Die Finmid-Gründer Alexander Talkanitsa (l.) und Max Schertel (r.) lernten sich bei N26 kennen (Bild: PR).

„Wir sehen die Möglichkeit, den klassischen Bankkredit zu ersetzen“ – Finmid-Gründer Max Schertel im FinanceFWD-Podcast

Max Schertel war einer der ersten Mitarbeiter der Neobank N26. Jetzt baut er das B2B-Finanzierungsstartup Finmid auf, mit der Plattformen wie Wolt oder Glovo ihren Kunden Kreditprodukte anbieten können. Nur vier Jahre nach der Gründung ist das Fintech bereits in 20 Ländern aktiv. Wie das ganze im Hintergrund funktioniert, welche Rolle die boomende Private-Debt-Branche dabei spielt und was er für seine Gründung bei N26 gelernt, das hat Schertel im FinanceFWD-Podcast erzählt.

Als er 2015 bei der Neobank N26 anheuerte, ahnte er noch nicht, dass das aufstrebende Startup einmal zu einem der größten deutschen Fintechs aufsteigen würde. „Damals waren wir vielleicht 25 bis 30 Leute“, erzählt Finmid-Gründer Max Schertel im FinanceFWD-Podcast. „Es war alles noch sehr hemdsärmelig – im positivsten Sinne.“

Freunde und Familie des studierten Juristen seien allerdings skeptisch gewesen. „Startup war damals noch nicht so das coole Thema, wie es heute ist“, sagt er. Am Ende blieb Schertel mehr als fünf Jahre und erlebte, wie sich die Neobank zum Fintech-Unicorn mit Milliardenbewertung entwickelte.

Kreditprodukte für Plattform-Geschäftskunden

Nun ist er selbst Gründer. Mit seinem ehemaligen N26-Kollegen Alexander Talkanitsa hat er das Finanzierungsstartup Finmid aufgebaut. Im Kern bieten sie Software-Firmen damit eine Infrastruktur an, mit der sie wiederum ihren Geschäftskunden Kreditprodukte offerieren können – ein klassisches Beispiel aus dem Bereich Embedded Finance. Delivery-Plattformen wie Wolt oder Glovo bieten ihren Restaurantkunden damit Produkte wie Barvorauszahlungen oder kleine Kredite an.

Die Idee habe sich bereits während ihrer Zeit bei der Fintech-Bank ergeben. „Wir hatten Unternehmer gefragt: ,Was interessiert euch denn eigentlich am meisten an Finanzprodukten?‘ “, so Schertel. Schnell hätte sich herauskristallisiert: Kreditprodukte und Finanzierung. Der Mehrwert sei für verschiedene Branchen unterschiedlich: Während kleine Restaurants oft schon Probleme haben, überhaupt einen Kredit zu bekommen, gehe es bei Industrie-Handelsplattformen eher um die Schnelligkeit, die Finmid ermögliche.

Im Schnitt vergebe das Fintech über die verschiedenen Kreditprodukte – darunter auch Rechnungskäufe und Zahlungsverlängerungen – fünfstellige Summen pro Transaktion. Im Hintergrund kommt das Geld von Private-Debt-Fonds, mit denen das Startup kooperiert. Dabei handele es sich nicht etwa um große Branchenflaggschiffe wie KKR oder Apollo, sondern kleinere, spezialisiertere Fonds. Der Private-Credit-Markt ist laut Beratungshaus McKinsey & Company eines der am schnellsten wachsenden Segmente des Finanzsystems in den letzten 15 Jahren. Das merkt auch der Gründer: Kapitalbeschaffung, das sei kein Problem.

Finmid bereits in 20 Ländern aktiv

Mittlerweile zählt das Berliner Fintech über 60 Beschäftigte. Zu Umsatz oder Kreditvolumina äußern sich die Gründer bislang nicht. Neben N26-Gründer Maximilian Tayenthal sind auch Earlybird Ventures und das Londoner Blossom Capital an Finmid beteiligt. Bislang flossen 35 Millionen Euro in das Fintech.

Ein Faktor, der das Modell für Investoren attraktiv macht, ist Finmids Fokus auf das Infrastruktur-Angebot. „Aus dem Finanzierungsbereich halten wir uns im Idealfall komplett raus“, sagt der Gründer. Der Vorteil: Eine eigene Banklizenz brauchen sie damit nicht. Wie mühsam der Erwerb ebenjener sein kann, kenne er noch aus seiner Zeit bei N26. Die Fintech-Bank hatte teilweise Probleme, neue Lizenzen zu erhalten und Märkte zu erschließen. Für Finmid sei es für die internationale Skalierung daher der effizienteste Weg, unabhängig von Regulierungsbehörden zu arbeiten, so Schertel.

Das Ergebnis: Nur vier Jahre nach der Gründung ist das Fintech bereits in über 20 europäischen Märkten aktiv, acht neue sind gerade erst gestartet. Damit ist Finmid schon heute eines der deutschen Fintechs, mit der stärksten internationalen Präsenz.

Schertel hofft, dass es mit dem Wachstum weitergeht: „Langfristig besteht die Möglichkeit, den ganz klassischen Bankkredit für Unternehmen zu ersetzen.“ Der Erfolg dürfte vor allem daran hängen, wie gut das Team Unternehmen davon überzeugen kann, ihre Kreditprodukte in Zukunft über Plattformen zu beziehen.

Was er für seine Gründung bei N26 gelernt hat, wie er Private-Debt-Fonds als Partner gewinnen konnte und welche internationalen Vorbilder er für Finmid sieht, darüber hat Max Schertel im FinanceFWD-Podcast gesprochen.

Im FinanceFWD-Podcast spricht Schertel über …

… seine Learnings aus der N26-Zeit
… die erste Fundingrunde mit seinem ehemaligen Chef Maximilian Tayenthal
… den boomenden Private-Debt-Markt
… mögliche Geschäftsmodelle von Software-as-a-Service-Plattformen

Den FinanceFWD-Podcast gibt es auch bei SpotifyDeezer oder iTunes. Wenn euch das Format gefällt, freuen wir uns über eine positive Bewertung!