Seine Büros für das Deutschlandgeschäft eröffnet die Oney Bank in München (Bild: Philipp Bachhuber/Unsplash)

Oney Bank startet in Deutschland – und will von hier aus Klarna überholen

Exklusiv: Mit „Buy now, pay later“-Feature, Rechnungs- und Ratenkauf startet die französische Oney Bank ihr Angebot in Deutschland. Der neue Deutschlandchef war vorher bei Spendit und Payback.

Der Ursprung der Oney Bank liegt nicht in der Banken- oder Finanzwelt, sondern im Handel: Das Institut ist 1983 aus der französischen Warenhauskette Auchan heraus entstanden. Seit vergangenem Jahr hält die Großbank BPCE 50,1 Prozent der Anteile, Auchan den Rest. Das Geschäftsmodell: Absatzfinanzierung und Konsumentenkredite.

Mit diesem gemischten Hintergrund aus Handel und Banking sieht sich die Oney Bank gut aufgestellt, um europäischer Marktführer im Bereich „Buy Now, Pay Later“ werden zu können. Das ist ein ambitionierter Plan, immerhin ist der aktuelle Marktführer Klarna Europas höchstbewertetes Fintech.

Um sein Wachstum zu beschleunigen, hat es Oney jetzt auf Deutschland abgesehen – hier startet es mit einem auf den Markt zugeschnittenen Angebot. Doch die Bank muss nicht bei null anfangen, in Frankreich ist sie bereits groß – und bringt einige internationale Kunden mit.

Ein Handelskonzern macht auf Fintech

Das Unternehmen sieht sich mit der Warenhauskette im Hintergrund als Schnittstelle zwischen Banking und Handel. Damit liegt man im Trend: Die Otto-Gruppe hat kürzlich eine Bafin-Lizenz beantragt, Zalando baut seine Payment-Sparte aus und auch Lidl hat ein eigenes Bezahlsystem gelauncht.

Doch Oney will eher da ansetzen, wo Fintechs wie Klarna, Ratepay und Afterpay bereits erfolgreich sind: beim Kauf auf Rechnung, mitunter auch in Raten. Dafür bietet es seinen Kunden an, die Zahlungen in drei oder vier Schritte zu unterteilen. Das bietet die Bank bereits in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Belgien an.

Extra für den deutschen Markt entwickelt wurde zusätzlich ein Ratenkaufangebot für bis zu zwölf Monate, basierend auf dem gleichen Modell. „Das soll den spezifischen Merkmalen des deutschen Marktes gerecht werden“, so der neue Deutschlandchef Uli Kiendl im Gespräch mit Finance Forward. Er war vorher mehrere Jahre Manager bei dem Kreditkarten-Startup Spendit und bei Payback.

Die dritte Produktsäule von Oney ist das „Buy Now, Pay Later“-Angebot, mit dem man mit Marktführer Klarna konkurriert. Bei Oney können Kunden ihre Einkäufe bis zu 30 Tage lang kostenlos zurückstellen. Um sich von Klarna abzusetzen, kann das nach Ablauf der Zeit mit der Split-Zahlungslösung über drei oder vier Raten kombiniert werden, ohne dass Gebühren anfallen.

Fast acht Millionen Kunden in Europa

„Das kombinierte Fachwissen aus Handel und Banking unterscheidet uns klar von der Konkurrenz“, sagt Kiendl. „Durch die langjährige Erfahrung haben wir Kompetenzen im Online- und Offline-Bereich gesammelt und können die passenden Lösungen basierend auf Kundenerwartungen anbieten.“

Zudem wolle Oney mit einem wettbewerbsfähigen Pricing an den Markt gehen, Einzelheiten dazu seien jedoch Betriebsgeheimnis. „Wir werden aber auch nicht einfach der billigste Anbieter sein“, sagt er. Die Differenzierung zur Konkurrenz sieht Oney vorrangig in der Präsenz in mehreren Ländern, hohen Akzeptanzraten und besserer User Experience. Deutschland sei dabei ein „wichtiger Markt, um europäischer Marktführer zu werden“. In Frankreich sei Oney das bereits.

In München entsteht das neue Büro, das Team von aktuell zwei Mitarbeitern soll schon bald aufgestockt werden. Dahinter steht ein großer Player: Oney führt etwa 500 Händler als Kunden und spricht von 7,7 Millionen Endkunden in elf Ländern. Wie diese KPI konkret definiert wird, ob dafür die Kunden der Händler summiert werden oder ob es um tatsächliche Nutzer der Ratenangebote geht, dazu will sich die Bank nicht äußern. Unter den Händlern sind Unternehmen wie Lidl, Air France und Intersport.

Oney hat es nach eigenen Angaben auf alle Branchen und fast alle Unternehmensgrößen abgesehen, nur ganz kleine Händler seien nicht unbedingt geeignet. Der erste deutsche Neukunde soll noch in diesem Jahr verkündet werden, es gebe aber direkt zum Start einige internationale Kunden aus anderen Märkten, die man für Deutschland habe gewinnen können.