Christian Sewing (links) und Philipp Westermeyer auf der OMR-Bühne (Bild: OMR)

Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing: „Wir waren teilweise arrogant“

„Wir haben den Stolz der Mitarbeiter verloren“: Auf der Finance-Forward-Konferenz gibt sich Deutsche-Bank-Boss Christian Sewing selbstkritisch. Aber er skizziert auch einen Wachstumspfad für sein Institut.

Deutsche Bank-Chef Christian Sewing sieht sein Unternehmen nach schwierigen Transformationsjahren zurück auf Wachstumskurs. Die Bank habe schwere Fehler in der Vergangenheit gemacht, sei teilweise arrogant gewesen und nicht sonderlich integer, erklärte der 53-Jährige im Rahmen der Finance-Forward-Konferenz und des OMR-Festivals in Hamburg. Nun wolle man in aller Demut wachsen, so Sewing.

„Wir haben den Stolz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren“, sagte Sewing im Gespräch mit OMR-Chef Philipp Westermeyer und Moderator Kai Pflaume. „Normale Angestellte haben teilweise nicht mehr zugegeben, dass sie für uns arbeiten. So etwas darf natürlich nicht sein.“ Die Deutsche Bank habe einen schwierigen Restrukturierungs- und Transformationsprozess hinter sich gebracht und blicke nun hoffnungsvoll nach vorne. „Wir haben ganze Bereiche herausgenommen, in denen wir gerne mitgespielt haben, aber nicht gut drin waren. Jetzt besinnen wir uns auf unsere Stärken.“

Inzwischen wachse die Bank auch wieder organisch, so Sewing. Und genau so soll das Wachstum zunächst auch weitergehen. Bei Zukäufen zeigte sich der Bankchef eher zurückhaltend. Zwar hätten Neobroker und Fintechs wie Scalable Capital oder N26 die Bank wachgerüttelt, aber viele Bewertungen seien noch immer zu hoch. Bislang habe man erfolgreich mit diesen Unternehmen kooperiert, und das solle auch vorerst so weitergehen. Angst vor der Konkurrenz habe er nicht, so Sewing.

Auf die Frage von Finance-Forward-Redaktionsleiter Caspar Schlenk, ob die Deutsche Bank bald eines dieser jungen übernehmen könnte, antwortete Sewing eindeutig: „Wir mussten fünf Jahre unseren eigenen Laden drehen. Jetzt wachsen wir erst mal aus eigener Kraft und schauen dann weiter.“ Daran ändere auch nichts, dass die Bewertungen zuletzt ein Stück nach unten gingen.

Sewing zeigte sich überzeugt, dass die Bewertungen für Startups auf längere Zeit niedriger bleiben würden. „Eine reine Marktbewertung wird es so schnell nicht mehr geben.“ Gründer müssten sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren und möglichst schnell profitabel sein. Andernfalls werde es keine Anschlussfinanzierung mehr geben. Letztlich sei diese Entwicklung allerdings zu begrüßen, meint Sewing. „Es ist ein Stück weit die Rückkehr zur Normalität“.

Was heute sonst auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg passiert, könnt ihr auf unserem Youtube-Kanal verfolgen.