Creditshelf verdoppelt Umsatz – und reduziert Verluste
Der digitale Kreditgeber Creditshelf legt seine Jahreszahlen vor: Im Vergleich zum Vorjahr wuchs das Unternehmen stark und konnte gleichzeitig die Verluste reduzieren. Die große Frage ist: Wie geht es in der Coronakrise weiter?
Der digitale Kreditgeber konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr fast verdoppeln: 4,5 Millionen Euro setzte Creditshelf 2019 um, im Jahr zuvor waren es noch 2,4 Millionen. Das geht aus den Jahreszahlen hervor, die das börsennotierte Unternehmen heute Morgen vorlegte. Gleichzeitig konnte das Frankfurter Fintech den Verlust von 5,3 Millionen Euro auf 4,9 Millionen Euro verringern. Nur wenige Unternehmen schaffen es gleichzeitig stark zu wachsen und parallel die Kosten zu reduzieren.
Trotzdem muss Creditshelf noch beweisen, dass es auch Geld verdienen kann. Schließlich ist der Verlust immer noch etwas höher als der Umsatz. Das Unternehmen vermittelt Kredite von professionellen Investoren an kleine und mittlere Unternehmen (KMUs). Dabei versucht das Fintech, mit einem automatischen Scoring und einer schnellen Kreditentscheidung zu punkten. Die Höhe der Kredite beläuft sich auf Summen zwischen 100.000 und fünf Millionen Euro.
Finanz-Chef Fabian Brügmann sieht das 2014 gegründete Unternehmen auf gutem Weg zu einem mittelfristig profitablen Geschäftsmodell, in den kommenden Jahren wolle man „in die Gewinnzone kommen“, sagte er im Gespräch mit Finance Forward. Der Umsatz solle weiter wachsen, die Aufwendungen und Personalkosten jedoch verhältnismäßig weniger stark steigen. Im vergangenen Jahr hat das geklappt: Der Personalkosten wuchsen um 16 Prozent, die Umsatzerlöse dagegen um 91 Prozent.
Kreditgeber in der Coronakrise
Die große Frage ist: Wie geht es in der Coronakrise weiter? Zurzeit wagt das Unternehmen noch keine Prognose, wie sich die Situation für die Kreditnehmer entwickelt. „Die Krise wird allerdings nicht in drei Monaten vorbei sein, deshalb müssen wir längerfristige Lösungen finden“, sagt CEO Tim Thabe zu Finance Forward.
Creditshelf spricht derweil mit der staatlichen Förderbank KfW (Finance Forward berichtete), um neben Hausbanken auch die Staatshilfen an Unternehmen vermitteln zu können. Die Maßnahmen würden zudem dazu führen, dass die marktwirtschaftliche Kreditvergabe zum Erliegen kommt, da die Wirtschaft sich in einer akuten Notlage befinde. Ohne ein Eingreifen des Staates würde es zu einer massenhaften Insolvenz kommen, heißt es vom Unternehmen. Welche Folgen das für den Umsatz und die Kreditausfallraten von Creditshelf haben wird, will der CEO noch nicht prognostizieren.
Das Fintech bereitet sich darauf vor, seine bestehenden Kreditnehmer in den kommenden Monaten zu stützen, tilgungsfreie Zeiten seien genauso denkbar wie eine Vorfinanzierung durch Ausschüttung weiterer Kredite in Höhe der Tilgungsbeträge. Das Unternehmen sei bereits in „intensivem Austausch mit den Kunden, um die Krise bestmöglich zu bewältigen“, sagt Thabe. Dass der Bedarf da ist, merkt das Unternehmen besonders im deutlichen Wachstum bei den Kreditanträgen.
An der Börse fiel die Creditshelf-Aktie auch schon vor der Coronakrise von 70 Euro auf etwa 50 Euro. Die Jahreszahlen sind nun ein neuer Test.
Creditshelf lehnte weniger Anträge ab
Das Unternehmen rechnet zudem damit, dass sich die Kreditausfallrate langfristig verbessert, weil Creditshelf durch mehr Daten die Kreditwürdigkeit besser einschätzen könne, heißt es. Wie hoch die Ausfälle sind, will das Unternehmen nicht verraten – es verdient durch ein Provisionsmodell für die vermittelten Kredite Geld.
Allein 2019 nahm Creditshelf 1,3 Milliarden Kreditanträge entgegen. Das Volumen der Anträge wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent, das Volumen der arrangierten Kredite um 74 Prozent auf 88,5 Millionen Euro. Der Anteil der abgelehnten Anträge ist somit zurückgegangen. Kreditanfragen von Bestandskunden und besseres Marketing seien dafür verantwortlich. Die Zielquote ist zehn Prozent. Bedeutet: von 100 angefragten Euro sollen am Ende zehn tatsächlich vergeben werden.
Seit April kooperiert Creditshelf auch mit der Commerzbank. Die Bank, von der auch CFO Brügmann zum Unternehmen kam, vermittelt ausgewählte Kreditanfragen an den Kreditgeber – und soll das Wachstum für die Frankfurter Firma weiter hochhalten.