Neue Strategie, neue Marke: Der heimliche Neustart vom Crowd-Marktführer Exporo
Exklusiv: Das Hamburger Crowd-Startup Exporo richtet sein Geschäftsmodell neu aus: Es vermittelt künftig nur noch Immobilien-Finanzierungen, 19 Mitarbeiter müssen gehen. Was passiert jetzt?
Der größte deutsche Schwarmfinanzierer Exporo hat still und leise sein Geschäftsmodell umgebaut. Laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene und Finance Forward will das Hamburger Fintech in Zukunft nur noch als Crowd-Plattform für Immobilien-Investments auftreten – die Objekte aber nicht mehr selbst verwalten. Schon vor Wochen erhielten die 19 Mitarbeiter, die bislang mit dem Objektmanagement betraut waren, die Kündigung per Jahresende, so unsere Recherchen.
In seiner neuen Aufstellung besteht Exporo wie bisher unter dem Dach der Exporo AG aus zwei wesentlichen Geschäftsbereichen: dem Bereich Finanzierung (das Projektgeschäft mit in der Regel neuen Immobilien) sowie dem Bereich Bestand, in dem nur bestehende Immobilien vermittelt werden. Der Schwerpunkt soll dabei künftig auf den Bestandsimmobilien liegen. Letztlich wird Exporo damit in Zukunft nur noch als reiner Vermittler agieren, der das Geld der Anleger weiterleitet, aber nicht länger Immobilien verwaltet. Dies dürfte auch dem Ziel dienen, Kosten zu sparen.
Die junge Plattform Propvest ist das neue Herz der Firma
Offenbar geht die Neuausrichtung auch mit einem schleichenden Branding-Wechsel einher. Zur Erinnerung: Im Juli hatte Exporo unter dem Namen „Propvest“ eine neue digitale Plattform zur Anlage in Bestandsprojekte lanciert. Nun zeigt sich: Propvest ist offenbar das zentrale Produkt und auch der neue Markenname für die Exporo-Bestandsimmobilien-Beteiligungen. So hat Exporo inzwischen sämtliche Bestände intern umgewuchtet. Das Unternehmen führt die rund 65 Bestandsprojekte mit rund 250 Millionen Euro unter Verwaltung nur noch unter der Marke und der Plattform Propvest.
Auffällig: Der Name „Exporo“ taucht auf der Propvest-Seite überhaupt nicht mehr auf, auch nicht im Impressum. Denn auch der Name der eigentlich vermittelnden GmbH – einst Exporo Investment GmbH – wurde geändert in „EPH Investment GmbH“, eine Abkürzung für „Exporo Propvest Hamburg“.
Nach Informationen von Finanz-Szene und Finance Forward sind der Strategieschwenk und der interne Umbau auch eine Folge von Schwierigkeiten, die Exporo in der Projektfinanzierung hatte. Zahlreiche Projekte haben sich in den vergangenen Jahren verzögert (siehe hier). In Marburg waren Exporo – und damit auch die Anleger – sogar in einen handfesten Betrugsfall verwickelt (siehe hier). Zudem brach das Neugeschäft im vergangenen Jahr deutlich ein: Vermittelte Exporo der „Crowd“ noch 2019 als unumstrittener Marktführer mit rund zwei Drittel Marktanteil Immobilienfinanzierungen in Höhe von 196 Millionen Euro, waren es 2020 nur noch 136 Millionen Euro – ein Minus von 31 Prozent.
Zwar führte Exporo die Pandemie als einen Hauptgrund für den Rückgang an. Allerdings stieg das Volumen des Gesamtmarkts für Crowdinvesting ohne Exporo 2020 um immerhin ein Prozent auf 119 Millionen Euro, so die Berechnungen des Portals crowdinvest.de. Zudem hatte Exporo in seinem Geschäftsbericht für 2019 zunächst einen Anstieg des vermittelten Kapitals auf mehr als 400 Millionen Euro prognostiziert, keinen Rückgang – eine Planung, die dann nach unten korrigiert wurde, ohne Details zu nennen.
Eine der Konsequenzen war daher, mit Propvest eine völlig neue Marke aufzubauen, um das weniger rentable, aber auch weniger riskante Bestandsgeschäft zu stärken. Entsprechende Signale sendete das Unternehmen auch an die Investoren, die Exporo im Januar nochmals 16 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hatten. Dem Vernehmen nach hat Propvest allerdings seit dem Marktstart im Juli erst eine niedrige dreistellige Zahl neuer Kunden gewinnen können. Wer sich jetzt wundert, dass auf der Internetseite von „12.500 Anlegern“ die Rede ist – das ist dem internen Umwuchten der Anleger auf die neue Marke Propvest geschuldet, nicht einem Erfolg des Vertriebs.
Ein Exporo-Sprecher bestätigte gegenüber Finanz-Szene die neue Struktur sowie die Entlassungen im Transaktions- und Asset-Management-Team. Allerdings sei es netto aufgrund eines Stellenaufbaus in anderen Bereichen nicht zu einem Mitarbeiterrückgang gekommen. Mitarbeiter hätten zudem die Option, zum neuen Bestandsmanager Sonar Real Estate oder intern auf andere Stellen zu wechseln.
Dass Propvest bislang erst eine dreistellige Neukundenanzahl akquiriert habe, wollte der Sprecher weder bestätigen noch dementieren. Stattdessen wies er darauf hin, dass sich Propvest „im Plan“ entwickele, das Marketing noch nicht sehr intensiv sei.