Clark-CEO Christopher Oster (Bild: PR).

Wie sich Clark zum Fintech-Unicorn rechnet – oder auch nicht

Nach der Übernahme von finanzen.de sei Clark ein Unicorn, schreibt das Versicherungs-Startup in einer Pressemitteilung. Wie es auf die Milliarden-Bewertung kommt, erwähnt es dabei nicht. Der Versuch, das einmal nachzurechnen.

Sieben mehr oder weniger offizielle Fintech-Unicorns gibt es hierzulande. Eines (nämlich Raisin DS) entstand durch eine Fusion, die anderen sechs (N26, Trade Republic, Wefox, Mambu, Scalable Capital, Solarisbank) durch entsprechende Funding-Runden. Bei Raisin DS war es nun so, dass sich die Bewertung von mehr als einer Milliarde Euro aus der Quartalsberichterstattung eines der Investoren ableiten ließ. Und bei den anderen sechs? Die kommunizierten einfach die Höhe des Fundings und den sich hieraus ergebenden Unternehmenswert. Das war zwar nicht vollends transparent (unter anderem, weil man das Kleingedruckte eines solchen Fundings ja nicht kennt) – aber wenigstens grob nachvollziehbar.

Und heute nun? Bekommt Deutschland sein achtes Fintech-Unicorn. Nämlich Clark, den Frankfurter Online-Versicherungsmakler. Wie sich dessen Milliarden-Wert errechnet (oder auch nicht), erfahren Sie hier:

– Clark wird heute – wie uns das Unternehmen vorab mitteilte – den Erwerb der „Finanzen Group“ („finanzen.de“) vermelden. Dabei handelt es sich um einen bislang zum Allianz-Konzern gehörenden, auf die Versicherungsbranche fokussierten Spezialisten für Lead-Generierung (sprich: die „Finanzen Group“ führt vor allem Maklern potenzielle Kunden zu).

– Zur Finanzierung des Deals hat sich Clark der Mitteilung zufolge von bestehenden Investoren (etwa: White Star Capital, Tencent, Yabeo) sowie neuen Investoren (etwa: Eldridge, Kreos) frische finanzielle Mittel besorgt.

– Der Kaufpreis für die „Finanzen Group“ wird allerdings nicht komplett in Cash bezahlt, sondern darüber hinaus erhält die Allianz Anteile an Clark. Und zwar so viele, dass der Münchner Versicherer durch die Transaktion „zum größten Minderheitsgesellschafter von Clark“ aufsteigt, wie es in der Mitteilung heißt.

– Und Clark selber? Mutiert hierdurch „zum Unicorn und einem der größten Insurtechs der Welt“, so die Mitteilung weiter.

Und, äh – das errechnet sich jetzt wie? Gute Frage. Denn: Clark informiert zwar über das angebliche Ergebnis (mehr als eine Milliarde Euro) der Rechnung. Wie die Zahl allerdings zustande kommt, dazu findet sich in der Pressemitteilung nicht ein Wort. Der Kaufpreis für die „Finanzen Group“? Geheim. Die Höhe des Fundings für Clark? Geheim. Die künftige Anteilshöhe der Allianz? Geheim.

Was bleibt, ist Rätselraten:

– Nach der jüngsten, knapp 70 Millionen Euro schweren Finanzierungsrunde Mitte Januar schätzte „Finance Forward“ die Bewertung von Clark unter Verweis auf Insider auf 250 bis 350 Millionen Euro.

– Hinzu kommt nun a) der organische Wertzuwachs – den man unterstellen darf, da Clark die Kundenzahl zum Zeitpunkt des Fundings noch mit rund 300.000 angab, inzwischen aber auf 450.000 Kunden kommt – und b) der Wert der „Finanzen Group“ (sollte ein Teil des aktuellen Fundings bei Clark verblieben sein, also nicht an die Allianz geflossen sin, müsste man dieses Geld freilich auch noch in die Post-Money-Bewertung von Clark einbeziehen).

– Die „Finanzen Group“ hat in den vergangenen Jahren mehrmals den Besitzer gewechselt; ein Kaufpreis wurde hierbei (wenn wir es richtig mitgekriegt haben) nie kommuniziert. Ein klitzekleiner Hinweis findet sich im 2020er-Geschäftsbericht der Allianz SE. Dort wird das Eigenkapital der „finanzen.de Vermittlungsgesellschaft für Verbraucherverträge GmbH“ mit 94,2 Millionen Euro und der Verlust mit 12,0 Millionen Euro angegeben. Der Unternehmenswert der „Finanzen Group“ freilich lässt auch hieraus nicht herleiten.

– Nehmen wir mal an, der organische Wert von Clark wäre seit der Januar-Runde von den besagten 250 bis 350 Millionen Euro auf 500 Millionen Euro gestiegen. Dann müsste die „Finanzen Group“ bei der jetzigen Transaktion (sofern die frischen Mittel komplett an die Allianz geflossen sind) mit mindestens ebenfalls 500 Millionen Euro bewertet worden sein. Nehmen wir an, 150 Mio. Euro hiervon wären in Cash geflossen. Dann müsste die Allianz jetzt Anteile im Wert von mindestens 350 Millionen Euro an Clark halten, also mindestens 35 Prozent.

– Leute, die sich im Versicherungsmarkt sehr gut auskennen, sagen nun aber, dass der Wert der „Finanzen Group“ eher „ein guuuutes Stück“ unterhalb von 500 Millionen Euro liefen dürfte …

– … Das aber wiederum hieße, dass das bisherige Clark richtig, richtig viel an Wert zugelegt haben müsste.

Wie auch immer: Es gibt keinen Grund, den wackeren Jungs von Clark den Aufstieg zum Unicorn zu missgönnen. Ein paar Details mehr hätte man allerdings schon gern erfahren.