Warum die Deutsche Bank beim KI-Hoffnungsträger Aleph Alpha einsteigt
Das KI-Startup Aleph Alpha hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Einst als Europas Antwort auf ChatGPT gefeiert, mehrten sich zuletzt kritische Berichte um die Schlagkraft der Technologie aus Heidelberg. Nun trennen sich zwei Altinvestoren von ihren Anteilen, die Deutsche Bank wiederum steigt ein. Was erhofft sich das Bankhaus davon?
Das Heidelberger KI-Unternehmen Aleph Alpha ordnet seine Investorenliste neu: Die Deutsche Bank steigt als strategische Investorin ein, gleichzeitig verabschieden sich die Berliner Wagniskapitalfirmen 468 Capital und Lakestar aus dem Gesellschafterkreis. Das teilte Aleph Alpha am Donnerstagmorgen mit. Zuvor hatte bereits das Manager Magazin über den Eigentümerwechsel berichtet.
Die Anteile der beiden Aussteiger beliefen sich zuletzt auf rund 15 Prozent und sollen im Rahmen eines Verkaufes von Bestandsinvestoren übernommen werden, darunter die Schwarz-Gruppe und Earlybird VC.
Investoren wollten wohl schon länger raus
Nach Informationen von Capital hat sich die Neuordnung schon seit der Series-B-Finanzierung vor gut einem Jahr angekündigt. Aleph Alpha – eigentlich ein Frühstarter unter den Anbieter von KI-Modellen – war damals im Vergleich zu den besser finanzierten Modellen von OpenAI, Google und Co. zusehends ins Hintertreffen geraten.
Als Reaktion auf den verschärften Wettbewerb hatte Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis seinem Board im Frühjahr eine neue Strategie vorgestellt: weg vom reinen Modell-Entwickler hin zu einer Plattform, auf der Kunden zwischen Sprachmodellen verschiedener Anbieter wählen können. Parallel zum Strategiewechsel hatte Aleph Alpha zudem seine Firmenstruktur angepasst und seine Forschungseinheit unter die Kontrolle einer gemeinnützigen Stiftung gestellt.
Nicht alle glauben an Wertsteigerung des Startups
Der jüngste An- und Verkauf von Firmenanteilen offenbart nun, dass die Investoren anscheinend sehr verschiedene Prognosen darüber treffen, inwiefern sich Aleph Alpha mit seiner Neuaufstellung im Wettbewerb behaupten kann. Offenbar glauben nicht alle an eine weitere Wertsteigerung. 468 Capital und Lakestar wollten sich auf Anfrage nicht zu ihrer Trennung von Aleph Alpha äußern.
Bestandsinvestor Schwarz (Kaufland, Lidl) zeigt sich hingegen optimistisch. „Die Aufstockung unserer Beteiligung unterstreicht einmal mehr unser Vertrauen in das Management, die KI-Lösungen und die Zukunft von Aleph Alpha“, teilte Rolf Schumann, Co-CEO von Schwarz Digits, per Pressemeldung mit. Man sei weiterhin von Aleph Alphas KI-Lösungen überzeugt und setze diese bereits im Retail-Bereich ein.
Stärkung der Deutschland-Allianz
Aleph Alphas Angebot fokussiert sich auf den Vertrieb souveräner KI-Lösungen an deutsche Behörden und Unternehmen, denen es „technologische Unabhängigkeit“ verspricht.
Das Startup hatte bereits in der vergangenen Finanzierungsrunde den Schulterschluss mit deutschen Großunternehmen gesucht, die gleichzeitig ihre Hauptkunden sind. Zu seinen Investoren zählen neben der Schwarz-Gruppe auch der Softwarekonzern SAP und der Industriekonzern Bosch.
Deal mit Deutscher Bank
Die Deutsche Bank soll sich nach Informationen des Handelsblatts mit rund zwei Prozent an Aleph Alpha beteiligen. Teil des Deals ist ein Pilotprojekt, bei dem die Deutsche Bank eine KI-Lösung für Compliance-Checks testen darf. Es handelt sich dabei um ein Joint Venture zwischen dem KI-Anbieter und der Prüfungsfirma PWC, die sich auf die Umsetzung der Dora-Verordnung spezialisiert.
„Der Fokus von Aleph Alpha auf souveräne und nachvollziehbare KI-Lösungen bietet für die hochregulierte Finanzbranche vielfältige Perspektiven, das große Potenzial der Künstlichen Intelligenz verantwortungsvoll und sicher nutzen zu können“, sagt dazu Bernd Leukert, Technologievorstand der Deutschen Bank.
Das Investment der Deutschen Bank reiht sich nun in die Deutschland-Allianz mit SAP. Bosch und Co. ein. Aleph Alpha entwickelt sich damit weiter weg von einer reinen Startup-Wette, die auf ein möglichst steiles Wachstum ausgelegt ist, hin zu einem Strategieprojekt der deutschen Industrie.
Der Eigentümerwechsel ist damit eigentlich die letzte Konsequenz einer Entscheidung, die schon vor einem Jahr getroffen wurde: der Abschied von der Ambition, ein globales Schwergewicht zu werden.
Dieser Text erschien zuerst auf Capital.de.