Warum die Commerzbank in ein Wärmepumpen-Startup investiert
Deutschlands zweitgrößte Privatbank baut ihre Beteiligung an dem Energie-Startup Vamo aus. Der Kölner Spezialist für Wärmepumpen konnte nach eigenen Angaben zuletzt gegen den Branchentrend wachsen. Während der Fachkräftemangel für den Gründer kein Thema ist, hofft die Commerzbank auf neue Impulse im Kreditgeschäft.
Das ging schnell. Knapp ein Jahr nachdem sich die Commerzbank über ihren Frühphasen-VC Neosfer erstmals an dem Energie-Startup Vamo beteiligte, legt das Bankhaus nun nach. Zusätzliche sieben Millionen Euro investiert Neosfer gemeinsam weiteren Geldgebern in den Kölner Spezialisten für Wärmepumpen.
Angeführt wurde die erweiterte Seed-Runde von den beiden Climate-Tech-VCs Extantia Capital und Get Fund. Damit belaufen sich die Mittel aus der Anschubfinanzierung auf nunmehr zehn Millionen Euro. Mehr als zunächst geplant, wie es vom Unternehmen weiter heißt. Die Finanzierungsrunde sei „überzeichnet“ gewesen: „Wir beobachten ein starkes Wachstum trotz rückläufigem Markt“, sagt Jan Ossenbrink, Mitgründer von Vamo.
Wärmepumpen zum Kauf
Das Startup setzt auf das Trendthema Wärmepumpe. Zu Festpreisen bietet es Luft-Wasser-Wärmepumpen inklusive Installation und Wartung an und bildet dafür eigene Montageteams aus. Zusätzlich entwickelt Vamo eine Software, die Heizsysteme clever steuert, um möglichst viel Ökostrom aus Sonne und Wind zu nutzen. Dies soll die Betriebskosten für Verbraucher weiter senken. Das Angebot ähnelt dem von Startups wie Enpal oder 1Komma5°, die jedoch vernetzte Solaranlagen in den Vordergrund stellen. Zu Umsatz- oder Kundenzahlen äußert sich Vamo-Chef Ossenbrink nicht. Nur so viel: „Wir können sagen, dass wir gegenüber dem Vorjahr um den Faktor sechs gewachsen sind.“
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Vamo scheint sich damit in einem schwierigen Marktumfeld zu behaupten. Die Nachfrage nach Wärmepumpen hat sich zuletzt deutlich abgeschwächt, wie die Tagesschau meldete. Mindestens 500.000 Wärmepumpen sollten dieses Jahr neu installiert werden, so zumindest der Plan von Wirtschaftsminister Robert Habeck. Stattdessen rechnet die Branche für 2024 nur mit 200.000 verkauften Anlagen. Hersteller schreiben rote Zahlen, ordnen Kurzarbeit an. Vielerorts drohen auch Entlassungen.
„Der Fachkräftemangel ist ein Mythos“
Bei Vamo ist davon angeblich wenig zu spüren. „Wir gewinnen aktuell Marktanteile, weil wir unseren Vertriebsprozess konsequent digitalisiert und automatisiert haben“, sagt Ossenbrink. „Wenn der Kunde uns circa 30 wichtige Datenpunkte und fünf Fotos liefert, erhält er in ein bis zwei Tagen ein umfassendes Festpreisangebot inklusive detaillierter technischer Beratung. Das ist im Markt einzigartig.“ Er verweist auf andere Online-Anbieter im Markt, bei denen es nach Kaufabschluss oft „zu unerwarteten Problemen“ komme.
Dass es zu wenig Handwerker gebe, beobachte der Gründer nicht. Es gebe keinen Fachkräftemangel, sagt Ossenbrink. „Das ist ein Mythos von Betrieben, die keine Mitarbeiter finden.“ Zwar werde dieses „Phänomen“ durch den demographischen Wandel in den nächsten Jahren zunehmen. Aktuell sei dies jedoch noch kein Wachstumshemmnis. So seien im letzten Jahr rund 1,2 Millionen Heizungen in Deutschland installiert worden. „Mehr als je zuvor“, wie Ossenbrink betont. „Leider waren 85 Prozent davon Öl- und Gasheizungen. Würden wir in diesem Tempo Wärmepumpen installieren, hätten wir die Wärmewende in zehn Jahren erreicht.“
Commerzbank hofft auf mehr grüne Kredite
Dass sich dieser Trend zugunsten von Vamo umkehrt, darauf hoffen letztlich auch die Investoren – allen voran die Commerzbank mit ihrem Frühphasen-VC Neosfer. Dessen Chef Matthias Lais sieht in dem Modell nicht nur die Chance für Banken, Hausbesitzern den Umstieg auf die Wärmepumpe finanziell zu erleichtern. „Über grüne Kredite lässt sich so auch die Wärmewende und die Dekarbonisierung des Gebäudesektors finanzieren“, sagt Lais.
Für den Investor liegt der Vorteil von Vamo gegenüber anderen Anbietern vor allem darin, dass sich das Startup komplett auf Wärmepumpen spezialisiere und dadurch tiefes Fachwissen in diesem Bereich habe. Lais zufolge sei das Angebot über die gesamte Lebensdauer der Heizung den bisherigen Anbietern am Markt überlegen. „Daher stand es für uns außer Frage, uns auch in der neuen Finanzierungsrunde wieder zu beteiligen.“