Michele Romanow ist eine kanadische Unternehmerin und Investorin (Bild: Stephen McCarthy/Collision via Sportsfile)

Nach 215-Millionen-Investment von Softbank: Clearco kommt nach Deutschland

Exklusiv: Seit einigen Wochen mehren sich die Hinweise, dass Clearco nach Deutschland expandieren will. Jetzt hat das kanadische Fintech-Unternehmen die Position des Head of DACH ausgeschrieben.

Michele Romanow gehört in Kanada zu den bekanntesten Gründerinnen. Mit Ende 20 hatte sie bereits vier Unternehmen gestartet und saß als Investorin in der TV-Show Dragons’ Den, dem Vorbild von „Die Höhle der Löwen“. Doch ihre wahre Startup-Karriere begann erst danach: Vor sechs Jahren gründete sie mit ihrem Ehemann Andrew D’Souza das Fintech Clearbanc. Die Idee: Online-Händler können sich auf Basis ihrer Umsätze und Werbeausgaben eine Finanzierung holen, zwischen 10.000 und zehn Millionen Dollar.

Seitdem hat das Finanz-Startup, das heute Clearco heißt, rund 2,5 Milliarden Dollar an junge Firmen vergeben. Im Juli steckte der berüchtigte Softbank Vision Fund II 215 Millionen Dollar in das Unternehmen. Teil des Plans ist es, auch nach Europa zu expandieren. Deutschland steht mit als Erstes auf der Roadmap. Schon Wochen nach dem Funding begann Clearco, hierzulande Facebook-Werbeanzeigen zu schalten.

Seine Pläne formuliert Clearco klar heraus. „Wir kommen nach Deutschland“, heißt es etwa auf Facebook. Zwischenzeitlich hatte das Unternehmen auf LinkedIn nach einem Head of DACH gesucht. „Wir wollen einen größeren Einfluss auf die Welt ausüben, indem wir Tausenden von deutschen Gründern zum Erfolg verhelfen“, hieß es darin. Die Stellenanzeige ist inzwischen wieder deaktiviert, auf Anfrage wollte sich ein Sprecher des Unternehmens nicht äußern.

Expansion und mehr Produkte sollen Profitabilität bringen

In den Niederlanden und Großbritannien ist das Unternehmen in den vergangenen Monaten bereits gestartet. Allein für die Niederlande plant Clearco laut einer Ankündigung, im kommenden Jahr, 100 Millionen Euro in Startups zu stecken. „Wir sehen die Niederlande als einen entscheidenden Markt für unsere Expansionspläne in Europa“, sagte Romanow. „Die Niederlande sind seit langem ein Knotenpunkt in Europa und wir wissen, dass sie ein globales Technologiezentrum mit spannenden Wachstumschancen im E-Commerce sind.“

Doch die Expansionspläne sind nicht die einzige Veränderung, die das Unternehmen seit seinem Rebranding im Frühjahr angeht. Bislang bietet es Gründern hauptsächlich Kapital, das durch Vereinbarungen über Umsatzbeteiligungen zurückgezahlt wird, ihre Anteile verwässern dabei also nicht. Doch Clearco will künftig eine aktivere Rolle für die Startups spielen. „Wir bewegen uns von einem reinen Kapitalgeber hin zu einem langfristigen Partner, der Daten, unser Netzwerk, Beratung und Kapital nutzt“, sagte Mitgründer D’Souza.

Dafür hat Clearco im vergangenen Jahr einige neue Produkte gestartet. Es baute beispielsweise eine Künstliche Intelligenz auf seiner Plattform, die Gründern auf der Grundlage von Benchmarking-Daten und internen Kennzahlen innerhalb von nur 24 Stunden eine Bewertung ihres Unternehmens liefert. Zudem brachte Clearco ein Tool auf den Markt, mit dem das Inventar eines Unternehmens im Voraus direkt von den Lieferanten gekauft und dann nach dem Verkauf der Produkte zurückgezahlt werden kann.

Profitabel arbeitet das Unternehmen noch nicht, wie TechCrunch berichtet. Bei allen seinen Kapitalprodukten nimmt Clearco sechs bis zwölf Prozent an Gebühren, wenn sie zurückgezahlt werden. Im vergangenen Jahr gab Clearco eine Milliarde Dollar für seine Unternehmen aus. Das bedeutet, dass Clearco im vergangenen Jahr mindestens 60 Millionen an Umsatz erwirtschaftet haben wird.