bestsellerlisten. Zum Thema digitale Bildung gilt die Berliner Gründerin als Expertin. Berührungspunkte mit der Fintech-Welt gab es bislang wenig. Doch sie sehe darin Potential, sagte sie vor wenigen Tagen im Handelsblatt-Podcast. Als Business Angel sei sie kürzlich bei Alice eingestiegen, einer Finanz-App für Frauen.
Sie investiert damit in ein Trend-Thema, auf das gleich mehrere neue Fintech-Firmen setzen. Die europäischen Wagniskapitalgeber analysieren zurzeit den Markt nach aussichtsreichen Firmen für „Female Finance“. Auch die Berliner Firma Alice, bei der Pausder gerade eingestiegen ist, taucht auf dem Radar auf. Eine Reihe von bekannten Gründerinnen ist ebenfalls bei dem Unternehmen eingestiegen, wie die Firma mitteilt.
Die App soll Frauen bei Finanz-Entscheidungen coachen
Rund eine Million Euro haben die Geldgeber in die Alice gesteckt – bereits vor dem Start. Zu den Wagniskapitalgebern gehören Berlin Ventures und der Frühphasen-Fonds Cavalry, heißt es vom Unternehmen. Gerade die Namen der Business Angels sind prominent: Lea-Sophie Cramer (Amorelie), Emma Tracey (Honeypot), Doreen Huber (Lemoncat), Kerstin Schiefelbein (Cobranded Studio), Lara von Tippelskirch-Lauk und Philipp Pausder (Thermondo).
Die App soll Frauen bei Finanz-Entscheidungen coachen, zum Beispiel mit Videos. In der Zukunft sollen dann noch ETF-Anlageprodukte folgen. „Frauen haben sowohl Lebensereignisse, die sich von denen der Männer unterscheiden, wie zum Beispiel die Mutterschaft, als auch solche, die sie anders betreffen, wie zum Beispiel eine Trennung“, schreibt das Unternehmen. Die App werde „intelligent genug sein“, um darauf zu reagieren und ihre Nutzerinnen vorzubereiten.
Das Gründerteam ist erfahren: Andrea Fernandez hat viele Jahre in der Finanz-Branche gearbeitet, etwa bei Allianz Global Investors und im Management des Anlage-Fintechs Liqid. Schon in den vergangenen Jahren hat sie Frauen bei Finanzfragen beraten. Mitgründer Artyom Chelbayev war vor allem selbstständig in den vergangenen Jahren. Das Startup verfolgt das Ziel, eine „pan-europäische Finanz-App“ aufzubauen. Das Team sei auch der ausschlagende Grund für die Investment-Entscheidung gewesen, sagt Cavalry-Partner Stefan Walter.
„Madame Moneypenny“ ist das Erfolgsbeispiel
Ein großes Erfolgsbeispiel im Female-Finance-Segment ist die Unternehmerin Natascha Wegelin, die ihre Finanzcommunity unter dem Namen „Madame Moneypenny“ aufgebaut hat. Ihr ist es gelungen, mit Workshops und Büchern in ein paar Jahren ein beachtliches Geschäft aufzubauen, das kleine Team erwirtschaftet mittlerweile Millionenumsätze pro Jahr. „Am Anfang haben mir alle gesagt: Was ist denn das für ein nerviges Thema? Das interessiert doch keine Sau“, erzählte sie kürzlich im OMR-Podcast. In der „Madame Moneypenny“-Facebook-Gruppe sind mittlerweile knapp 100.000 Mitglieder.
In den vergangenen Monaten sind nun zunehmend neue Player auf den Markt gekommen, darunter Finmarie, Financery oder Uplyvt. Außerdem setzt der Amorelie-Gründer Sebastian Pollok ist mit seinem Fonds Visionaries Club auf das Startup Fina. Das konkrete Konzept ist allerdings noch nicht bekannt. Seine damalige Mitgründerin Lea-Sophie Cramer setzt nun mit Alice auf ein anderes Konzept. Nach Finance-Forward-Informationen gibt es derweil weitere Teams, die an dem Thema arbeiten – und sich noch nicht an die Öffentlichkeit getraut haben.
Den „Female-Finance-Boom“ haben wir kürzlich zusammen mit Gründerszene beleuchtet.