McMakler-Chef Felix Jahn tritt zurück
Deutschlands bekanntestem Immobilien-Startup steht ein personeller Umbruch an oberster Spitze bevor. Firmenchef Felix Jahn verlässt McMakler überraschend. Zuletzt agierte er vor allem als Krisenmanager.
Personalbeben in der Proptech-Szene: Felix Jahn, Gründungsinvestor und Gesicht von McMakler, legt seinen Chefposten bei einem der größten deutschen Immobilien-Startups nieder. Dem Schritt seien „lange und intensive Vorbereitungen“ vorausgegangen, wie er auf dem Karrierenetzwerk Linkedin mitteilte. Jahn verlässt das Startup nach neun Jahren.
Den Rücktritt begründete der 42-Jährige in seinem Post nur indirekt. In den vergangenen Jahren habe es viele Herausforderungen gegeben, so Jahn, „an vielen Tagen schien es wahrscheinlich, dass McMakler diese schwierigen Zeiten nicht überleben würde“. Er verwies beispielhaft auf die Corona-Pandemie und die Zinswende. Vor allem die zuletzt rasant gestiegenen Kreditzinsen belasteten die Nachfrage nach Kaufimmobilien und somit das Geschäft der Berliner.
McMakler erreicht offenbar Gewinnschwelle
McMakler agiert als sogenannter Hybrid-Makler. Das Unternehmen kombiniert das klassische Provisionsgeschäft von Maklern vor Ort mit digitalen Tools, etwa um Immobilien datengestützt zu bewerten und effizient zu veräußern. Investoren hatten das ursprünglich 2015 gegründete Startup mit viel Geld finanziert, bislang flossen rund 200 Millionen Euro in die Firma.
Zuletzt gelang dem zeitweise als Unicorn-Kandidat gehandelten Startup aber offenbar der Turnaround. Zum Ende des abgelaufenen Quartals habe McMakler erstmals die operative Gewinnschwelle („Break even“) erreicht, schrieb Jahn weiter – ein Befreiungsschlag in letzter Sekunde.
Zuvor hatte Jahn im Gespräch mit Capital erklärt, spätestens Anfang des zweiten Quartals neues Geld zu benötigen. Eine weitere Notfinanzierung mit möglicherweise drastischem Bewertungsabschlag dürfte dem Unternehmen nun vorerst erspart bleiben. Dazu Jahn bei Linkedin: „Für mich ist daher an der Zeit, voranzugehen und dem Unternehmen die Freiheit zu geben, in die nächste Phase einzutreten.“
Vier Entlassungsrunden in wenigen Monaten
Für den „Meilenstein“, wie Jahn ihn bezeichnet, zahlte McMakler allerdings auch einen hohen Preis – vor allem die Beschäftigten seines Startups. Um die Kosten zu drücken, setzte Jahn bei seiner zu Spitzenzeiten mehr als 1.000 Mitarbeitenden großen Belegschaft mehrfach den Rotstift an. Auf insgesamt vier Entlassungsrunden brachte es das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren.
Nach Capital-Informationen waren zeitweise nur noch etwa die Hälfte der Belegschaft übrig. Wie aus Geschäftsunterlagen hervorgeht, verfügte etwa die McMakler GmbH im Dezember 2022 über nur noch sieben Mitarbeiter, im Jahr zuvor waren es noch 83 gewesen. Der Großteil der Mitarbeitenden ist aber in einer Gruppengesellschaft angestellt.
Auch auf Führungsebene machten sich die Marktturbulenzen bemerkbar. Mehrere wichtige McMakler-Manager hatten das Startup im vergangenen Jahr verlassen, Finanz-Co-Chef Raphael Thelen und COO Gerrit Ahlers zum Beispiel. Vor wenigen Wochen schied zudem die langjährige Kommunikationschefin von McMakler aus.
Mit dem Abgang von Firmenchef Felix Jahn erreicht der personelle Umbruch bei dem Unternehmen nun den vorläufigen Höhepunkt. Wer ihm als CEO nachfolgt, ist noch nicht bekannt. Jahn war auf Nachfrage von Capital kurzfristig nicht zu erreichen.
